Darf's ein Küsschen mehr sein?
»die Kellnerin« nannte und dass er sich mehr um seine Schwester sorgte als um sie, streute Salz in ihre Wunden und gab ihr endgültig den Rest. »Du. Du. Du. Ich hab’s so satt, ständig nur von dir und deiner Schwester zu hören. Was ist mit mir?« Sie deutete auf sich. »Deine Mutter hat meine Mutter umgebracht. Als ich fünf war, musste ich zu meiner Großtante ziehen, die nie Kinder wollte. Die ihren Katzen viel mehr Liebe und Zuneigung schenkte als mir. Das hat deine Mutter mir angetan. Du und deine Familie haben nie auch nur einen Gedanken an mich verschwendet. Also erzähl mir nichts von dir und deiner armen Schwester.«
»Wenn deine Mutter es nicht mit jedem getrieben -«
»Wenn dein Vater es nicht mit fast jeder Frau in der Stadt getrieben hätte und deine Mutter nicht so ein rachsüchtiges Miststück mit einem ungesunden Maß an Psychose gewesen wäre, wären wir alle superglücklich, ja? Aber dein Vater hat mit meiner Mutter geschlafen, und deine Mutter hat eine
Waffe geladen und sie beide umgebracht. Das ist die Realität. Als ich nach Truly gezogen bin, hab ich erwartet, deine Schwester und dich dafür zu hassen, was deine Familie mir angetan hat. Du siehst deinem Vater so ähnlich, dass ich erwartet hatte, dich auf Anhieb zu hassen, aber so war es nicht. Und als ich dich kennenlernte, wurde mir klar, dass du ganz anders bist als Loch.«
»Das hab ich bis heute Nacht auch immer geglaubt. Wenn deine Mutter im Bett nur annähernd so gut war wie du, versteh ich jetzt, warum mein Dad bereit war, uns wegen ihr zu verlassen. Ihr Jones-Frauen müsst bloß eure Klamotten fallen lassen, und die Hennessy-Männer schalten ihr Hirn aus.«
»Warte!« Maddie unterbrach ihn und hielt eine Hand hoch. »Dein Dad wollte euch verlassen? Wegen meiner Mutter?« Also hatte ihre Mutter recht gehabt.
»Ja. Ich hab’s gerade erst erfahren. Jetzt hast du Stoff für dein Buch.« Sein Lächeln war alles andere als freundlich. »Ich bin genau wie mein Dad, und du bist genau wie deine Mutter.«
»Ich bin ganz anders als meine Mutter, und du bist ganz anders als dein Vater. Wenn ich dich anschaue, sehe ich nur dich. Deshalb hab ich mich in dich verliebt.«
»Was du siehst, spielt keine Rolle, denn wenn ich dich anschaue, hab ich keine Ahnung, wer du bist.« Er stand auf. »Du bist nicht die Frau, für die ich dich gehalten habe. Wenn ich dich jetzt ansehe, wird mir ganz schlecht bei dem Gedanken, dass ich die Tochter der Kellnerin gefickt habe.«
Maddie ballte die Fäuste. »Sie hieß Alice, und sie war meine Mutter.«
»Das ist mir scheißegal.«
»Ich weiß.« Sie stürmte aus dem Raum in ihr Arbeitszimmer und kam kurz darauf mit einem Aktenordner und einem Foto zurück. »Das war sie.« Sie hielt das alte gerahmte Bild hoch. »Schau sie dir an. Sie war vierundzwanzig und schön und hatte noch das ganze Leben vor sich. Sie war flatterhaft und unreif und hat in ihrem jungen Leben furchtbare Entscheidungen getroffen. Vor allem, wenn es um Männer ging.« Sie zog ein Tatortfoto aus den Akten. »Aber das hier hat sie nicht verdient.«
»Herrgott.« Mick wandte den Blick ab.
Maddie ließ alles auf die Frisierkommode fallen. »Das hat deine Familie ihr und mir angetan. Das Allermindeste, was du tun kannst, ist, ihren gottverdammten Namen zu sagen, wenn du von ihr sprichst!«
Mick sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Ich hab den Großteil meines Lebens damit verbracht, nicht über sie zu reden oder an sie zu denken. Und den Rest werde ich damit verbringen, nicht an dich zu denken.« Er griff nach seiner Geldbörse auf ihrem Bett und marschierte aus dem Zimmer.
Über das Hämmern ihres Herzens hinweg hörte Maddie die Haustür zuknallen und zuckte zusammen. Das war schlimmer verlaufen, als sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte geglaubt, dass er wütend wäre, aber angewidert? Das hatte sie getroffen wie ein Fausthieb in den Bauch.
Sie ging zur Haustür und beobachtete durch den Spion, wie sein Truck aus ihrer Auffahrt raste. Sie riegelte ab und lehnte sich mit dem Rücken an die massive Tür. Die Tränen, gegen die sie sich gesträubt hatte, stiegen ihr in die Augen. Ein Schluchzer, der gar nicht von ihr zu kommen schien,
drang vehement durch ihr Gefühlschaos. Wie eine Marionette, deren Schnüre gekappt worden waren, sackte sie zusammen, bis sie auf dem Boden saß.
»Miau.«
Schneeball kletterte auf ihren Schoß, erklomm ihren Bademantel und leckte mit ihrer winzigen rosafarbenen Zunge die Tränen von
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