Darf's ein Küsschen mehr sein?
Blick von Micks Brust los und schaute durch den drei Meter breiten Garten zu ihrer Nachbarin hinüber. Unter Sicherheitsaspekten ergab es keinerlei Sinn, ihre eigene Terrasse gegen Lisas einzutauschen. Doch da der Anblick von Micks Brust der größte Kick war, den sie seit Wochen gehabt hatte, war sie offenbar zu Tode gelangweilt und von sich selbst genervt.
Also stand sie auf, schnappte sich ihr Glas und legte die kurze Strecke zurück. Sogleich wurde sie mit Louies Tochter Sofie und deren Freundinnen bekannt gemacht, die eigentlich in Boise studierten und nur übers Wochenende in Truly waren. Sie lernte mehrere Nachbarinnen aus den Häusern weiter unten am Strand kennen: Tanya King, eine zierliche Blondine, die aussah, als würde sie den ganzen Tag kopfüber von der Decke hängen und Sit-ups machen, und Suzanne
Porter, deren Ehemann Glenn mit ihrem halbwüchsigen Sohn Donald unten am Strand Feuerwerkskörper in die Luft jagte. Danach verlor sie den Überblick und konnte sich nicht mehr merken, wer wer war, wer wo wohnte oder wer schon wie lange in der Stadt lebte. Alles verschwamm miteinander, mal abgesehen von Louies Mutter und seiner Tante Narcisa, die an einem Tisch saßen, gleichermaßen missbilligende, finstere Gesichter machten und in schnellem Baskisch miteinander sprachen. Diese Frauen konnte sie auf keinen Fall vergessen.
»Möchten Sie noch etwas zu trinken?«, fragte Lisa. »Ich hab einen baskischen Rotwein und Chablis da. Sie können aber auch ein Bier oder eine Cola haben.«
»Nein, danke.« Sie hielt demonstrativ ihr halb volles Glas hoch. »Ich bin heute Abend ein genügsamer Gast.« Sie musste am nächsten Tag früh aufstehen und sich an die Arbeit machen, und von Wein bekam sie oft Kopfschmerzen.
»Bevor ich Louie geheiratet und Pete bekommen hab, gerieten diese Grillpartys am Vierten Juli immer total außer Kontrolle. Haufenweise Besoffene und gefährliche Feuerwerke.«
Soweit Maddie es beurteilen konnte, hatte sich nicht viel geändert.
Die letzte Frau, der sie vorgestellt wurde, war Lisas Schwägerin Delaney, die aussah, als wäre sie im zwölften Monat schwanger.
»Der Geburtstermin ist erst im September«, verkündete Delaney heiter, als hätte sie Maddies Gedanken erraten.
»Sie machen Witze.«
»Nein.« Delaney lachte, und ihr blonder Pferdeschwanz
streifte ihre Schulter, als sie den Kopf schüttelte. »Ich kriege Zwillingsmädchen.« Sie deutete zum Strand. »Das ist mein Mann, Nick, da unten bei Louie. Er wird ein toller Vater.«
Wie aufs Stichwort drehte sich der tolle Vater in spe um, und sein Blick suchte seine Frau. Er war groß, unglaublich gut aussehend und der einzige Typ auf der Party, der Mick Hennessy in puncto Aussehen Konkurrenz machen konnte. Dann erblickte er seine Frau und sah niemanden sonst mehr an. Es war eben nichts so sexy wie ein Mann, der nur Augen für eine Frau hatte. Besonders wenn sie aussah wie Buddha.
»Geht es dir auch gut?«, rief Nick Allegrezza.
»Du meine Güte«, schimpfte Delaney und schrie zurück: »Ja.«
»Vielleicht solltest du dich lieber setzen«, schlug Nick besorgt vor.
Sie breitete hilflos die Arme aus. »Mir geht’s gut.«
Maddies Blick schweifte zu Mick, der sich jetzt auf ein Knie niedergelassen hatte und Travis half, ein blinkendes Stroboskoplicht anzuzünden. Sie fragte sich, ob er je nur eine Frau so angesehen hatte oder ob er eher wie sein Vater war und Augen für viele Frauen hatte.
»Die Lunte brennt«, schrie Louie, und Maddies Blick schoss verunsichert zu den Flaschenraketen, die zum Himmel sausten. Diesmal schwirrte keine davon haarscharf an Maddies Kopf vorbei. Stattdessen explodierten sie alle über dem See. Ihr Herzrasen legte sich wieder. Vor Jahren hatte sie sich in einem Selbstverteidigungskurs freiwillig als Versuchskaninchen gemeldet und die Wirkung einer Elektroschockwaffe an sich testen lassen. Sie war wirklich kein Angsthase, aber diese Flugkörper beunruhigten sie.
»Letzte Woche hab ich leichte Wehen bekommen, und der Arzt hat gesagt, die Babys kommen wahrscheinlich zu früh«, erklärte Delaney und zog Maddies Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Nick flippt deshalb total aus, aber ich bin ganz entspannt. Wir sind durch die Hölle gegangen, um diese Mädchen zu bekommen. Die schwierige Phase ist jetzt vorbei, und alles andere wird glattlaufen.«
Maddie hatte ihr ganzes Erwachsenenleben lang versucht, nicht schwanger zu werden, und fragte sich, was Delaney durchgemacht hatte. Sie kannte sie aber nicht gut
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