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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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sinken. Eigentlich sollte das der schönste, euphorischste Moment ihres Lebens sein. Es war einfach ungerecht, aber wie sie schon mit fünf hatte feststellen müssen, war das Leben eben nicht fair. Sie machte den Mund auf und zwang sich, trotz des schrecklichen Kloßes im Hals die Wahrheit zu sagen. »Madeline Dupree ist mein Pseudonym.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Madeline ist nicht dein richtiger Name?«
    Sie nickte. »Madeline schon. Aber Dupree nicht.«
    Er legte den Kopf schief. »Und wie heißt du wirklich?«
    »Maddie Jones.«

    Er sah sie mit klaren Augen an, zuckte mit der nackten Schulter und sagte: »Okay.«
    Sie glaubte nicht eine Sekunde, dass er damit meinte, es mache ihm nichts aus, wer sie war. Der Groschen war noch nicht gefallen. Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Meine Mutter war Alice Jones.«
    Er runzelte die Stirn, und dann zuckte er zurück, als hätte jemand auf ihn geschossen. Sein Blick forschte in ihrem Gesicht, als versuchte er darin etwas zu sehen, was ihm zuvor nie aufgefallen war. »Sag mir, dass das nur ein Scherz ist, Maddie.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es stimmt. Alice Jones ist für mich nicht nur irgendein Gesicht aus der Zeitung, das meine Aufmerksamkeit erregt hat. Sie war meine Mutter.« Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch als er zurückwich, ließ sie sie wieder sinken. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, noch mehr Schmerz zu empfinden; da hatte sie sich geirrt.
    Er starrte sie fassungslos an. Verschwunden war der Mann, der ihr gerade seine Liebe gestanden hatte. Sie hatte Mick schon wütend erlebt, aber nie so wie jetzt. »Mal sehen, ob ich das richtig verstehe. Mein Vater hat deine Mutter gefickt und ich dich? Willst du mir das damit sagen?«
    »Ich sehe es nicht so.«
    »Man kann es nicht anders sehen.« Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte aus der Küche.
    Maddie folgte ihm durchs Wohnzimmer bis ins Schlafzimmer. »Mick -«
    »Hat dir das eine Art perversen Kick gegeben?«, unterbrach er sie, las sein Polohemd auf und schob die Arme durch die Ärmel. »Hattest du von Anfang an vor, mir ins
Hirn zu scheißen? Ist das eine Art abartige Rache für das, was meine Mutter deiner angetan hat?«
    Sie schüttelte den Kopf und sträubte sich dagegen, den Tränen nachzugeben, die ihr in die Augen zu steigen drohten. Sie wollte vor Mick nicht weinen. »Ich hatte nicht vor, mich mit dir einzulassen. Niemals. Aber du hast nicht lockergelassen. Ich wollte es dir ja sagen.«
    »Blödsinn.« Er zog sich das Polohemd über Kopf und Brust. »Wenn du es mir hättest sagen wollen, hättest du auch einen Weg gefunden. Du hattest ja auch kein Problem damit, mir alle anderen Details aus deinem Leben auf die Nase zu binden. Ich weiß, dass du als Kind dick warst und deine Jungfräulichkeit mit zwanzig verloren hast. Ich weiß, dass du jeden Tag eine anders duftende Lotion trägst und dass du am Bett einen Vibrator namens Carlos aufbewahrst.« Er bückte sich und las seine Socken und Schuhe vom Boden auf. »Mensch, ich weiß sogar, dass du keine Hinternfrau bist.« Er zeigte mit einem Schuh auf sie und fuhr fort: »Und ich soll dir glauben, dass du nicht zu irgendeinem Zeitpunkt vor heute Abend die Wahrheit in ein Gespräch hättest einfließen lassen können?«
    »Ich weiß, dass das kein Trost ist, aber ich wollte dich nie verletzen.«
    »Ich bin nicht verletzt.« Er setzte sich auf die Bettkante und zog sich seine weißen Socken an. »Ich bin angewidert.«
    Wut stieg in ihr auf, und sie war erstaunt, außer dem tiefen, irrsinnigen Schmerz noch etwas anderes zu empfinden. Sie sagte sich, dass er das Recht hatte, wütend zu sein. Er hatte das Recht gehabt, schon in der Anfangsphase zu erfahren, mit wem er sich einließ, statt erst im Nachhinein. »Das ist hart.«

    »Schätzchen, du hast keine Ahnung, was hart ist.« Er sah zu ihr auf und senkte den Blick wieder, während er sich seine schwarzen Stiefel anzog. »Ich hab heute Abend eine ganze Stunde lang versucht, dich gegenüber meiner Schwester zu verteidigen. Sie wollte mich davon abhalten, mich mit dir einzulassen, aber ich hab mit dem Schwanz gedacht.« Er verstummte und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Und jetzt muss ich zu Kreuze kriechen und ihr von dir erzählen. Ich muss ihr erzählen, dass du die Tochter der Kellnerin bist, die ihr Leben verpfuscht hat, und dabei zusehen, wie sie zusammenbricht.«
    Vielleicht hatte er ein größeres Recht als sie, wütend zu sein, aber zu hören, wie er ihre Mutter

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