Daphne - sTdH 4
Armitage. Sie fiel auf die Knie und umarmte die
Hunde, die sich vor Freude nicht lassen konnten.
»Wer hat
diese Tiere so schlecht behandelt?« rief sie mit blitzenden Augen, und ihr
Busen hob und senkte sich vor Erregung.
Die Hunde
leckten ihr das Gesicht. Daphnes Haare hatten sich aufgelöst und fielen ihr
über die Schulter herab.
Mr.
Garfields Stimme durchdrang das allgemeine Durcheinander. »Es tut mir leid, es
ist alles meine Schuld«, sagte er. »Es sind meine Hunde. Sie wollten nicht
alleine zu Hause bleiben, und deshalb habe ich sie, um Ihre
Dinner-Gesellschaft nicht zu stören, Mylady, in die Wirtschaftsräume sperren
lassen.«
»Wo sie
Schrecken und Verwirrung stifteten«, schluchzte Mice gebrochen. »Mr. Garfield
hat uns befohlen, sie nicht anzubinden und gut zu behandeln. Sie sind aus der
Küchentür gerannt und haben um die Lammkeule gekämpft.«
»Die Sie
zurückerobert und trotzdem aufgetragen haben«, warf Mr. Garfield ein.
»Was blieb
mir denn anderes übrig?« schrie der in die Enge getriebene Butler und
verdrehte die Augen zum Himmel. »Mylady hätte mir die Keule vom Lohn
abgezogen.«
Daphne
murmelte den Tieren besänftigende Worte in die weichen Ohren und warf dabei
von Zeit zu Zeit einen drohenden Blick in die Runde, um zu verhindern, daß
jemand es wagte, den Tieren auch nur ein Haar zu krümmen.
»Warum sind
die Hunde nicht bei Mr. Apsley?« wollte sie schließlich wissen.
»Es hat
sich herausgestellt, daß er Tiere nicht mag«, sagte Mr. Garfield und bewunderte
dabei Daphnes Busen, der sich noch immer hob und senkte. »Deshalb habe ich es
auf mich genommen, sie zu befreien.«
»Oh, das
war aber sehr lieb von Ihnen«, sagte Daphne voller Sympathie. »Ich hätte nicht
gedacht, daß Sie so zartfühlend sind.«
»Das habe
ich alles nur für Sie getan, Miss Daphne«, spöttelte Mr. Garfield.
Daphne
wandte sich schnell ab.
»Hierher,
Freunde«, rief der Pfarrer, und die Hunde rannten zu ihm hin. »Platz!« befahl
er. Bellsire und Thunderer legten sich gehorsam zu seinen Füßen hin.
»Da haben
wir's«, sagte der Pfarrer erfreut. »Das sind wohlerzogene Tiere. Die Diener
haben sie wahrscheinlich ganz falsch behandelt.«
»Meine
Dinner-Gesellschaft ist verdorben«, klagte Lady Godolphin. »Das ganze Zimmer
riecht nach Hund. Bringen Sie sie weg. Räumen Sie alles auf. Ich bin ruiniert,
und wir haben nichts zu essen.«
Daphne
stand auf. »Unsinn!« sagte sie. »Ich mache uns allen etwas zu essen. Mama
hilft mir dabei.«
»Daphne!«
jammerte diese und fuhr sich mit der Hand ans Herz. »Das kann ich nicht. Es
würde mir gar nicht bekommen. Ich spüre schon, daß ein Krampf im Anzug ist.«
»Setzen Sie
sich hin, Mädchen«, sagte Mrs. Nash. »Sie können doch nicht in die Küche
gehen.«
»Ich kann
sehr wohl ein Dinner zubereiten«, sagte Daphne entschlossen.
»Ich habe
zu diesem Zweck einen Koch«, betonte Lady Godolphin.
»Der Koch
hat gekündigt«, verkündete Mice mit düsterem Behagen.
»Wenn man
es genau bedenkt«, lächelte Mrs. Nash selbstgefällig, »sollten wir Miss
Armitage einen Versuch machen lassen, da sie so sehr darauf beharrt, uns zu
bewirten.«
»Mir ist
schon alles egal«, stöhnte Lady Godolphin. »In meinem ganzen Leben habe ich
kein solches Chaos erlebt. Räumen Sie auf, Mice.«
Die Diener
löffelten blitzschnell das verschüttete Essen in die Schüsseln zurück. Ihnen
folgten Hausmädchen mit Schrubbern und Lappen. Daphne verließ still das Zimmer.
»Vielleicht
sollten wir alle nach Hause gehen«, empfahl Lady Brothers.
»Dummes
Zeug«, sagte Colonel Cartwright ganz unerwartet. »Ich halte sowieso nichts
davon, daß die Mädchen heutzutage alles der Dienerschaft überlassen. Zu meiner
Zeit kannte ein Mädchen aus guter Familie Küche und Keller besser als die
Haushälterin.«
»Kann
Daphne denn kochen?« fragte Lady Godolphin leise den Pfarrer.
Der
schüttelte traurig den Kopf. »Wissen Sie, im Pfarrhaus kann überhaupt niemand
kochen, am allerwenigsten Daphne. Reichen Sie den Wein herum und sorgen Sie
dafür, daß alle angeheitert sind. Dann merkt es niemand. Und Garfield können
wir wohl auch vergessen.«
»Da bin ich
mir nicht so sicher«, flüsterte Lady Godolphin. »Wenn er diese Hunde
mitgenommen und sie gehätschelt hat, dann sagt einem doch der gesunde
Menschenverstand, daß er damit Daphne beeindrucken wollte.«
Es verging
eine Stunde, während der die Gäste beachtliche Mengen Wein tranken. Mrs. Nash
begann, dem Pfarrer schöne Augen zu
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