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Darf ich Dir vertrauen

Darf ich Dir vertrauen

Titel: Darf ich Dir vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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DVDPlayer für die hinteren Fahrgäste starrte. Unwillkürlich dachte sie daran, dass der Wagen, mit dem Cord nicht auffallen wollte, weitaus luxuriöser war als die, die die meisten Bewohner von Ridge jeden Tag fuhren.
    Er hatte sie nach ihrer Schwester gefragt.
    Sie würde lieber an sein Auto denken.
    Oder an Dinge, vor denen sie sonst zurückschreckte. Zum Beispiel die Tatsache, dass sein Körper hinter dem Steuer noch größer und kräftiger wirkte. Oder dass ihre Großmutter davon geschwärmt hatte, was für ein attraktives Paar sie beide abgaben.
    Vermutlich war er ebenso so froh wie sie, dass sie ihrer Familie endlich entflohen waren.
    „Madison?“
    „Sie wurde angefahren“, erwiderte sie. „Es war schwer für sie, aber inzwischen kommt sie ziemlich gut damit zurecht.“ So gut man mit einer Schiene vom Fuß bis zum Oberschenkel leben konnte.
    Cord startete den Motor und schaltete den Scheibenwischer ein. Die Straße war menschenleer. „Freut mich, das zu hören. Sie scheint ein großartiges Mädchen zu sein.“
    „Das ist sie.“ Madison fühlte, wie ihre Schultern sich entspannten, als sie sich anschnallte und er losfuhr. „Sie ist später zur Schule gekommen, hat es aber schon fast aufgeholt.“
    „Und der Rest?“
    Sie warf ihm einen Blick zu.
    „Es muss mehr als ein gewöhnlicher Unfall gewesen sein“, fuhr er fort. „Bis auf Jamie wurden alle still, als ich fragte, was geschehen ist.“ Offenbar hatte sie sich zu früh entspannt.
    „Gehört es zu den Dingen, an die Sie nicht denken wollen?“ fragte er leise.
    Es war das Ding.
    Sie senkte den Blick.
    „Es war meine Schuld.“
    Ausweichen  war  sinnlos.  Irgendwie  war  es  einfacher,  die  Wahrheit  auszusprechen. Sie loszuwerden.
    „Ihre Schuld?“ Er bog in eine schmale Seitenstraße ein. „Jamie hat gesagt, dass sie ein Kind war, als es passierte. Wie alt waren Sie?“
    „Sie war vier. Ich war fünfzehn.“
    „Also waren Sie selbst fast noch ein Kind.“
    „Aber ich sollte auf sie aufpassen“, sagte sie. „Ich weiß nicht mehr, wo Mom und Dad waren, aber Taylor verbrachte das Wochenende bei einer Freundin.“ Cord hatte Fotos von Taylor gesehen. Grandma hatte sie ihm im Familienalbum gezeigt, genau wie Taylors Ehemann, ihre Kinder und die jüngeren Brüder. „Also musste ich auch auf die beiden Jungs aufpassen. Ich kann mich nicht erinnern, wer von ihnen die Kettensäge herausgeholt hat. Jedenfalls wollten sie ein Baumhaus bauen und einen Ast abschneiden, der im Weg war.“ Sie hatte die Säge gehört, erzählte sie ihm. Sie war in den Garten gerannt und hatte Russ und Scott gerade das gefährliche Werkzeug abgenommen, als sie vor dem Haus Reifen quietschen hörte.
    Anders als sie geglaubt hatte, war Jamie nicht direkt hinter ihr gewesen, sondern der Katze auf die Straße gefolgt.
    „Sie lag tagelang im Koma“, murmelte Madison.
    Der Regen prasselte aufs Dach, während sie mit dem blauen Band an ihrer Kapuze spielte und zum tausendsten Mal daran dachte, was sie damals hätte anders machen können und was Jamie ihretwegen noch alles versäumen würde.
    Erst nach einem Moment merkte sie, dass sie nicht mehr fuhren.
    Sie hob den Kopf. Cord hatte hinter dem weißen Lieferwagen gehalten, der in der Gasse hinter dem Pub stand.
    „Ich habe versucht, es ihnen zu erklären. Aber mein Vater hörte mir gar nicht zu.
    Er schrie, dass so etwas nie passiert wäre, wenn ich verantwortungsvoller gewesen wäre. Und dass Taylor so etwas nie zugelassen hätte. Er hatte Recht.
    Taylor wusste immer, was zu tun war.“ Sie lächelte matt. „Das weiß sie noch immer. Sie hat die erstaunliche Begabung, immer das Richtige zu tun und zu sagen. Grandma meint, es ist ein Geschenk des Himmels.“ Stoff raschelte, als Cord sich zu ihr drehte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er den Sitzgurt löste und einen Arm aufs Lenkrad legte. „Was ist mit Ihrer Mom?
    Hat sie Ihnen auch die Schuld gegeben?“
    „Sie hat es nie laut ausgesprochen. Aber damals hat sie kaum mit mir geredet.
    Mit keinem von uns. Sie war so oft im Krankenhaus, dass wir sie manchmal mehrere Tage hintereinander nicht sahen. Selbst nachdem Jamie nicht mehr in Lebensgefahr schwebte. Allein in den ersten beiden Jahren musste fünf oder sechs Mal operiert werden.“ Ihre Mom war nur nach Hause gekommen, um zu schlafen und sich zu waschen.
    Cord wusste nur zu gut, wie es war, mit einem verantwortungsvolleren Geschwisterkind verglichen zu werden. Er wusste auch, welchen Schaden es

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