Darf's ein Küsschen mehr sein?
Achseln seiner Hemden schnüffelte, bevor er sie anzog, hatte sie großzügig hinweggesehen, weil er durchtrainiert und echt sexy war. Sogar mit seiner Biertrinkerei und seinem Krieg-der-Sterne -Tick hatte sie sich arrangiert, weil schließlich niemand perfekt war. Doch als er ihr eröffnete, sie bekäme einen »fetten Arsch« wie ihre Mutter, hatte sie ihn aus ihrem Leben verbannt. Niemand lästerte über ihren Hintern und beleidigte ihre tote Mama. Doch Dwayne ließ sich nicht restlos verbannen. Alle paar Wochen fand Adele auf ihrer Veranda das ein oder andere Geschenk, das sie ihm einmal gemacht hatte, oder irgendwelches Zeugs, das sie nach der Trennung bei ihm vergessen hatte. Die Sachen lagen einfach
da. Kein Zettel. Kein Dwayne. Bloß irgendwelche Gegenstände.
»Ich hab ihm mal zum Geburtstag einen Darth Vader aus einer limitierten Auflage geschenkt.« Adele ließ ihr dichtes blondes Haar wieder über den Rücken fallen. »Den hab ich mit abgeschnittenem Kopf auf der Veranda gefunden.«
Maddie verstand Dwaynes Problem mit dem Geschenk völlig, wenn auch aus anderen Gründen. Hätte sie ein Geburtstagsgeschenk ausgepackt und einen Darth Vader darin vorgefunden, ob aus einer limitierten Auflage oder nicht, wäre sie auch ganz schön sauer gewesen. Trotzdem. Gewalt, egal in welcher Form, durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. »Du musst dir eine Alarmanlage anschaffen. Hast du noch den Elektroschocker, den ich dir besorgt hab?«
Adele hielt still, während die Näherin ihren Armumfang maß. »Irgendwo.«
»Du musst ihn suchen und Dwayne damit außer Gefecht setzen.« Als sich Nan Maddies Oberteil zuwandte, ließ sie die Arme sinken. »Oder noch besser, ich besorg dir noch eine Cobra wie meine, dann kannst du ihm fünfzigtausend Volt in den Arsch pumpen.«
Ohne den Körper mit zu bewegen, drehte Adele den Kopf und schaute Maddie an, als sei sie hier die Durchgeknallte. »Bringt ihn das nicht um die Ecke?«
Maddie dachte kurz nach. »Hat er’s am Herzen?«
»Ich glaub nicht.«
»Dann wohl nicht«, antwortete Maddie. Nan trat einen Schritt zurück, um ihre Fortschritte zu bewundern. »Aber er wird sich krümmen, als würdest du ihn ins Jenseits befördern.«
Adele und Clare klappten bestürzt die Kinnladen runter, als hätte Maddie das letzte Fünkchen Verstand, über das sie noch verfügte, jetzt auch noch verloren. Aber Lucy nickte. Immerhin hatte sie mit einer Serienmörderin um ihr Leben kämpfen müssen und wusste aus Erfahrung, wie wichtig Selbstverteidigungsutensilien waren. »Und wenn er am Boden liegt, besprühst du ihn noch ordentlich mit Pfefferspray.«
»Dwayne ist zwar ein Vollidiot, aber nicht gewalttätig«, erklärte Adele. »Aber der Anblick von Darth Vader hat mich an was Furchtbares erinnert.«
»Woran denn?« Wenn Dwayne Adele je geschlagen hätte, würde Maddie ihn gnadenlos zur Strecke bringen und höchstpersönlich mit dem Elektroschocker ausschalten.
»Er hat noch mein Prinzessin-Leia-Sklavinnenkostüm.«
Fasziniert rutschte Clare an die Sofakante. »Du hast ein Sklavinnenkostüm?«
Maddie hatte nur eine Frage. »Willst du mich verarschen?«
Lucy immerhin zwei. »Was ist das?« Und: »Meinst du einen Metallbikini?«
Adele nickte, als gehörte ein Sklavinnenbikini aus Metall in die Garderobe einer jeden Frau. »Ja. Und ich hätte ihn wirklich gern in einem Stück zurück.« Nach kurzer Überlegung fügte sie hinzu: »Na ja, die zwei Teile … und den Armreif und das Halsband.« Die Mienen ihrer Freundinnen, die von Entsetzen bis Besorgnis alle Nuancen abdeckten, mussten ihr nun doch aufgefallen sein, denn sie fügte hastig hinzu: »Hey, für das Kostüm hab ich eine Menge Schotter ausgegeben, und ich will es zurück.« Die Näherin ließ von ihr ab, um sich ein Maß zu notieren, und Adele verschränkte
empört die Arme. »Jetzt erzählt mir nicht, dass ihr Mädels noch nie Rollenspiele gemacht habt.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich hab mal so getan, als sei mein damaliger Freund Jude Law. Doch da er nichts von seinem Glück wusste, zählt das wohl nicht.«
Clare, die stets darum bemüht war, dass sich alle besser fühlten, beichtete: »Tja, ich hab Sebastian mal erzählt, dass ich stolze Besitzerin von Kostümen und Handschellen bin.« Sie rutschte aufs Sofa zurück. »Aber das war gelogen. Sorry, Mädels.«
Maddie warf einen verstohlenen Blick auf die drei Näherinnen, deren Mienen jedoch so unbewegt waren wie die von Sonntagsschullehrerinnen.
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