Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
Köpfe. Langsam begann die Gloriole der Truppen dahinzuschwinden, und
die wunderbaren Uniformen verloren allen Glanz.
    Ein
Schlachtgetümmel hätte den Soldaten auch nicht mehr geschadet. Wo der Boden
hart war, rutschten sie aus; wo er weich war, sanken sie bis zu den Knien ein.
Das Wasser lief ihnen die Ärmel herab und ergoß sich in einem Schwall in ihre
Stiefel, so daß sie bei jedem Schritt quatschten und patschten.
    Auch am
Schirmgriff floß das Wasser herunter, und es tropfte durch die dünne Seide auf
Daphnes Kopf. Ihr hübscher Strohhut weichte auf, und ihre Füße in den gelben
Seidensandalen begannen in den Morast, der sich zu ihren Füßen bildete,
einzusinken.
    Schlimmer
war, daß sich die Umstehenden immer näher herandrängten, um etwas von dem
Sonnenschirm zu haben, und Daphne fest an Mr. Garfield gedrückt wurde. »Es ist
nicht anständig«, dachte Daphne, »daß ein Musselinkleid so wenig Schutz bietet.«
Sie hätte genausogut nackt sein können. Sie spürte jeden Muskel an Mr.
Garfields athletischem Körper. Vergeblich versuchte sie, von ihm abzurücken. Da
es ihr nicht gelang, wand sie sich hin und her, aber das machte alles nur noch
unangenehmer.
    In ihrer
Pein drehte sie sich um und fand sich Brust an Brust mit einem fetten,
rotgesichtigen Mann, dessen Augen hinterhältig aufblitzten. Da drehte sie sich
lieber wieder zurück.
    »Es ist
besser, das bekannte Übel zu wählen...«, hörte sie irgendwo über sich Mr.
Garfield murmeln.
    Bis auf die
Haut durchnäßt und total ramponiert stand die Blüte der Londoner Gesellschaft
mit stoischem Gleichmut da, während der Regen rauschte, der Donner grollte und
Blitze zuckten.
    Nach zwei
endlosen Stunden fuhr die Kutsche des Prinzregenten schließlich ab, und die
Parktore wurden geöffnet.
    Mr.
Garfield hielt Daphne zurück, als sie versuchte, sich wie von Sinnen einen Weg
durch die Menge zu bahnen.
    »Wir sind
so naß«, sagte er bedauernd und warf die Reste ihres Sonnenschirms weg, »daß es
uns nichts ausmacht, noch nasser zu werden. Die Leute trampeln uns tot, wenn
wir versuchen, jetzt zu gehen.«
    Er führte
sie zu einer großen schützenden Eiche. Daphne zog ihre dünne Gazestola fester
um ihre Schultern.
    Nie zuvor
war sie sich ihres Körpers so bewußt gewesen. Nie zuvor hatte sie ihn so sehr
in der Öffentlichkeit gezeigt. Ihr nasses Kleid klebte an ihr. Der schlaffe
Rand ihres Strohhuts hing ihr über die Augen. Ungeduldig riß sie an den Bändern
und ließ ihn auf den Boden fallen.
    Mr.
Garfield zog seinen Rock aus und legte ihn ihr um die Schultern. Er lächelte in
einer Weise auf sie herab, die ihr die Kehle zuschnürte und ihr angst machte.
    »Bitte
lassen Sie uns jetzt gehen«, sagte sie, weil sie das Gefühl hatte, sie könne es
nicht länger ertragen.
    Sie machte
sich auf den Weg durch den Morast.
    Und dann
glaubte sie plötzlich, im strömenden Regen die elegante Gestalt Mr. Archers zu
sehen. Er ging auf das Tor zu und trug einen großen Schirm.
    Das war die
Rettung. Von ihm erwartete sie ihr Heil. Der langweilige, phantasielose Mr.
Archer, der ihr nie Angst einjagte und bei dem es ihr nicht immer heiß und kalt
über den Rücken lief.
    Daphne
hörte Mr. Garfield hinter sich rufen, aber sie achtete nicht darauf.
    Sie stürzte
der sich entfernenden Gestalt mit dem Schirm nach. Im nächsten Moment steckte
sie bis zu den Strumpfbändern in dem aufgeweichten Boden. Sie arbeitete, um
sich zu befreien. Mr. Garfield kam von hinten und legte seinen starken Arm um
ihre Taille, um ihr zu helfen. Als sie seinen festen muskulösen Arm unter
ihrem weichen Busen spürte, kämpfte Daphne vor Erregung so wild und heftig, daß
sie beide kopfüber in den Modder fielen.
    Mr.
Garfield lag in seiner ganzen Länge neben Daphne auf dem Boden, stützte den
Kopf auf eine Hand und blickte ihr belustigt in die weit aufgerissenen,
verschreckten Augen.
    »Schöne
Daphne«, sagte er. »Sie sind das einzige weibliche Wesen, das ich kenne, das
selbst, wenn es mit Schlamm bedeckt ist, noch wundervoll aussieht.« Immer noch
lachend zog er sie in die Arme und küßte sie ohne Rücksicht auf den strömenden
Regen und den morastigen Boden. Einen kurzen Augenblick lang waren seine Lippen
auf ihren Lippen die einzige Verbindung, die sie mit der Welt
hatte. Und dann wurde sie sich der Situation bewußt. Sie hatte ganz unbewußt
ihre Arme um seinen Nacken gelegt. Sie lagen im Morast, und eine
vorübergehende Dame brach in hysterisches Gelächter aus, als sie zu

Weitere Kostenlose Bücher