Darf's ein Küsschen mehr sein?
»Wird sie dich denn mit Fragen belästigen?«
Es gab mehr als nur eine Methode, wie eine Frau einen Mann belästigen konnte. Und komm nicht her und bilde dir ein, mir sagen zu können, was ich zu tun und zu lassen habe. Mir ist scheißegal, ob es dir passt oder nicht. Ich werde das Buch schreiben. Sie war stinksauer und stur gewesen, und verdammt sexy dabei. Ihre großen braunen Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. »Nein«, antwortete er. »Sie wird mich nicht mit Fragen belästigen.«
Meg wartete, bis Micks Truck vom Parkplatz fuhr, bevor sie tief durchatmete und die Hände an die Wangen legte. Sie drückte mit den Fingern gegen die Schläfen und schloss die Augen vor dem Druck, der sich in ihrem Kopf aufbaute. Madeline Dupree war in der Stadt, um ein Buch über ihre Eltern zu schreiben. Es musste doch etwas geben, womit man sie davon abhalten konnte. Es sollte nicht erlaubt sein, dass jemand einfach das Leben anderer zerstörte. Es sollte gesetzlich verboten werden, herumzuschnüffeln und in der Vergangenheit anderer zu wühlen.
Meg öffnete die Augen wieder und starrte auf ihre weißen Reeboks. Es würde nicht lange dauern, bis alle in der Stadt Bescheid wussten. Bis sie zu klatschen und zu tratschen anfingen und sie anschauten, als würde sie bald durchdrehen.
Sogar ihr Bruder sah sie manchmal an wie eine Verrückte. Mick bildete sich ein, so gut im Vergessen zu sein, doch es gab gewisse Dinge, die nicht mal er je vergessen würde. Tränen verschleierten ihren Blick und tropften zwischen ihren Schuhen auf den Schotter. Mick verwechselte auch Emotionen mit Geisteskrankheit. Doch im Grunde konnte sie ihm das nicht verübeln. Bei ihren Eltern aufzuwachsen war eine emotionale Achterbahnfahrt gewesen, die mit dem Tod beider geendet hatte.
Jetzt kam ein zweiter Truck auf den Parkplatz gefahren, und Meg schaute auf, als Steve Castle die Tür seines Tacoma aufschwang und ausstieg. Steve war Micks Kumpel und Geschäftsführer im Hennessy’s. Meg wusste nicht viel über ihn, außer dass er gemeinsam mit Mick in der Army Helikopter geflogen war und dass es zu einem Unfall gekommen war, bei dem Steve seinen rechten Unterschenkel verloren hatte.
»Hey, Meg«, rief er ihr zu, und seine tiefe Stimme dröhnte über den Parkplatz, während er auf sie zuschlenderte.
»Hey.« Meg wischte sich hastig die Augen und ließ die Hände sinken. Steve war ein korpulenter Kerl mit kahlgeschorenem Kopf. Er war groß, hatte eine breite Brust und war so männlich, dass Meg von seiner Erscheinung leicht eingeschüchtert war.
»Hast du einen schlimmen Tag?«
Ihre Wangen wurden heiß, als sie in seine tiefblauen Augen aufblickte. »Tut mir leid. Ich weiß, dass Männer Frauen nicht gern weinen sehen.«
»Mit Tränen hab ich kein Problem. Ich hab schon knallharte Marines wie kleine Mädchen weinen sehen.« Er verschränkte die Arme vor dem T-Shirt, auf dem Hunde Poker
spielten. »Was hat dich denn so aus der Fassung gebracht, mein Schatz?«
Normalerweise teilte Meg ihre Gefühle nicht mit Menschen, die sie nicht kannte, aber bei Steve war es was anderes. Obwohl seine Größe sie einschüchterte, fühlte sie sich gleichzeitig bei ihm sicher. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er sie »mein Schatz« genannt hatte, jedenfalls machte sie den Mund auf und vertraute sich ihm an. »Gerade war Mick hier und hat mir erzählt, dass eine Schriftstellerin in der Stadt ist, die über die Nacht schreiben will, in der unsere Mutter unseren Vater umgebracht hat.«
»Ja. Ich hab davon gehört.«
»Schon? Woher weißt du es?«
»Die Finley-Jungs waren gestern Abend im Hennessy’s und haben drüber gesprochen.«
Sie hob die Hand und kaute nervös auf ihrem Daumennagel.
»Dann geh ich davon aus, dass es schon die ganze Stadt weiß, und alle werden sich das Maul darüber zerreißen und ihren Senf dazugeben.«
»Da kann man nichts machen.«
Sie ließ die Hand wieder sinken und schüttelte den Kopf. »Ich weiß.«
»Aber vielleicht kannst du mal mit ihr reden.«
»Das hat Mick schon versucht. Sie will das Buch schreiben, egal was wir davon halten.« Sie sah wieder auf ihre Schuhspitzen. »Mick hat ihr verboten, Travis und mir zu nahe zu kommen.«
»Warum willst du ihr aus dem Weg gehen? Erzähl ihr doch deine Version.«
Sie blickte auf in seine Augen. »Ich weiß nicht, ob sie sich um meine Version schert.«
»Vielleicht nicht, aber das kannst du nur rauskriegen, wenn du mit
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