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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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Kilian
gereizt.
    „Ja, ist es. Aber wieder nicht so, wie ich es
zurückgelassen habe.“
    „An mir liegt es nicht; ich mag mich nicht
immer vorbildlich benehmen, aber ich lasse mir nicht vorwerfen, ich würde lügen
oder stehlen!“
    „Warum sollte ich dir das glauben? Vielleicht
bist du ja doch aus einem guten Grund hier …“
    „Ja, bin ich. Weil du meiner Schwester meine
Lebenszeit übertragen hast. Das ist der einzige Grund. Jetzt denk, was du
willst“, motzte er und drehte sich weg.
     
    h
     
    Kilian rauschte beleidigt ab und Danyel konnte
es ihm nicht verübeln. Aber außer Kilian war niemand hier gewesen, weshalb sein
Verdacht berechtigt war.
    Sein Füller lag wieder nicht so, wie er ihn
platziert hatte. Danyel zog die Schublade erneut auf. Die kleinen Tintenfässchen
waren nachgefüllt worden. Sie standen in Reih und Glied, alle mit dem Etikett
nach vorne. Das bezeugte, dass Dafour ebenfalls da gewesen war. Ein Satz neuer
Federn lag wie immer daneben. Sein Füller aber, auf dem samtenen Tuch, lag falsch.
Die Klammer an der Kappe wies nach links, nicht nach rechts.
    Er seufzte und sah zu Pajlin und Teghre, die
sich nur um die Pergamente zu kümmern schienen. Zuerst wollte er sie fragen,
wie lange Kilian während seiner Abwesenheit hier gewesen war, doch die beiden
besaßen nicht das nötige Zeitgefühl dafür. Für sie zählten nur der Blick auf
die Welt, die Registrierung der Geburten und das Schreiben.
    Allerdings hieß das nicht unbedingt, dass sie
nichts von dem mitbekamen, was um sie herum geschah. Er wollte nicht an Kilians
Worten zweifeln, doch Dafours Warnung schlich sich in seinen Sinn. Was, wenn
der doch nicht so danebengelegen hatte? Was, wenn Kilians Handel nur ein
Vorwand gewesen war? Nein, antwortete er sich selbst. Dieser Verdacht ließ sich
nicht mit der Aussage von Pajlin und Teghre vereinbaren .
Hauptsächlich, weil Kilian vor Betreten dieser Gemäuer keine Ahnung davon hatte
haben können, wie die Pergamente beschrieben und wie sie verändert wurden. Nun fragte er sich, ob er es mit seinem Wunsch nach
Abwechslung nicht übertrieben hatte. Zudem schalt er sich selbst einen Narren,
denn Kilians Gefühlswelt hätte ihm die Antwort auf die Frage zeigen können, ob
der die Wahrheit gesagt hatte. Doch statt sie zu lesen, hatte er den Menschen
ziehen lassen. Langsam gewann er den Eindruck, dass er beinahe alles falsch
machte, wenn es um Kilian ging.
     
    h
     
    Enttäuschung, Wut und Ratlosigkeit machten sich
in Kilian breit. Er trat hinaus in die frische Abendluft und hoffte, die würde
ihm einen klaren Kopf bescheren.
    Er hatte nichts Unrechtes getan – es sei denn,
mit den beiden sonderbaren Wesen zu sprechen, galt als Verstoß. Doch konnte er
sich nicht dazu durchringen, Danyel von seiner Beobachtung zu erzählen. Was,
wenn er sich irrte und Dafour ebenso nichts Unrechtes getan hatte, sondern nur
seine Arbeit? Er wollte nicht riskieren, den Herrn der Boten in schlechtes
Licht zu rücken, ohne dass er Beweise vorzeigen konnte. Die zu bekommen würde
schwer werden. Das ganze Zeug im Nebengebäude reichte wohl nicht aus, außerdem
hatte Kilian keinen Schimmer, ob Danyel von all den Sachen wusste.
    Er drehte sich im Kreis. So hatte er sich
seinen Aufenthalt hier nicht vorgestellt – mit Danyel, der unter Stimmungsschwankungen
litt und Dafour, der deutlich gemacht hatte, was er von Kilian hielt.
    Seine Schritte trugen ihn durch die weitläufige
Anlage, bis er sich erneut vor dem Haus der Boten wiederfand. Die Verlockung,
die Einladung auf einen Drink doch noch anzunehmen, war da. Er widerstand ihr
und lief den Weg zurück. Die Dämmerung breitete sich aus und im schwindenden
Tageslicht besaßen der Park und das hoch aufragende Gemäuer des ehemaligen
Gotteshauses eine fast unheimliche Ausstrahlung.
    Plötzlich und wie aus dem Nichts tauchte Dafour
vor ihm auf. Kilian zuckte erschrocken zusammen.
    „Plagt dich ein schlechtes Gewissen?“, fragte
der amüsiert.
    „Nein, aber vor mir taucht nicht oft jemand
einfach so auf. Was willst du?“
    „Was ich will?“, ein boshaftes Grinsen
umspielte Dafours Mund. „Ganz einfach. Ich weiß, dass du mich eben beobachtet
hast. Und wenn auch nur ein Wort über deine Lippen kommt, wirst du das bitter
bereuen.“
    „Ach ja? Warum sollte ich Angst vor dir haben?
Ich sterbe sowieso in weniger als zwei Monaten.“ Kilian verschränkte die Arme
vor der Brust und sah Dafour herausfordernd an. „Wovor soll ich mich noch
fürchten? Verrate mir lieber, warum

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