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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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ähnlich sah. Sie tat sich nie selber leid. Es gab zu viele Menschen auf der Welt, die echte Probleme hatten.
    Das schrille Kreischen von wenigstens einem halben Dutzend Piccolo Petes durchschnitt die Luft, und Maddie ließ vor Schreck fast den Korkenzieher fallen. »Verdammt«, fluchte sie und fasste sich ans Herz. Vor ihrer Terrassentür konnte sie die blassen Schatten der Abenddämmerung und
die sich verdunkelnde Oberfläche des sonst smaragdgrünen Sees sehen. Sie schenkte sich ein Glas Rotwein ein, nahm es mit auf die Terrasse und stellte es aufs Geländer. Auf der Nachbarterrasse und am Strand darunter tummelten sich etwa ein Dutzend Gäste. Am Wasser ragten aus dem Sand drei Mörserrohre gen Himmel. Mehrere Kinder hielten Wunderkerzen in den Händen, während die Männer sie beaufsichtigten und noch mehr Piccolo Petes und andere Feuerwerkskörper zündeten, die blinkten wie kleine Stroboskoplichter. Der Rauch von Bomben in allen erdenklichen Farben verschleierte den Strand, und die Kinder rannten durch den bunt gemusterten Dunst wie Flaschengeister.
    Mick Hennessy, der im Mund ein Zunderholz wie einen Zigarillo hatte, stand mit dem Profil zu ihr. Sie betrachtete die Konturen seiner breiten Schultern und seine schwarzen Haare und sah den Jungen neben ihm, der zu ihm aufblickte. Jetzt reichte er seinem Neffen eine Funken sprühende Wunderkerze, und Travis wirbelte auf einem Fuß herum und wedelte wie wild damit. Mick nahm das Zunderholz aus dem Mund, sagte etwas, und Travis hörte prompt auf und hielt den Feuerwerkskörper starr vor sich wie eine Statue.
    Maddie nippte nachdenklich an ihrem Wein. Mick gestern im Baumarkt zu sehen, war ein echter Schock gewesen. Sie war so auf ihre Giftschachtel konzentriert gewesen, dass sie ihn erst bemerkt hatte, als er unmittelbar neben ihr stand. Als sie in seine blauen Augen aufgesehen und bemerkt hatte, wie ähnlich sie denen seines Vaters waren, war ihr ein fassungsloses »Oh Gott!« entfahren.
    Sie ließ das Glas sinken und stellte es wieder auf dem Geländer ab, während sie Mick und seinen Neffen weiter
beobachtete. Maddie hatte keine Ahnung, was sie von ihm halten sollte. Sie wusste einfach nicht genug über ihn, um sich eine Meinung bilden zu können, aber im Grunde war es auch egal. Ihr Buchprojekt hatte rein gar nichts mit ihm zu tun, dafür umso mehr mit dem Dreiecksverhältnis zwischen Loch, Rose und Alice. Schließlich war Mick, genau wie Maddie, nur ein unschuldiges Opfer.
    Louie Allegrezza und zwei andere Männer knieten nahe am Wasser und bestückten mehrere Sodawasserflaschen mit Flaschenraketen. Dann steckten sie eine Zündschnur nach der anderen an, und Maddie sah zu, wie die Raketen in hohem Bogen übers Wasser flogen und mit einem leisen Pop-Pop-Pop explodierten.
    »Passt auf die Gören auf«, rief Lisa ihrem Mann von oben zu.
    »Die sind ungefährlich«, rief der zurück, während er die Flaschen neu bestückte. Wie aufs Stichwort sausten vier der Raketen schnurstracks gen Himmel, während die fünfte direkt auf Maddie zuschoss. Hektisch warf sie sich zu Boden, als sie an ihrem Kopf vorbeizischte.
    »Scheiße!«
    Die Rakete landete hinter ihr und explodierte. Mit hämmerndem Herzen rappelte sie sich auf und schaute entrüstet über das Geländer.
    »Entschuldigung«, rief Louie ihr reumütig zu.
    Durch die schwache Tönung der grauen Nacht schaute Mick Hennessy zu ihr auf und sah sie sekundenlang an. Seine dunklen Augenbrauen hoben sich, als sei er überrascht, sie zu sehen. Dann schaukelte er lässig auf die Fersen zurück und lachte, als wäre das alles urkomisch. Seine Wangengrübchen
und die Belustigung in seinen leuchtenden Augen erweckten den Eindruck, als sei er so vertrauenswürdig und harmlos wie ein Pfadfinder. Doch harmlose Pfadfinder trugen ihre beigefarbenen Hemden züchtig zugeknöpft und brav in die Hosen gesteckt. Ein Pfadfinder ließ sein Hemd nicht offen, um mit einem Waschbrettbauch und einem leckbaren Glückspfad anzugeben, der über sein Brustbein weiter nach unten verlief, seinen Nabel umkreiste und unter dem Bund seiner Levi’s verschwand. Nicht, dass sie auch nur annähernd in Gefahr schwebte, irgendwas an ihm zu lecken. Aber nur, weil er war, wer er war, und sie war, wer sie war, hieß das noch lange nicht, dass sie mit Blindheit geschlagen war.
    »Louie, warn uns, bevor du diese Dinger losgehen lässt«, rief Lisa über den Lärm hinweg. »Maddie, kommen Sie zu uns rüber. Hier sind Sie sicherer.«
    Mit Mühe riss Maddie den

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