Darf's ein Küsschen mehr sein?
geblieben. »Ich hab Mom am Telefon mit einer Freundin darüber reden hören.« Sie lachte bitter. »Vermutlich mit einer von denen, die nicht mit Dad geschlafen hatten.«
Sein Vater hatte vorgehabt, seine Mutter zu verlassen. Er wusste, dass er irgendetwas empfinden sollte. Vielleicht Wut und Empörung, doch er fühlte nichts.
»Sie hatte sich schon so viel von ihm gefallen lassen«, fuhr Meg fort. »Die Demütigung, dass die ganze Stadt von seinen schmutzigen Affären wusste. Jahr für Jahr.« Meg schüttelte den Kopf. »Er wollte sie für eine vierundzwanzigjährige Kellnerin verlassen, und das konnte sie nicht ertragen. Sie konnte nicht zulassen, dass er ihr das antat.«
Er schaute seine Schwester an. Dieselbe Schwester, die ihn stets beschützt hatte, genau wie er sie. Jedenfalls, soweit es in ihrer Macht gestanden hatte. »Und du hast all die Jahre davon gewusst und es mir nicht erzählt?«
»Du hättest es nicht verstanden.«
»Was gibt es da nicht zu verstehen? Ich verstehe, dass sie ihn lieber umgebracht hat, als zuzulassen, dass er sich von ihr scheiden ließ. Ich verstehe, dass sie krank war.«
»Sie war nicht krank! Sie wurde zu weit getrieben. Sie hat ihn geliebt.«
»Das ist keine Liebe, Meg.« Er schnappte sich seinen Teller und sein Bier und rauschte aus der Küche.
»Als hättest du eine Ahnung.«
Das hielt ihn auf, und er drehte sich um und sah sie vom kleinen Esszimmer aus an.
»Warst du denn je verliebt, Mick? Hast du je eine Frau so geliebt, dass sich beim Gedanken daran, sie zu verlieren, dein Magen zusammenkrampft?«
Er dachte an Maddie. An ihr Lächeln, ihren trockenen Humor und das Kätzchen mit den vorstehenden Zähnen, das sie bei sich aufgenommen hatte, obwohl sie eine bekennende Katzenhasserin war. »Ich weiß nicht so genau, aber eins weiß ich. Wenn ich je eine Frau so sehr liebte, würde ich ihr nicht wehtun, und den Kindern, die ich mit ihr hätte, würde ich ganz bestimmt nicht schaden. Vielleicht weiß ich nicht viel über die Liebe, aber so viel weiß ich.«
»Mick.« Meg lief bedauernd auf ihn zu. »Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.«
Er stellte den Teller auf den Tisch. »Vergiss es einfach.«
»Ich will nur das Beste für dich. Ich will, dass du heiratest und eine Familie gründest, weil ich weiß, dass du ein guter Ehemann und Vater wärst. Ich weiß das, weil ich weiß, wie sehr du Travis und mich liebst.« Sie schlang ihm die Arme um die Taille und legte die Wange an seine Schulter. »Aber auch wenn du niemanden findest, wirst du immer mich haben.«
Mick holte tief Luft und hatte das Gefühl, gleich zu ersticken.
Kapitel 15
Maddie saß mit Schneeball auf dem Schoß auf dem Sofa und starrte auf den leeren Fernsehbildschirm. Sie hatte Bauchschmerzen, und ihre Kehle war so zugeschnürt, dass es beim Atmen wehtat. Gleich müsste sie sich übergeben. Sie überlegte, ob sie ihre Freundinnen anrufen und um Rat bitten sollte, aber sie konnte es nicht. Schließlich war sie die Starke, Furchtlose in der Gruppe, doch im Moment fühlte sie sich weder stark noch furchtlos. Weit davon entfernt.
Zum ersten Mal seit Ewigkeiten hatte Maddie Jones Angst. Das ließ sich nicht leugnen. Sie konnte das Gefühl nicht als Nervosität abtun und zur Tagesordnung übergehen. Dafür war es zu real. Zu tiefgreifend und entsetzlich. Schlimmer, als einem Serienmörder gegenüberzusitzen.
Sie war immer davon ausgegangen, sich zu verlieben wäre, wie gegen eine Mauer zu knallen. Dass man ahnungslos irgendwo langspazierte, auf einmal auf den Hintern fiel und dachte: Mensch, ich glaub, ich bin verliebt. Aber so war es nicht passiert. Es hatte sie ganz unerwartet überkommen und sich mit jedem Lächeln und jeder Berührung weiterentwickelt. Mit jedem Blick. Jedem Kuss. Dem pinkfarbenen Katzenhalsband. Mit einem Stich im Herzen und einer atemlosen Vorfreude nach der anderen, bis sie so tief drinsteckte, dass es nicht mehr zu leugnen war und es kein
Zurück mehr gab. Und sie sich nicht mehr selbst belügen konnte.
Maddie streichelte Schneeballs Rücken und scherte sich einen Dreck darum, dass das Katzenfell an ihrem schwarzen Shirt und an ihrem Rock hängen blieb. Sie hatte immer geglaubt, dass sie sich selbst nicht belügen könnte. Aber anscheinend hatte sie dazugelernt.
Sie hatte sich in Mick Hennessy verliebt, und sobald er erfuhr, wer sie wirklich war, würde sie ihn verlieren. Und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte.
Es klingelte an der Tür,
Weitere Kostenlose Bücher