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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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machen und klopfte ihm immerzu mit ihrem
Fächer auf den Handrücken.
    Mr. Archer
war abgesehen von Mr. Garfield der einzige, den der Wein nicht in Hochstimmung
versetzte. Übelgelaunt versuchte er, den Fleck in seiner Hose mit Sodawasser
und Salz zu entfernen.
    Schließlich
öffneten sich die Türflügel, und zwei Diener trugen eine riesige Pastete
herein.
    Es stellte
sich heraus, daß sie eine höchst seltsame Fleischfüllung enthielt, aber die
Gesellschaft war viel zu hungrig, um sich darüber Gedanken zu machen.
    Nur Mr.
Garfield kam der Verdacht, daß die unternehmungslustige Daphne alles, was auf
den Boden gefallen war, unter dem Wasserhahn abgespült hatte – wenigstens
hoffte er das –, es in eine riesige Pastetenform geschichtet und mit Teig
bedeckt hatte. Auf jeden Fall war es bestimmt das erste Mal, daß er Fisch,
Hammel, Kalb, Huhn, Reh und Rinderrouladen zusammen in einem einzigen Gericht
verspeiste.
    Als
schließlich nach einer weiteren Stunde der dritte Gang aufgetischt wurde, war
es nur allzu offensichtlich, welche Gerichte der Koch schon vorbereitet und
welche die schöne Miss Daphne zubereitet hatte. Das gespickte Perlhuhn war
etwas zu kalt, aber sonst köstlich, ebenso wie der Johannisbeer- und der
Himbeerkuchen, die darauf folgten. Aber das Soufflé war zusammengefallen und
klebte traurig am Schüsselboden, und die Makkaroni waren wäßrig und nur halb
gar.
    Daphne
tauchte wieder auf, vor Stolz auf ihren Erfolg ganz rot im Gesicht, und sie
bekam herzlichen Applaus.
    Der
Pfarrer, der bester Stimmung war, weil ihm das bewundernde Aufleuchten in Mr.
Garfields Augen nicht entgangen war, war so
heiter wie seit der letzten Jagd nicht mehr und beschloß, die Gesellschaft mit
einem Lied zu beehren.
    Sein Glas
erhebend begann er in einem mitreißenden Bariton:
    »Kommt, lustig, Gesellen! Dem Ruhme entgegen,
    Damit wir noch mehren dies herrliche Jahr;
    Zur Ehre wir rufen, nicht Sklaven wir ziehen,
    Denn frei sind wir Söhne des Meeres, fürwahr.«
    Daphne, die sich wieder neben Mr. Garfield
gesetzt hatte, erhob sich halb, ganz rot im Gesicht vor Scham, und wollte ihren
Vater zum Schweigen bringen. Aber Mr. Garfield legte seine Hand besänftigend
auf die ihre und deutete belustigt auf die übrige Gesellschaft, die schon die
Gläser hob und lautstark in den Refrain einfiel:
    »Hart wie die Eiche ist unser Schiff,
    Wie Eiche von uns jeder Mann:
    Allzeit bereit,
    Seit an Seit,
    Kämpfend und siegend allen voran.«
    Dann war
Lady Brothers an der Reihe, die mit unsicherer Stimme eine traurige Ballade
sang:
    »Sie ging dahin! Die süße Charlott,
    Ging in die Stille ein;
    Sie ging dahin für immerdar –
    Nimmer kehrt sie heim.«
    Das Ende des Liedes ging in tosendem Beifall
unter, und noch einmal machten die Weinflaschen die Runde.
    Colonel
Cartwright stimmte gleich darauf ein Jagdlied an, natürlich zur Freude des
Pfarrers:
    »Die Jagdzeit ist die schönste Zeit,
    Die schönste Zeit im Jahr,
    Sie ist des Methodisten Leid,
    Die Freud der Säufer Schar.
    Wir lassen die Sorgen und Mühen zu Haus,
    Vergessen, wenn grau schon das Haar ...
    Ein Haufen von Jungs, in Sturm und Braus,
    Vertreibt alle Trübnis fürwahr.«
    Daphne zog vorsichtig ihre Hand unter Mr.
Garfields Hand weg. Ihr war heiß und sehr eigenartig zumute.
    »Sind sie
denn alle betrunken?« fragte sie Mr. Garfield wispernd.
    »Ich weiß
es nicht. Ich weiß nur, daß ich von Ihrer Schönheit trunken bin«, sagte er.
    »Ich bin
enttäuscht von Ihnen, Sir«, sagte Daphne, die jetzt zwischen der
Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, und dem alten Verlangen, ihn
wegzustoßen, hin- und hergerissen war. »Ich dachte, Sie hätten etwas
Originelleres zu sagen.«
    »Manchmal
mache ich mir die Mühe, wenn ich den Eindruck habe, daß es sich lohnt. Aber
warum sollte ich mich für Sie anstrengen, Miss Daphne? Bei Ihrem Geschmack«,
sagte er und deutete mit seinem Monokel dahin, wo Mr. Archer immer noch düster
sein Knie betrachtete, »kann ich mir nur vorstellen, daß Sie bei dem süßen
Klang von Platitüden, Klischees und abgeschmackten Komplimenten vor Freude
erbeben.«
    »Sie sind
sehr unhöflich.«
    »Pscht!
Lady Godolphin hat vor zu singen.«
    Lady
Godolphins Gesicht war gerötet, sie schwankte leicht hin und her und klammerte
sich an einem langen rosa Chiffonschal fest. Dabei räusperte sie sich so
eigenartig, daß Bellsire unter dem Tisch warnend knurrte.
    Die Laute,
die aus Lady Godolphins Kehle drangen, wurden immer sonderbarer und ihr Gesicht
immer

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