Darf's ein Küsschen mehr sein?
Scheißtag. Er war so nett, mir das Mäusemotel vorbeizubringen, und dann hat er mich geküsst.« Sie spießte ein Stück Hühnchenfleisch mit Avocado auf. »Und danach hab ich’s total vergessen.«
Wieder erstarrten die drei.
»Ich borg mir kurz mal deinen Lieblingsspruch«, flachste Lucy. »Willst du mich verarschen?«
Maddie schüttelte den Kopf. Vielleicht hätte sie das lieber für sich behalten sollen. Zu spät.
Diesmal hob Clare die Hand. »Moment mal. Erklär mir nur eins.«
»Klar.« Maddie beantwortete die Frage, die sie für die naheliegendste hielt. Die, die sie selbst gestellt hätte. »Er ist echt sexy, und er hat’s voll drauf. Meine Schenkel sind fast in Flammen aufgegangen.«
»Das war nicht meine Frage.« Clare schaute sich verstohlen um, wie immer, wenn sie fand, dass Maddie sich in der Öffentlichkeit danebenbenahm. »Du hast mit Mick Hennessy rumgemacht, und er hat keine Ahnung, wer du bist? Was passiert deiner Meinung nach, wenn er es rauskriegt?«
»Vermutlich wird er echt sauer.«
Clare beugte sich ungläubig vor. »Vermutlich?«
»Ich kenne ihn nicht gut genug, um seine Reaktion einschätzen zu können.« Und ob sie das tat. Sie wusste, dass er stocksauer wäre, und ihr war klar, dass sie es irgendwie verdiente. Auch wenn man fairerweise sagen musste, dass es bisher wirklich noch keinen günstigen Zeitpunkt gegeben hatte, es ihm zu sagen. Und schließlich war nicht sie bei ihm zu Hause aufgekreuzt und hatte ihn abgeküsst, bis er keine Luft mehr bekam. Sondern er bei ihr.
»Wenn du es ihm sagst, sorg dafür, dass du deinen Cobra-Elektroschocker dabeihast«, riet Lucy.
»Er ist nicht gewalttätig. Es wird nicht nötig sein, ihn damit niederzustrecken.«
»Du kennst ihn doch gar nicht.« Adele zeigte mit ihrer Gabel auf Maddie und wies sie auf das Offensichtliche hin. »Immerhin hat seine Mutter deine umgebracht.«
»Und was du uns selbst dauernd predigst: Es sind die stinknormal aussehenden Typen, vor denen man sich in Acht nehmen muss«, erinnerte Clare Maddie.
»Und dass wir ohne Selbstverteidigungsutensilien alle leichte Beute sind.« Lucy lachte und prostete ihr zu. »›Und bevor du dich’s versiehst, trägt irgendein Kerl deinen Kopf als Kopfputz.‹«
»Erinnert mich noch mal, warum ich mit euch dreien befreundet bin.« Vielleicht, weil sie die einzigen lebenden Menschen waren, denen sie am Herzen lag. »Ich sag’s ihm schon noch. Ich warte nur auf den richtigen Moment.«
Clare lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Oh, mein Gott.«
»Was?«
»Du hast Angst.«
Maddie nahm ihre Margarita in die Hand und trank so lange, bis ihr ganz kalt wurde. »Ich würde es eher etwas nervös nennen.« Sie legte ihre warme Hand an ihre Stirn. » Angst hab ich vor nichts.«
Das schwarze Metallgestell der hochauflösenden Revo-Brille saß fest auf Micks Nase, und die blau verspiegelten Gläser schützten seine Augen vor der glühend heißen Spätnachmittagssonne. Während er den Schulparkplatz überquerte, wandte er den Blick nicht von Spieler Nummer zwölf mit dem blauen Hennessy’s-T-Shirt und dem roten Schlaghelm. Er war so beschäftigt damit gewesen, die Bücher durchzugehen und bei Großhändlern Bier zu bestellen, dass er das erste Inning verpasst hatte.
»Komm schon, Travis«, rief er und setzte sich auf einen Platz in der untersten Reihe der Zuschauertribüne. Er beugte sich gespannt vor und stützte sich mit den Unterarmen auf die Oberschenkel.
Travis legte den Schläger auf eine Schulter und näherte sich dem schwarzen Gummi-T. Er vollführte ein paar Übungsschwünge, wie sein Trainer es ihm gezeigt hatte, während das gegnerische Team, Brooks Insurance, mit gezückten Spielhandschuhen auf dem Feld stand und wartete. Travis nahm die perfekte Schlagmannposition ein, holte aus und verfehlte den Ball völlig.
»Macht nichts, Kumpel«, rief Mick ihm aufmunternd zu.
»Diesmal kriegst du ihn, Travis«, schrie Meg von oben, wo sie mit ihren Freundinnen und den anderen T-Ball-Moms in der obersten Reihe saß.
Mick sah kurz zu seiner Schwester und richtete den Blick wieder aufs Spielfeld. Das Abendessen gestern bei ihr war echt in Ordnung gewesen. Sie hatte Steaks mit Ofenkartoffeln gemacht und war die lebenslustige Meg gewesen, die die meisten Menschen kannten. Doch die ganze Zeit über hatte er nicht dort sein wollen. Sondern am anderen Ende der Stadt. In einem Haus am See bei einer Frau, von der er nichts wusste. Um über Mäuse zu reden und seine Nase in ihrer
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