Darf's ein Küsschen mehr sein?
Steve über Maddie Dupree Jones hatte er ihr einen guten Rat gegeben, und danach hatte sie sich besser gefühlt. »Jetzt werden sich nur wieder alle das Maul über die Tat meiner Mutter und die Affären meines Vaters zerreißen.«
»Wahrscheinlich, aber dafür kannst du nichts.«
Sie stand auf und lief zur Kaffeemaschine. »Ich weiß, aber das wird die Leute nicht davon abhalten, über mich zu reden.« Sie griff nach dem Kaffee und schenkte Steve und sich nach.
»Nein. Aber während sie reden, sagst du dir einfach ständig, dass du nichts falsch gemacht hast.«
Sie stellte die Kaffeekanne zurück und lehnte sich mit der Hüfte an die Theke. »Das kann ich zwar tun, aber davon fühl ich mich nicht besser.«
Steve stützte sich mit einer Hand auf den Küchentisch und stand auf. »Wenn du selbst dran glaubst, schon.«
»Du verstehst das nicht. Es ist so demütigend.«
»Ach, mit Demütigungen kenn ich mich aus. Als ich aus dem Irak zurückkam, war meine Frau schwanger, und alle wussten, dass das Kind nicht von mir war.« Er lief mit einem kaum wahrnehmbaren Hinken auf sie zu. »Und ich musste nicht nur mit dem Verlust meines Beins und meiner Frau klarkommen, sondern auch damit, dass sie mich mit einem Kumpel aus der Army betrogen hat.«
»Oh mein Gott. Das tut mir leid, Steve.«
»Das muss es nicht. Mein Leben war eine Zeitlang die Hölle, aber jetzt ist es prima. Manchmal muss man eben Scheiße fressen, um den Zucker schätzen zu lernen.«
Meg fragte sich, ob das eine Art Army-Sprichwort war.
Er griff nach ihrer Hand. »Aber man kann den Zucker erst schätzen, wenn man die ganze Scheiße hinter sich lässt.« Er streichelte mit dem Daumen über die Innenseite ihres Handgelenks, und die Härchen auf ihren Armen kribbelten. »Was deine Eltern getan haben, hatte nichts mit dir zu tun. Du warst noch ein Kind. Genau wie es nichts mit mir zu tun hatte, dass meine Frau meinen Kumpel gevögelt hat. Eigentlich nicht. Wenn sie darüber unglücklich war, dass ich weg war, hätte es andere, ehrenwertere Methoden gegeben, damit umzugehen. Wenn deine Mama unglücklich war, weil
dein Daddy Affären hatte, hätte es auch da andere Methoden gegeben, damit umzugehen. Was meine Frau getan hat, war nicht meine Schuld. Genau wie die Tat deiner Mama nicht deine Schuld war. Ich weiß nicht, wie du das siehst, Meg, aber ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens für die dämlichen Fehler anderer zu bezahlen.«
»Ich auch nicht.«
Er drückte ihre Hand, und irgendwie spürte sie es im Herzen. »Dann tu es auch nicht.« Er zog sie an sich und legte die Hand zärtlich an ihren Hals. »Eins weiß ich ganz sicher: Man kann nicht kontrollieren, was andere sagen und tun.«
»Du klingst wie Mick. Er glaubt, ich kann nicht über die Vergangenheit hinwegkommen, weil ich mich ständig damit befasse.« Sie schmiegte ihr Gesicht in seine flache Hand.
»Vielleicht brauchst du in deinem Leben etwas, das dich von der Vergangenheit ablenkt.«
Als sie mit Travis’ Daddy verheiratet gewesen war, hatte es ihr nicht so viel ausgemacht wie in letzter Zeit.
»Vielleicht brauchst du jemanden.«
»Ich hab doch Travis.«
»Außer deinem Sohn.« Er senkte den Kopf und sprach an ihren Lippen. »Du bist eine schöne Frau, Meg. Du solltest einen Mann in deinem Leben haben.«
Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber ihr fiel nicht mehr ein, was sie hatte sagen wollen. Es war Ewigkeiten her, dass ein Mann ihr gesagt hatte, sie wäre schön. Lange her, seit sie außer ihren Sohn jemanden geküsst hatte. Sie presste ihren Mund auf Steves, und er küsste sie. Ein warmer, sanfter Kuss, der in dem Sonnenlicht, das in die Küche strömte, ewig anzuhalten schien. Und als es vorbei war, nahm er ihr
Gesicht in seine rauen Hände und raunte: »Das wollte ich schon lange.«
Meg leckte sich die Unterlippe und lächelte. Er vermittelte ihr das Gefühl, schön zu sein und begehrt zu werden. Als wäre sie mehr als nur eine Kellnerin, eine allein erziehende Mutter und eine Frau, die gerade vierzig geworden war. »Wie alt bist du, Steve?«
»Vierunddreißig.«
»Ich bin sechs Jahre älter als du.«
»Ist das ein Problem?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber für dich vielleicht.«
»Dein Alter ist für mich kein Problem.« Er ließ die Hände auf ihren Rücken gleiten und zog sie an seine Brust. »Ich muss mir nur überlegen, wie ich Mick beibringe, dass ich scharf auf seine Schwester bin.«
Meg lächelte und schlang die Arme um seinen Hals. Sie wusste,
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