Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
sie ...
Es war erst vierundzwanzig Stunden her, dass sie zusammen gewesen waren, sich auf den Straßen von Phnom Penh betrunken hatten. Verliebt - hatte sie gedacht – und voller wilder Erregung über den Flug nach Siem Reap und Angkor Wat. Sein hohes Lachen klang ihr noch im Ohr, als Jess' schöne, witzige beste Freundin von ihnen beiden angefeuert in der Karaoke-Bar posiert und »lt's Raining Men« gesungen hatte. Berauscht von ihrem Glück, hatte sie mit dem Finger seine Wangenknochen nachgezeichnet. Hatte ihn geliebt ...
Sie erstarrte. Eine Stimme, ganz klar jetzt, nah und hungrig. Eine vertraute Stimme, aber nicht länger die eines Freundes. Kein Singen, kein Flirten, kein Scherzen, sondern das Vermelden, die Beute gestellt zu haben. Nah. So nah. Und sie wusste es mit Bestimmtheit. Sie kannte diese Stimme. Sie sollte wegrennen, aber ihr Blut hatte sich in ihren Adern in flüssiges Eis verwandelt.
Bitte. Bittebittebitte ...
Die Stimmen waren dicht an ihrem Ohr, ein kühler Atemzug. »Erwischt.«
Nur für einen Moment, einen verrückten, hoffnungsvollen Moment dachte sie, es sei alles in Ordnung. Ja, es war alles ein Streich. Ein grausamer Scherz. Schikanieren wir das Mädchen, das nicht hierher passt. Gott sei Dank.
Sie roch Haut und Schweiß, schmeckte die Spannung von Erregung und Furcht in der Luft.
»Du bist es«, flüsterte sie heiser. Ein Lächeln, eine Hand, die ausgestreckt wurde, um ihr über die Wange zu streichen. »Nicht ganz.«
Und dann konnte sie sie deutlich sehen. Sie schrie und stürzte davon, hinaus aus den Ruinen, zurück in den Dschungel. Sie hörte schnelle Schritte und Keuchen, hungrigen Atem; sie sah eine Gestalt durch die Bäume schießen, roch ihr eigenes Entsetzen. Und sie rannte.
Aber sie wusste bereits, dass sie niemals schnell genug sein würde.
KAPITEL 1
Ich gehöre nicht hierher. Cassie Bell blieb so abrupt stehen, dass die Frau hinter ihr sie beinahe umgerannt hätte.
»Merde! Imbecile! «
»Entschuldigung!«
In einem Wirbel glänzender Einkaufstüten stolzierte die Frau an ihr vorbei und rief ihr über die Schulter noch eine Verwünschung zu.
Cassies Temperament loderte auf. »Spar dir deine Mühe!«, brüllte sie. »Ich kann kein Französisch!« Entweder hörte die Frau sie nicht oder es kümmerte sie nicht. Cassie spürte, wie sie einmal mehr in sich zusammenschrumpfte.
»Verdammt«, murmelte sie. »Ich gehöre wirklich nicht hierher.«
Die Gebäude um sie herum waren genauso wie diese Frau; groß, stolz, unwahrscheinlich elegant. In der Luft lag ein berauschender Duft, eine schwer fassbare Mischung aus teurem Parfüm, Spätsommer und Abgasen. Selbst der Name der Straße verspottete sie. Sie konnte ihn kaum aussprechen. Was tat sie in einer Straße mit einem solchen Namen? Wie hatte sie nur jemals glauben können, dies wäre eine gute Idee? Rue du Faubourg Saint-Honore! Ihre Secondhand-Turnschuhe mussten ein Affront für die Pflastersteine sein. Sie gehörte in den Cranlake Crescent, in das, was man gern Fürsorge nannte. Sie gehörte nicht nach Paris.
Cassie strich sich ihr strähniges braunes Haar aus dem Gesicht und betrachtete den Schnipsel Papier in ihrer Hand. Wenn man bedachte, dass sie es so weit geschafft hatte, dass sie den ganzen Weg vom Gare du Nord bis hierher bewältigt hatte, wäre es ziemlich peinlich, wenn es ihr jetzt nicht gelänge, die Schule zu finden. Sie hatte erwartet, dass sie ihr - architektonisch gesprochen - gleich ins Auge fallen würde. In dieser Straße gab es zwar einige riesige Villen, aber die waren beinahe nicht zu sehen, da sie hinter imposanten Mauern und schmiedeeisernen Toren verborgen lagen. Die Straße stank nach Geld. Doch davon wurde nicht viel direkt zur Schau gestellt - außer in den Boutiquen, an denen sie mit heruntergeklapptem Kiefer vorbeigegangen war.
Wenn sie es recht bedachte, war es vielleicht besser, wenn sie die Schule nicht fand. Es wäre durchaus eine gute Ausrede, denn die ganze Sache war ein großer Fehler. Okay, sie müsste sich zurück nach Hause zum Cranlake Crescent schleichen und würde wie eine Idiotin dastehen. Okay, sie würde das Gejohle der anderen Kinder ertragen müssen, das hochnäsige Ich-hab's-dir-ja-gesagt-Grinsen der abscheulichen Jilly Beaton. Schlimmer noch, sie würde sich der traurigen Enttäuschung in Patricks Augen stellen müssen, die zu verbergen ihm nicht ganz gelingen würde.
Aber es war immer noch besser, als sich auf diese Weise zum Narren zu machen ... Ihr Herz tat einen
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