Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Sachen gehören bestimmt nicht dazu. Ich
habe beobachten können, wie Dafour eine Kiste Wein in den Raum gebracht hat.“
Danyel öffnete den Mund, doch Kilian stoppte
ihn mit der erhobenen Hand. „Nein, lass mich ausreden.“
Danyel klappte den Mund zu und nickte ein Mal.
„Ich bin zufällig dort reingeraten, weil ich
die Bibliothek nicht auf Anhieb wiedergefunden habe. Später dann, nachdem ich
telefoniert hatte, ist mir Dafour begegnet. Er hat mich bedroht. Schon am
ersten Tag im Garten sagte er, ich soll mich nicht in irgendwelche
Angelegenheiten einmischen. Als er mich im Flur gepackt hat, sagte er, ich
solle von hier verschwinden, weil ich hier nichts zu suchen hätte. Er hat mir
auch die Beule verpasst.“
Er pausierte und betrachtete Danyel. Dessen
Mimik spiegelte jedoch nicht wider, was er von den Ausführungen hielt.
„Ich wollte mich nicht von ihm einschüchtern
lassen. Ich dachte, er wäre vielleicht eifersüchtig. Schließlich seid ihr schon
lange Zeit zusammen. Na ja. Vorhin habe ich ihn dann hier am Tisch gesehen. Er
hat in der Schublade gekramt – und vermutlich die Tinte aufgefüllt. Es klirrte
leicht. Aber er hat sich auch etwas eingesteckt. Was das war, konnte ich nicht
sehen. Ich habe nur um die Ecke gelinst und dachte, er habe mich nicht bemerkt.
Hat er aber. Als ich dann eben durch den Park lief, tauchte er plötzlich auf.
Er verlangte, dass ich für mich behalte, was ich gesehen habe. Er drohte mir
damit, dass Monja etwas zustößt, sollte ich nicht die Klappe halten. Zudem will
er, dass ich so schnell wie möglich verschwinde, damit ich ihm nicht mehr
dazwischenfunke. Bei was auch immer …“ Kilian sog tief die Luft ein.
„Das klingt ziemlich abenteuerlich, das ist dir
doch klar, oder?“
„Ja, weiß ich. Das Schlimmste ist aber, dass
ich Monja warnen wollte. Ich rief an und meine Mutter sagte mir, dass Monja
sich heimlich aufgemacht hat, um nach mir zu suchen. Sie ist hier, in Rom,
wurde in der Metro beklaut und nur deshalb weiß meine Mutter davon. Jetzt
glaube ich, dass Dafour sie festhält, bis ich auf seine Forderung eingehe, mein
Zeug nehme und verschwinde.“
„Das ist ein ungeheuerlicher Vorwurf, den du
mir da präsentierst. Dafour ist ein treuer Begleiter, der von Beginn an für die
Pergamente zuständig war und ist. Es ist nicht so, als würde ich dir nicht
glauben wollen. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er mich
hintergeht – mit was auch immer.“
Kilian ließ enttäuscht den Kopf hängen.
„Weißt du, wenn es nur um mich gehen würde,
hätte ich nichts gesagt. Aber es geht auch um Monja. Ich habe Dafour gesagt,
dass er mir keine Angst einjagen kann. Ich sterbe sowieso bald, was habe ich
also zu verlieren? Wenn du mir nicht glaubst, geh rüber und sieh dir den ganzen
Kram an. Frag ihn doch, woher das alles kommt.“
„Es ist eine komische Angewohnheit von dir, mir
Vorschläge zu machen, was ich tun oder lassen soll … aber wenn es der
Wahrheitsfindung dient, gerne. Sehen wir uns den Krempel an. Sollte es für
alles eine plausible Erklärung geben, muss ich davon ausgehen, dass du dir
einen Vorwand gesucht hast, um deine Schuld nicht abtragen zu müssen.“
„Was? Ich lüge nicht! Und außerdem, um den
Preis für den Handel nicht zahlen zu müssen, gäbe es viel einfachere Wege, als
mir das alles auszudenken. Ich hätte mir auch einen Strick suchen und den an
einem der Bäume draußen festbinden können. Mir das Leben zu nehmen, wäre doch
viel leichter gewesen. Scheiß auf die zwei Monate!“, fuhr Kilian ihn wütend an.
Danyel wirkte sichtlich erschrocken, dann
erstaunt. Kilian bemerkte erst, was die Wendung ausgelöst hatte, als er es
fühlen konnte. Eine kühle Hand legte sich auf seinen Nacken und er zuckte
erschrocken zurück.
„Nein. Warte“, wies Danyel ihn an. „Lass sie
gewähren.“
Für die weibliche Anrede konnte es nur eine
Erklärung geben. Pajlin. Kilian erstarrte und spürte erneut die Berührung.
h
Danyel sah fassungslos zu, wie Pajlin hinter
Kilian verweilte und ihre zarte Hand wieder auf seine Haut legte. Sie strich
ihre Kapuze zurück und das sanfte Leuchten, das sie umgab, wurde deutlich. Sie
erstrahlte und zeigte ihre wahre Schönheit. Das kinnlange weiße Haar schimmerte
und umrahmte ihr ebenmäßiges Gesicht. Sie blickte in die Ferne und doch zu
Danyel. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihre Hand
zurückzog.
„Er ist der Schlüssel. Die Se ele ist absolut rein und weiß. Das Herz ist
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