Darf's ein Küsschen mehr sein?
musste. Jedenfalls vorerst. »Tja, denken Sie drüber nach.« Sie behielt die eine Hand in der Tasche und die andere am Griff ihrer Aktentasche und lächelte. »Und wenn Sie es sich anders überlegen, rufen Sie mich an.«
Carleen steckte die Karte in ihre blaurote Schürze. »Ich überleg es mir nicht anders. Die Vergangenheit sollte man lieber ruhen lassen.«
Vielleicht. Doch was Carleen nicht wusste, aber noch früh genug herausfinden würde, war, dass Maddie nur selten ein Nein akzeptierte.
»Nein. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
Maddie stand auf der Veranda von Jewel Finley, der zweiten Kellnerin, die damals im Hennessy’s gearbeitet hatte. »Es dauert nicht lange.«
»Ich bin beschäftigt.« Jewel hatte sich die Haare auf pinkfarbene Lockenwickler gedreht, und Maddie glaubte, den Duft von Dippity-do zu riechen. Gott, gab es das Zeug immer noch zu kaufen? »Ich war mit Rose gut befreundet und rede nicht schlecht über sie«, erklärte Jewel. »Was ihr damals zugestoßen ist, war eine Tragödie. Ich werde ihr Pech nicht auch noch ausschlachten.«
Ihr Pech? »Ich habe nicht die Absicht, irgendetwas auszuschlachten, sondern die Geschichte aus der Perspektive aller Beteiligten zu erzählen.«
»Sie haben die Absicht, damit Geld zu machen.«
»Glauben Sie mir, es gibt einfachere Methoden, Geld zu machen.« In Maddie stieg die Wut hoch, doch sie hielt sich klugerweise zurück. »Kann ich zu einem günstigeren Zeitpunkt noch einmal wiederkommen?«
»Nein.«
»Vielleicht, wenn Sie nicht ganz so beschäftigt sind.«
»Ich sprech nicht mit Ihnen über Rose, und ich glaub auch nicht, dass es sonst irgendwer tut.« Sie trat zurück ins Haus. »Auf Wiedersehen«, brummte sie unfreundlich und schloss die Tür.
Unbeirrt steckte Maddie eine Visitenkarte ans Fliegengitter der Verandatür und lief zu ihrem Mercedes, der am Straßenrand parkte. Es war nicht nur so, dass Maddie kein Nein akzeptierte. Sie war wie der verdammte Terminator und würde wiederkommen.
»Wissen Sie, wann er wieder da ist?«
»Das hängt davon ab, ob die Fische anbeißen. Wenn es schlecht läuft, schon morgen. Wenn es gut läuft, wer weiß.« Levana Potter las Maddies Visitenkarte und schaute auch auf die Rückseite. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass er noch alles aus jener Nacht weiß.« Die Frau des pensionierten Sheriffs blickte auf. »Es verfolgt ihn immer noch.« Maddie hatte Levana vor ihrem Haus im Ranch-Stil angetroffen, wo sie im Blumenbeet wühlte, und die gute Nachricht lautete, dass der Sheriff ganz bestimmt zu einem Gespräch mit Maddie bereit wäre. Die schlechte Nachricht lautete, dass ihr Termin von den launischen Seeforellen abhing. »Kannten Sie die beteiligten Parteien?«
»Klar.« Levana steckte die Visitenkarte in ihre Blusentasche und zog sich ihren Gartenhandschuh wieder über. »Die Hennessys leben schon seit Generationen hier. Aber Alice kannte ich nicht besonders gut. Die wenigen Male, die sie in den kleinen Eis- und Geschenkladen kam, der mir damals in der Nähe der Third gehörte, hab ich mich kurz mit ihr unterhalten. Hübsches Ding. Schien süß zu sein. Sah aus wie ein Engel. Sie hatte ein kleines Töchterchen, das weiß ich noch. Nach Alices Tod kam ihre Tante her und hat das Mädchen mitgenommen. Keine Ahnung, was aus dem Kind geworden ist.«
Maddie lächelte leise. »Wissen Sie den Namen noch?«
Levana schüttelte den Kopf, und ihr weißes dauergewelltes Haar wehte leicht in der Brise. »Himmel, nein. Das ist jetzt neunundzwanzig Jahre her, und ich hab das Kind nur ein paarmal gesehen. Verflixt, ich hab manchmal schon Mühe, mich an meinen eigenen Namen zu erinnern.«
»Alice wohnte auf dem Roundup-Wohnwagenplatz.«
»Verflixt, den haben sie schon vor Jahren dem Erdboden gleichgemacht.«
»Ja, ich weiß. Aber ich finde keine Unterlagen über die Leute, die eventuell zur selben Zeit wie Alice und ihre Tochter dort gewohnt haben.« In ihren Tagebüchern hatte Alice die Vornamen von ein paar Frauen erwähnt. »Erinnern Sie sich an eine Frau namens Trina, die vielleicht neben Alice gewohnt hat?«
»Hmm.« Levana schüttelte den Kopf. »Da klingelt bei mir nichts. Aber Bill weiß das bestimmt«, überlegte sie und meinte damit ihren Ehemann. »Er erinnert sich an jeden, der je in dieser Stadt gelebt hat. Wenn er von seiner Angeltour zurückkommt, gebe ich ihm Ihre Karte.«
»Danke. Ich fahre morgen weg, aber übermorgen bin ich wieder da.«
»Ich richte es ihm aus, aber das kann noch bis nächste
Weitere Kostenlose Bücher