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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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dass Mick vieles für sich behielt. Zuletzt seine Beziehung zu Maddie Jones. »Lass ihn das ruhig selber rausfinden.«

Kapitel 17
     
     
    Maddie lag zusammengerollt im Bett. Sie hatte nicht die Energie aufzustehen. Abgesehen von der Reue, die ihr wie ein schwerer Kloß im Magen lag, fühlte sie sich leer und ausgelaugt. Sie bereute, es Mick nicht schon früher gesagt zu haben. Aber wenn sie ihm gleich am ersten Abend im Mort’s auf die Nase gebunden hätte, wer sie war, hätte er nie mit Mausefallen und Katzenminze vor ihrer Tür gestanden. Er hätte sie nie berührt und geküsst, und sie hätte sich nie in ihn verliebt.
    Schneeball kletterte aufs Bett und tapste vorsichtig über die Decke.
    »Was machst du da?«, fragte sie ihr Kätzchen. Ihre Stimme war ganz heiser, weil sie die ganze Nacht durchgeweint hatte. »Du weißt doch, dass ich Katzenhaare nicht mag. Das ist ein eklatanter Regelverstoß.«
    Schneeball kroch unbeirrt unter der Decke durch und streckte den Kopf unter Maddies Kinn wieder heraus. Ihr weiches Fell kitzelte Maddie am Hals. »Miau.«
    »Du hast recht. Wenn kümmern schon die Regeln?« Während sie die Katze streichelte, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Vergangene Nacht hatte sie so viel geweint, dass sie sich wunderte, überhaupt noch Wasser im Körper zu haben und nicht völlig dehydriert und runzlig zu sein wie eine Rosine.

    Maddie drehte sich auf den Rücken und schaute zu den Schatten an der Zimmerdecke. Sie hätte glücklich und zufrieden leben können, wenn sie sich nie verliebt hätte. Sie hätte sich glücklich geschätzt, wenn sie den heftigen Dopaminrausch oder den herzzerreißenden Kummer und die Verzweiflung darüber nie erlebt hätte, einen Menschen zu lieben und ihn dann verloren zu haben. Der englische Dichter Lord Tennyson hatte sich gewaltig geirrt. Es war nicht besser, einen Menschen geliebt und ihn dann verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben. Maddie hätte viel lieber nie geliebt, als Mick zu lieben, nur um ihn zu verlieren.
    Ich bin nicht verletzt , hatte er gesagt. Ich bin angewidert. Mit seiner Wut und sogar dem Hass, den sie in seinen Augen gesehen hatte, konnte sie umgehen. Aber mit Ekel? Das traf sie bis ins Mark. Der Mann, den sie liebte, der Mann, der nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz berührt hatte, war von ihr angewidert. Am liebsten hätte sie sich im Bett zusammengerollt und sich die Decke über den Kopf gezogen, bis es nicht mehr schmerzte.
    Gegen Mittag tat ihr der Rücken weh. Sie schnappte sich ihr Kätzchen samt Bettdecke, kuschelte sich mit Schneeball aufs Sofa und sah sich bis in den Abend hirnlose Fernsehsendungen an. Sie zog sich sogar Kate & Leopold rein, einen Film, den sie noch nie hatte leiden können, weil sie nie kapiert hatte, warum eine intelligente Frau wegen eines Kerls von einer Brücke springen wollte.
    Doch diesmal hielt ihre Abneigung gegen den Film sie nicht davon ab, in ein Kleenextuch zu weinen. Nach Kate und Leopold sah sie sich noch Und täglich grüßt das Murmeltier und Wiederholungen von Projekt Laufsteg an. Wenn
sie nicht gerade wegen Leopold, den armen Murmeltieren oder den scheußlichen Rockerhosen von Jeffrey heulte, dachte sie an Mick. Was er gesagt hatte, seinen Gesichtsausdruck dabei, und was er ihr über seinen Vater erzählt hatte, der seine Mutter wegen Alice hatte verlassen wollen. Also hatte Alice richtiggelegen. Wer hätte das gedacht? Maddie jedenfalls nicht. Sie hatte es zwar in Erwägung gezogen, die Möglichkeit aber wegen Alices Männergeschichten, vor allem mit verheirateten Männern, und Lochs Frauengeschichten verworfen.
    Roses Rechtfertigung ihrer Taten war ein klassischer Fall von Kontrollverlust, gepaart mit dem Gefühl von Ich-Verlust. Das typische »Wenn ich dich nicht haben kann, soll es auch kein anderer«, das im Laufe der Geschichte eingehend analysiert und erforscht worden war und sich immer wieder neu manifestiert hatte.
    Die Antwort war so simpel gewesen und die ganze Zeit direkt vor ihrer Nase. Die Wahrheit zu wissen, erleichterte ihr zwar das Schreiben, doch auf der persönlichen Ebene veränderte es nichts. Ihre Mutter hatte trotzdem eine schlechte Wahl getroffen, die ihren Tod nach sich zog. Drei Menschen mussten sterben, und drei Kinder blieben traumatisiert zurück. Da war das Motiv zweitrangig.
    Gegen Mitternacht schlief sie ein, und als sie am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich noch genauso mies. Maddie war nie ein Jammerlappen oder eine Heulsuse gewesen.

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