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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ganz
unkonventionell und trägt eine scharlachrote Jacke. Dabei sollten Pfarrer auf
der Jagd Purpurrot tragen. Und dann hat er ja auch diese dumme Falle für Dr.
Philpotts gebaut.«
    »Er ist ein
ausgesprochener Exzentriker, glaube ich«, sagte Mr. Garfield, »aber Sie dürfen
nicht zu streng mit ihm sein. Es ist schön und gut, wenn Sie mir diese Dinge
erzählen, aber ich bitte Sie, sie nicht in Gesellschaft zu wiederholen.«
    »Warum
nicht?«
    »Nun«,
begann er nachsichtig, »meiner Meinung nach ist es nicht richtig, wenn Sie
Familienmitglieder kritisieren, auch wenn viele, die den Ton angeben, genau das
tun. Sie klatschen auch eine Menge – boshaften Klatsch. Es ist eigentlich nicht
so wichtig, aber viele würden mit dem größten Vergnügen das Gerücht verbreiten,
daß Mr. Armitage als Jäger ein Versager ist. Seine Extravaganz würde verurteilt
werden, und das würde ihn unglücklich machen. Er ist sehr stolz auf seinen Ruf,
glaube ich.«
    »Es wird
sich doch bestimmt niemand die Mühe machen, über einen Landpfarrer viele Worte
zu verlieren.«
    »Ihr Vater
ist kein gewöhnlicher Pfarrer. Er hat die Gesellschaft in Erstaunen versetzt,
weil er drei seiner Töchter denkbar gut verheiratet hat. So etwas erregt Neid.
Die große Welt wäre nur zu glücklich, wenn sie etwas fände, über das sie
spotten könnte. Es gibt viele Ehe stiftende Mamas, die Ihren Vater geradezu
hassen und das Gefühl haben, daß ihr Liebling wenigstens einen der be gehrten
Männer hätte haben können, wenn ihn nicht die Armitage-Schwestern
weggeschnappt hätten. Sie scheinen ja wirklich das gewisse Etwas zu haben, das
selbst eingefleischte Junggesellen weich werden läßt.«
    »Wie Sie
einer sind?« Daphne errötete über und über im selben Moment, als ihr die Worte
herausgerutscht waren.
    »Miss
Daphne«, sagte er leise, drehte seinen Rücken der glitzernden See zu und nahm
ihre beiden behandschuhten Hände in seine.
    »Ich bin
ein überzeugter Junggeselle oder habe mich wenigstens immer für die Sorte Mann
gehalten, die niemals heiratet. Vielleicht deshalb, weil ich nie einer Frau
begegnet bin, die –«
    »Juhu!«
    Beide
fuhren herum und fragten sich, wer ihnen so vulgär zurufen könnte.
    Eine
hübsche, etwas zu auffallend geschminkte und etwas zu tief dekolletierte Dame
winkte Mr. Garfield aus einer offenen Kutsche zu. Sogar die unerfahrene Daphne
erkannte, daß sie der Halbwelt angehörte.
    Sie wandte
empört den Kopf.
    »Simon!«
hörte sie rufen. »Hilf mir aussteigen, John. Simon!« Die Stimme kam näher. »Ich
habe meinen Augen nicht getraut.«
    »Madam, ich
habe Sie nie zuvor gesehen.« Mr. Garfields Stimme war zu Eis erstarrt, und
Daphne entrang sich ein Seufzer der Erleichterung. Sie drehte sich wieder um.
Die Dame war inzwischen mit Hilfe ihres Kutschers ausgestiegen und trippelte
nun auf Mr. Garfield zu; die lange Schleppe ihres Musselingewandes hatte sie
dabei über einen Arm gelegt.
    »Falls Sie
mich nicht gehört haben sollten, Madam«, sagte Mr. Garfield, der mit steinernem
Ausdruck auf sie herunterschaute, »ich habe Sie noch nie gesehen.«
    »Oh!« Die
Dame rang dem Ersticken nahe nach Atem und preßte sich ein parfümiertes
Tüchlein an den Mund. »Wie kannst du so etwas sagen? Wo du doch seit zwei
Jahren mein Gönner bist.«
    Daphne spürte,
wie ihr vor Scham ganz heiß wurde. Die Dame schauspielerte nicht. Ihr Kummer
schien echt zu sein. Und Junggeselle sein bedeutet ja nicht, im Zölibat zu
leben, überlegte Daphne.
    »Simon.«
Die hübsche Dame faßte Mr. Garfield jetzt am Ärmel »Weise mich
nicht ab. Du warst schon zwei Wochen nicht mehr bei mir. Ist sie der
Grund?«
    Daphne
wollte gehen. Mr. Garfield sagte: »Bleiben Sie, Miss Daphne.«
    »Madam«,
wandte er sich an die Dame und befreite sich aus ihrem Griff, »ich gebe Ihnen
fünf Sekunden, um sich umzudrehen und zu Ihrer Kutsche zu gehen, sonst rufe ich
die Wache.«
    »Simon!«
    »Eins!«
    »Oh, Miss«
– zu Daphne – »fangen Sie nichts mit ihm an. Schauen Sie nur, wie es mir geht.«
    »Zwei.«
    »Drei,
vier, fünf.« Mr. Garfield schnaubte vor Wut, dann rief er mit erhobener Stimme:
»Wache! He, Wache!«
    Die Dame
rannte so schnell zu ihrer Kutsche, daß sie der erstarrten Daphne wie ein
farbiger Schmetterling vorkam. Sie bedrängte ihren Kutscher heftig, und die
Kutsche setzte sich schnell in Bewegung.
    Mr. Garfield
ergriff Daphnes Arm ziemlich grob und schob sie eilig auf eine Mietkutsche zu.
    »Lassen Sie
mich in Frieden!« rief Daphne wütend.

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