Darf's ein Küsschen mehr sein?
Woche dauern.«
Na toll. »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
Auf dem Heimweg von den Potters machte Maddie kurz am Lebensmittelladen Halt und kaufte sich ein Feinkosthähnchen und Excedrin-Tabletten. Carleen war reserviert und wenig entgegenkommend gewesen, und Jewel hatte aus ihrer Feindseligkeit keinen Hehl gemacht. Maddies Kopf hämmerte, sie war frustriert von ihrer Erfolglosigkeit und hatte das dringende Bedürfnis, jemanden an die Wand zu klatschen.
Mit einem blauen Einkaufskorb am Arm reihte sie sich in die Schlange an Kasse Nummer drei ein. Wenn sie das nächste Mal mit Carleen und Jewel sprach, würde sie die Sache weniger kühl und sachlich angehen, sondern es mit
dem scheißfreundlichen Ansatz probieren. Und wenn das auch nicht klappte, würde sie rabiat werden wie ein Gast in einer Proleten-Talkshow und sie alle in ihre HinterwäldlerÄrsche treten.
»Ich hab Sie vorhin schon bei Value-Rite gesehen«, sagte eine Frau in der Schlange an der Kasse nebenan.
Maddie, die gerade ihren Korb aufs Förderband stellte, schaute auf. »Meinen Sie mich?«
»Ja.« Die Frau hatte kurze dunkle Haare und trug ein T-Shirt mit dem Foto ihrer Enkel drauf. »Carleen hat gesagt, Sie hätten sich nach Rose und Loch Hennessy erkundigt.«
Wow, in Kleinstädten verbreiteten sich Neuigkeiten echt rasant. »Das stimmt.«
»Ich bin mit Rose zusammen aufgewachsen. Sie hatte ein paar Probleme, aber sie war ein guter Mensch.«
Ein paar Probleme. Nannte man das so, wenn jemand wie wild auf zwei Menschen schoss? Maddie würde es eher einen psychotischen Zusammenbruch nennen. »Ganz bestimmt.«
»Diese kleine Kellnerin hat nur gekriegt, was sie verdient hat. Man lässt sich eben nicht mit verheirateten Männern ein.«
Müde, frustriert und jetzt echt angepisst, zischte Maddie: »Sie sind also der Meinung, dass es jede Frau, die sich mit einem verheirateten Mann einlässt, verdient, auf dem Fußboden einer Kneipe ihr Leben auszuhauchen?«
Die Frau hievte einen Sack Kartoffeln auf das Förderband. »Ich meine ja nur, wenn man sich mit dem Mann einer anderen einlässt, läuft man eben Gefahr, verletzt zu werden. Das ist alles.«
Nein, das war nicht alles, aber Maddie war so klug, den Mund zu halten.
Maddie pfefferte ihre Aktentasche aufs Sofa und blickte zu dem Porträt ihrer Mutter auf dem Couchtisch. »Tja, das war reine Zeitverschwendung.« Missmutig kickte sie ihre Schuhe von sich und legte das Foto mit der Vorderseite nach unten. Nach diesem Scheißtag konnte sie das fröhliche Gesicht ihrer Mutter nicht ertragen.
Sie lief barfuß in die Küche und griff in den Kühlschrank nach der Flasche Merlot, die sie am Tag zuvor geöffnet hatte. Doch dann überlegte sie es sich anders und schnappte sich den Skyy-Wodka, ein Diet Tonic und eine Limone. Manchmal musste sich frau einfach einen genehmigen, auch wenn sie allein war. Während sie sich Wodka in ein Highballglas goss und das Tonic dazukippte, ging ihr der George-Thorogood-Song I Drink Alone durch den Kopf. Sie hatte das Lied noch nie gemocht. Vielleicht lag es an ihrer schriftstellerischen Ader, aber den Refrain »yeah, with nobody else« fand sie echt überflüssig. Klar war man, wenn man allein trank, mit sonst niemandem zusammen.
Genau in dem Moment, als sie Eiswürfel und eine Limonenscheibe ins Glas gleiten ließ, klingelte es an der Tür. Maddie schnappte sich ihren Drink und nippte daran, während sie das Wohnzimmer durchquerte. Sie erwartete niemanden, und der Mensch vor ihrer Haustür war der Letzte, mit dem sie rechnete.
Durch den Spion erblickte sie Mick Hennessy. Sie schloss auf und öffnete die Tür. Die Spätnachmittagssonne fiel über Micks Wange und seine Mundwinkel. Über einem Muskelshirt trug er ein blaukariertes Hemd, dessen Ärmel er knapp über seinen gewölbten Bizepsen abgeschnitten hatte. Das Blassblau im Karomuster passte perfekt zu seinen Augen
und brachte seine gebräunte Haut und sein schwarzes Haar zur Geltung, als sei er eigentlich dazu bestimmt, als Herzensbrecher das Cover einer Zeitschrift zu zieren und mit seinem Sexappeal die Auflage zu steigern.
»Hallo, Maddie«, sagte er mit seinem tiefen Timbre und hielt eine Visitenkarte hoch.
Scheiße! Alles, was ihr heute noch fehlte, war eine Auseinandersetzung mit Mick. Sie trank noch einen Schluck zur Stärkung und wartete darauf, dass er sie anbrüllte. Stattdessen ließ er ein fantastisches Lächeln aufblitzen.
»Ich hab Ihnen doch versprochen, Ihnen den Namen eines
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