Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
Leben bescheinigte. All diese Dinge
sind ein Dankeschön.“
Danyel nickte, sah sich beeindruckt um und dann
wieder zu Dafour. „Erstaunlich, dass die Menschen dir Geschenke aus Dankbarkeit
übergeben, die doch eigentlich mir zustünden … zumal hier höchstwahrscheinlich
einiges dabei ist, das wertvoll ist.“ Danyel trat einen Schritt auf ihn zu.
„Glaubst du ernsthaft, du kommst damit durch?“
Dafour wich nicht zurück, doch ein schneller
Seitenblick zu Kilian verriet ihn. „Ich weiß nicht, was du meinst, Danyel.“
Das reichte aus, um Danyel die Fassung
verlieren zu lassen. „Woher kommt das Zeug?“
Dafour zuckte zusammen und blieb die Antwort
schuldig. Doch so schnell gab Danyel nicht auf. Mit einer Hand packte er ihn am
Kragen und hielt ihn fest. Anschließend nutzte er die Kraft seiner Gedanken und
beförderte den gesamten Inhalt von Dafours Taschen nach draußen. Um sie herum
schwebten nun ein Schlüssel, eine kleine rote Kapsel, eine kleine Feder und ein
zusammengerolltes Pergament.
Danyel griff nach Letzterem, rollte es zwischen
den Fingern auf und erkannte sofort, was er in der Hand hielt.
„DU VERRÄTER!“, donnerte er. „Wie kannst du es
wagen, in meinem Namen die Lebenszeit eines Menschen zu ändern? Das hätte ich
nie von dir gedacht!“, schnaubte er verächtlich.
„Du hast auch immer nur auf dich geachtet.
Deine Wünsche, dein Wille, dein Nutzen. Du, du, du … niemand sonst.“
„Ist das deine Entschuldigung? Du findest mich
egoistisch, weil ich die Entscheidungen fälle? Es ist meine Bestimmung! Hast du
das vergessen? Bestimmt nicht, aber sich ein Stück vom Kuchen zu krallen, das
schien dir verlockend genug, um diesen Verrat zu begehen. Jetzt hast du nur
noch eine Möglichkeit, dich vor dem Tod zu retten. Wo ist Monja Hein? Und wehe,
du lügst.“
Dafour schielte auf den Schlüssel, der neben
ihnen schwebte, und Danyel schnappte ihn.
„Danke. Und die passende Tür dazu wirst du mir
zeigen.“
„Ich bin unsterblich“, sagte Dafour gepresst.
„Das Mädchen ist im Keller, Gebäude eins.“
„Ob du unsterblich bist, entscheide einzig und
allein ICH!“
h
Kilian verfolgte gebannt, was sich zwischen den
beiden abspielte. Die eisige Kälte in Danyels Stimme war beunruhigend. Wäre er
an Dafours Stelle gewesen, er hätte vor Angst gezittert.
Dafour sagte nichts weiter und Kilian zählte
selbst eins und eins zusammen. Das Kramen in der Schublade, die kleine
schwebende Kapsel, das gefälschte Pergament mit rot eingetragener Lebenszeit.
Dafour hatte Danyels Blut gestohlen, um mit diesem unerlaubt die Dokumente umzuschreiben.
Was sie hier in dem Raum sahen, war vermutlich nur ein Teil seiner Prämien …
Es wunderte ihn, dass der Herr der Boten eine
ziemlich teilnahmslose Miene zur Schau stellte. Immerhin war ihm gerade an den
Kopf geworfen worden, dass seine Unsterblichkeit in Gefahr war.
„Nein!“ Endlich zeigte Dafour eine Regung.
Panik spiegelte sich auf seinem Gesicht. Erstaunt sah Kilian zu, wie die rote
Färbung seiner Augen verblasste, bis nur noch ein gewöhnliches Braun übrig
blieb. Die blasse Haut wurde von einem leicht sommerlichen Teint ersetzt und
plötzlich wirkten die weißen Haare albern. Deutlicher konnte er nicht
vorgeführt bekommen, dass Danyel kein Mensch war. Unbehagen und Faszination
rangen um die Vorherrschaft und Kilian wurde die Macht bewusst, die Danyel
besaß. Angst hatte er trotzdem nicht vor ihm.
„Geh und lebe unter denen, mit denen du
Geschäfte gemacht hast.“ Danyel spie die Worte förmlich aus und warf ihn von
sich. Dafour taumelte rückwärts, fing sich und eilte zur Tür.
„Du hast zehn Jahre. Sollte ich das Mädchen
nicht unversehrt auffinden, streiche ich dir auch diese“, rief Danyel ihm nach.
Anschließend drehte er sich zu Kilian um.
„Ich habe dir unrecht getan. Doch einen solchen
Verrat hätte ich ihm nicht zugetraut. Ich bin dir zu Dank verpflichtet, denn
ohne dich wäre der Betrug wohl nicht aufgeflogen“, sagte er versöhnlich.
„Danke. Die Entschuldigung weiß ich zu
schätzen. Und jetzt lass uns Monja befreien“, drängte Kilian.
Neunzehn
Nach längerem Herumsitzen hielt Monja die
Untätigkeit nicht mehr aus. Sie lief in dem Raum auf und ab, knetete nervös
ihre Finger und verfluchte sich selbst, dass sie dem Kerl so leichtgläubig
gefolgt war. Wie hatte sie bloß so dumm sein können? Einfach mitzugehen, sich
in die Falle locken zu lassen, ohne auch nur einen Deut Skepsis an den Tag
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