Darf's ein Küsschen mehr sein?
Halsgrube zu vergraben.
Maddie Dupree hatte irgendwas. Abgesehen von dem schönen Gesicht, dem geilen Körper und dem köstlichen Duft ihrer Haut. Etwas, das ihn zwang, an sie zu denken, wenn er eigentlich an andere Dinge denken sollte. Was ihn ablenkte, wenn er sein Buchhaltungssystem auf Fehler überprüfte.
Wieder nahm Travis seine Position ein und holte aus. Diesmal traf er und schleuderte den Ball zwischen das zweite und dritte Laufmal. Er ließ den Schläger fallen und raste los zum ersten Laufmal, wobei sein Helm hin und her rutschte. Der Ball sprang auf und rollte am Außenfeldspieler vorbei, der hinterherhechelte. Der Trainer am ersten Mal drängte Travis weiterzulaufen, und er schaffte es bis zum dritten Laufmal, bevor der Außenfeldspieler den Ball aufhob und ihn ein paar Meter weit warf. Travis rannte weiter und schlitterte vorbildlich ins Ziel, während der Außenfeldspieler und der Spieler sich am zweiten Laufmal um den Ball stritten.
Mick brüllte vor Begeisterung und gab Travis das Daumen-hoch-Zeichen. Stolz wie Oskar, als wäre er der Vater des Jungen und nicht bloß der Onkel. Im Moment war er der Mann in Travis’ Leben. Travis hatte seinen Vater schon
fünf Jahre nicht mehr gesehen, und Meg wusste nicht, wo er sich rumtrieb. Oder, was wahrscheinlicher war, wollte auch gar nicht wissen, wo die Niete abgeblieben war. Mick hatte Gavin Black nur ein einziges Mal gesehen, auf Megs Hochzeit. Er hatte ihn mit einem Blick als Versager eingeschätzt und recht behalten.
Travis wischte sich die Hose ab und gab dem Trainer seinen Helm. Er klatschte seine Mannschaftskameraden ab und setzte sich zu ihnen auf die Bank. Dann schaute er grinsend zu Mick, wobei seine Zahnlücke wie ein schwarzer Schatten in dem kleinen Mund aufblitzte. Hätte Gavin Black jetzt vor Mick gestanden, hätte er ihn mit Arschtritten traktiert und über den gesamten Schulhof getrieben. Wie konnte ein Mann bloß seinen Sohn im Stich lassen? Vor allem, nachdem er ihn zwei Jahre lang großgezogen hatte. Und wie hatte seine Schwester so einen Loser heiraten können?
Mick legte die Hände auf die Knie, als der nächste Schlagmann ins Aus schlug und Travis’ Mannschaft auflief. Das Beste für Travis und Meg wäre es, wenn Meg einen netten, zuverlässigen Mann fände. Jemanden, der gut zu ihr und Travis wäre. Jemand, der innerlich gefestigt war.
Er liebte Travis und würde sich immer um ihn kümmern. Genau wie er sich früher um Meg gekümmert hatte. Aber er war müde. Es kam ihm so vor, als forderte sie immer mehr, je mehr er gab. In gewisser Hinsicht hatte sie sich in ihre Großmutter verwandelt, und Mick war Truly zwölf Jahre lang ferngeblieben, um von Loraine wegzukommen. Er fürchtete, dass Meg zu abhängig von ihm würde, wenn er es zuließ. Das wollte er nicht. Nach einem Leben voller Aufruhr, ob nun als Kind oder während seiner Einsätze in Kriegsgebieten,
sehnte er sich nach etwas Ruhe und Frieden. Tja, so viel Ruhe und Frieden, wie man eben haben konnte, wenn man zwei Kneipen besaß.
Meg gehörte zu den Frauen, die einen Mann in ihrem Leben brauchten, jemanden, der ihr mehr Ausgeglichenheit gab, aber das konnte er nicht leisten. Er dachte an Maddie und ihre Beteuerungen, dass sie keinen Ehemann suchte. Den Spruch hatte er schon öfter gehört, aber ihr nahm er ihn ab. Er wusste nicht, was sie beruflich machte, wenn sie überhaupt arbeitete, aber sie brauchte ganz offenkundig keinen Mann, der sie finanziell unterstützte.
Mick stand auf und lief zum Schlagkäfig, um einen besseren Blick auf Travis zu bekommen, der mitten auf dem Spielfeld stand und seinen Handschuh in die Luft reckte, als rechnete er damit, dass der Ball vom Himmel fiel und genau darin landete.
Er hatte gestern nicht vorgehabt, Maddie zu küssen, sondern ihr nur schnell Ernies Karte und das Mäusemotel vorbeibringen und gleich wieder gehen wollen. Doch in der Sekunde, als sie die Tür öffnete, waren seine Pläne den Bach runtergegangen. Das schwarze Kleid hatte sich eng an ihre verführerischen Kurven geschmiegt, und er hatte an nichts anderes mehr denken können, als es aufzubinden. An den Bändern zu ziehen und sie auszupacken wie ein Geburtstagsgeschenk. Sie am ganzen Körper zu berühren und zu schmecken.
Er umklammerte den Maschendraht. Gestern war sein Timing echt mies gewesen, aber er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er Maddie wieder küssen würde.
»Hallo, Mick.«
Er warf einen Blick über die Schulter und sah Jewel Finley
auf sich
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