Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
er war. Ein Ringkampf wäre kaum cool, vor allem wenn sie keine Garantie hatte zu gewinnen.
»Komm schon, ähm ... wie heißt du?«
»Cassie Bell«, murmelte sie.
»Also, Cassie Bell, entspann dich. Wir alle wollen, dass du deine Zeit hier genießt. Perry und Keiko haben sich einen kleinen Scherz erlaubt. Keinen besonders witzigen, das gebe ich zu« - Letzteres trug ihm einen bösen Blick von Keiko ein -, »aber du musst dir ein dickeres Fell zulegen. Zumindest, wenn du hier überleben willst.«
Cassie verkniff sich eine scharfe Erwiderung, weil sie sich keineswegs sicher war, wie sie die ganze Angelegenheit einordnen sollte. Vielleicht benahmen sich elitäre Schüler ja immer so; woher sollte sie das wissen? Sie wusste nicht, wie sie sich benehmen sollte, ebenso wenig wie sie wusste, was um alles in der Welt sie hier tat. Sie gehörte nicht hierher ...
»Du willst doch dazugehören, oder?« Richards Stimme klang seidig in ihrem Ohr. »Ich will nur dein Bestes, glaub mir...«
»Hey, Engländer !«
Die energische Stimme hatte einen Akzent, den Cassie nicht recht unterbringen konnte. Eine Sekunde später schoss ein Mädchen wie ein energiegeladener Tornado auf sie zu und stieß Richards Arm mit einem spielerischen Schlag zur Seite. Sie war hochgewachsen, geschmeidig wie ein Weidenzweig und trug statt einer Frisur ein dunkles, glänzendes Wirrwarr von Haaren auf dem Kopf. Ihre braunen Augen glitzerten grimmig.
»Was führst du im Schilde, Engländer?« Sie drohte Richard mit einem schlanken Finger. »Dieses Mädchen ist neu, ja? Stell deinen abscheulichen Charme ab!«
»Ah, bella Isabella!« Richard ergriff leidenschaftlich die Hand des Mädchens und küsste sie, woraufhin Isabellas gespielt finstere Miene die ersten Risse zeigte. »Ich liebe dein Latino-Temperament, genauso wie ich deine blitzenden Augen liebe. Trotzdem schätzt du mich völlig falsch ein! Keiko und ich wollten die kleine Cassie Bell gerade mit ein paar Schulregeln bekannt machen ...«
»Cassie Bell? Cassandra?«
Isabella drehte sich um. Einen Moment lang wirkte sie verblüfft, aber dann lächelte sie. Cassie bemühte sich, das Lächeln nicht zu erwidern. Sie vertraute keinem einzigen dieser selbstsicheren, egozentrischen Armleuchter. »Ja. Und?«
Isabella lachte. »Und du kommst mit mir.« Ihr Griff um Cassies Arm war lockerer als der von Richard und mit der anderen Hand schnappte sie sich Cassies Koffer. »Komm, schaffen wir dich erst mal weg von diesem Pöbel.«
Isabella warf Richard ein kokettes Grinsen zu, ignorierte Keiko vollkommen und zerrte Cassie auf einen überwölbten Säulengang am Rand des Innenhofs zu. Den Koffer zog sie dabei klappernd und holpernd hinter sich her.
»Einen Moment mal.« Cassie machte sich steif und zwang Isabella, stehen zu bleiben. »Schubs mich nicht herum. Für wen hältst du dich?«
Ihre Aggressivität entlockte dem schönen Mädchen lediglich johlendes Gelächter.
»Ich halte mich nicht nur dafür, Cassie, ich bin es! bella Caruso. Deine neue Zimmergenossin!«
»Sag mir, dass das ein Druck ist.« Cassie blieb ehrfürchtig vor einem gewaltigen, vergoldeten Rahmen stehen.
Isabella, die noch immer Cassies Koffer über den hellblauen Teppich zog, drehte sich stirnrunzelnd um. »Was-, Oh, der Monet? Nein, das ist natürlich kein Druck, Dummkopf. Das sind alles keine Drucke. Komm weiter, Cassie. «
Cassie riss sich widerstrebend von dem Gemälde los und folgte Isabella. Sie versuchte, kühl und desinteressiert zu wirken, als sei sie hier zu Hause, aber sie verspürte einen schrecklichen Drang, auf Zehenspitzen hinter Isabella herzuschleichen. Jeden Augenblick würde jemand vorbeikommen und sie unter die Lupe nehmen, und dann würde sie als die Betrügerin, die sie war, entlarvt werden.
Es war ein schreckliches Versehen, würde man ihr kalt mitteilen. Eine Verwechslung. Sie finden zurück nach Hause? Zum Cranlake Crescent, wo Sie hingehören? Natürlich werden wir für Ihre Fahrtkosten aufkommen. Sie sehen aus, als hätten Sie das Almosen nötig ...
In der Zwischenzeit konnte sie geradeso gut die Atmosphäre in sich aufnehmen. Gott, hier war es wunderschön. Sie hatte immer gedacht, dass solche Gebäude nur im Märchen existierten. Brauchte man nicht Seidenkleider und Reifröcke, um an einem solchen Ort zu verweilen? Oder zumindest ein Knäuel Schnur, damit man sich nicht für alle Ewigkeit verirrte? Die vergoldeten Flure und Korridore und Bögen wirkten endlos, die mit Stuck abgesetzten Decken
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