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Darf’s einer mehr sein?

Darf’s einer mehr sein?

Titel: Darf’s einer mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ROLF C. FRANCK MADELEINE FRANCK
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beachten sollte, ist, dass genügend Platz vorhanden sein muss, damit nicht die Enge sozialen Stress verursacht. Streiten sich zum Beispiel zwei Hunde auf engem Raum um einen Knochen, kann sich der Knochenbesitzer weiter provoziert fühlen, weil der andere Hund nicht wirklich weit genug weggehen kann, um seinen Rückzug zu signalisieren. Abgesehen von solchen möglicherweise konkret Konflikt auslösenden Situationen gilt es, global die Wohlfühldistanz der einzelnen Hunde zu beachten. Während manche Hunde am liebsten mit Körperkontakt zum Hundekumpel schlafen, empfinden andere bereits die kleinste Berührung durch einen Artgenossen als Störung. Stehen nun die Körbchen dicht an dicht aufgereiht, wird sich ein solches Exemplar nicht wirklich entspannen können. Als Besitzer sollte man dies berücksichtigen und jedem den Rückzugsort schaffen, den er braucht, um sich wohlzufühlen. 
     

    Dee hält brav Abstand und setzt sich sogar hin, als James signalisiert, dass er seine Ruhe haben möchte.
     
    Der Hundebesitzer kann das Klima in der Familie auch dadurch beeinflussen, wie er sich selbst in der Interaktion mit den Hunden verhält. Er kann Ruhe, Entspannung und Freundlichkeit vorleben und im Umgang mit seinen Vierbeinern einen netten Umgangston ohne Herumbrüllen und grobe Erziehungsmethoden praktizieren. Kooperative statt konfrontative Erziehungsmethoden reduzieren Stress und damit das Konfliktpotenzial in der Gruppe. Ein Großteil des Hundeverhaltens lässt sich schlicht dadurch beeinflussen, dass erwünschte Verhaltensweisen wertgeschätzt und entsprechend gelobt und belohnt werden, statt immer nur aktiv zu werden, wenn etwas schiefgeht.
 
    Ganz konkret jedoch sollte der Mensch übertriebene Unfreundlichkeiten unterbinden. Was übertrieben ist, muss intuitiv eingeschätzt werden. So sollte man nicht zulassen, dass einzelne Hunde in andere reinbeißen und sie als Spielzeug missbrauchen. Wann dies als unfreundlich eingestuft wird, ist eine Frage der Intensität. Zwischen zärtlichem Beißen und gegenseitigem Knutschen bis zum hemmungslosen Herumzerren am anderen gibt es eine große Bandbreite. Wie weit sich die Bandbreite des Verhaltens der einzelnen Hunde entwickelt, unterliegt entweder der eigenen Dynamik oder dem Einfluss des Menschen. Ohne Einschreiten kann es passieren, dass der aktive Hund immer mehr Spaß am Beißen bekommt, während der passive immer weiter gegen Grobheiten desensibilisiert wird und so der gesamte Umgang in eine schlechte Richtung rutscht. Damit Unfreundlichkeiten sofort unterbrochen werden können, ist es wichtig, möglichst früh mit jedem neuen Hund ein gut funktionierendes Unterlassungswort einzuüben. 
    Noch konkreter und vor allem schneller sollte der Mensch akute Konfliktsituationen entschärfen, die von der Verständigungsebene wegzurutschen drohen, indem er sofort eingreift und nicht den Hunden die Klärung überlässt. Eine Eskalation sollte in jedem Fall vermieden werden, stattdessen kann aber eine kurzfristige räumliche Trennung guttun, bis sich die Gemüter wieder beruhigt haben. In der Regel gehen solchen Krisen jedoch latente und offene Spannungen voraus, die man durch gutes Beobachten früher erkennen und entschärfen kann. 
     

    Paula zeigt mit deutlicher Leckgeste, dass sie deeskalieren möchte.
     

    Ebenfalls aus dem Repertoire der Konfliktvermeidung stammen Gähnen, Augen-Schließen und Kopf-Abwenden. 
    Kommunikation beobachten, Stress erkennen
    Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, Kommunikation in einer Hundegruppe dient der Kooperation mit möglichst geringem Energie- und Ressourcenverlust. Sie soll das Zusammenspiel optimieren, wozu eine Vielzahl von feinen nonverbalen, aber auch stimmlichen Signalen zur Verfügung steht. Je kleiner die Signale, desto besser, weil leisere Signale weniger Energie verbrauchen und sich dadurch in der Regel ernste Auseinandersetzungen vermeiden lassen, die zu Beschädigungen führen könnten.
    Nun hat die selektive Hundezucht durch den Menschen eine Vielzahl von Erscheinungsbildern bei Hunden hervorgebracht, was den Vierbeinern schon einmal ganz allgemein die Kommunikation erschwert. Spezielle Körpermerkmale machen es besonders schwierig, eindeutige Signale zu senden oder richtig verstanden zu werden, etwa Fell vor den Augen, eine nicht vorhandene Rute, ein Ridge (Streifen aufgestellter Haare) auf dem Rücken und so weiter. Manche Hunde wirken allein durch ihr äußeres Erscheinungsbild bedrohlich auf andere und geraten

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