Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
Jake Johnson! Wage es nicht, so zu tun, als hättest du mich nicht gesehen!«
Am Fuß der Treppe wandte ein junge sich von seiner blonden Begleiterin ab und blickte hinauf. Kurz geschorenes braunes Haar und ausgebeulte Jeans. Cassie erkannte ihn sofort. Der Amerikaner, Jake - der Macho mit den schlechten Manieren. Er grinste Isabella an, die - immer zwei Stufen gleichzeitig - die Treppe hinabsprang. Erst dann würdigte er auch Cassie eines Blickes und hob die Hand zu einem zögerlichen Gruß. Für mehr war keine Zeit. Isabella warf sich ihm in die Arme und gab ihm einen schmatzenden Kuss auf jede Wange.
Was mutig war, überlegte Cassie, wenn man bedachte, wie das blonde Mädchen sie anfunkelte.
Wenn Jake schon gut aussah, war die Blondine einfach umwerfend. Eine Schönheit mit eisblauen Augen, wenn auch etwas starrem Gesicht - wie die Schneekönigin, ging es Cassie durch den Kopf und Erinnerungen an alte Bilderbücher stiegen in ihr auf. Die Diamanten, die in den Ohren des Mädchens blitzten, waren nicht so hart und kalt, wie sie selbst es war. Aber junge, war sie schön. Ihre Haut strahlte förmlich. Wie Wintersonne.
»Jake!«, johlte Isabella, während sie sich von ihm löste.
»Schön, dich zu sehen, Isabella«, sagte er mit einem Seitenblick auf die blonde Göttin.
In seinem Tonfall lag etwas Förmliches und Zurückhaltendes, und Isabellas Gesicht umwölkte sich vor Enttäuschung. Ihr Lächeln wurde ein wenig nervös, als sie sich zu der Blondine umwandte. »Hallo, Katerina.«
»Hallo, Isabella.«
Ihre Stimme war kehlig, die Aussprache abgehackt. Skandinavisch, überlegte Cassie. Deutsch? Sie fühlte sich an alte Filme an langweiligen Samstagnachmittagen im Cranlake Crescent erinnert. Katerina war ätherisch und distanziert, wie Greta Garbo vielleicht oder wie Ingrid Bergmann. Kühl wie eine Hitchcock-Blondine.
»Ist es nicht wunderbar, wieder zurück zu sein, Darling? Und wer ist das?« Unter ihrem eindringlichen Lächeln begann Cassie nervös auf der Stelle zu treten. »Hat man uns in diesem Trimester gestattetet, Personal mitzubringen? Ich ünschte, das hätte man mir gesagt.«
Isabella schoss das Blut ins Gesicht. »Nein, Katerina, das ist...«
Mit Müh und Not schaffte Cassie es, ihren Ärger im Zaum zu halten. Sie zwang sich, die Hand auszustrecken. »Ich bin Cassie Bell. Ich bin die neue Stipendiatin.«
Isabella sackte vor Erleichterung in sich zusammen. Katerina legte die Finger auf die Lippen. »Oh, verzeih mir bitte.« Anmutig nahm sie Cassies ausgestreckte Hand entgegen. »Immer, immer bin ich so unbeholfen. Nicht wahr, Jake?« Ihr Lächeln funkelte.
»Keineswegs, Katerina!«
»Das ist lieb von dir, Jake. Cassie, willkommen an der Akademie. Ich bin davon überzeugt, dass es eine vollkommen neue Erfahrung für dich sein wird und dass du sehr viel lernen wirst.«
Mit übermenschlicher Anstrengung lächelte Cassie weiter. Sie wünschte, Katerina würde ihr eigenes Lächeln von ihrem Gesicht wischen. Das Mädchen bestand nur aus Zähnen.
»Also dann. Es gibt so viel zu tun. Die Auserwählten haben für morgen einen Kongress angesetzt und ich muss bei den Vorbereitungen helfen.« Sie warf Isabella einen Blick zu, der Cassie verschlagen und höhnisch vorkam.
Was für ein Quatsch, dachte Cassie. Ihre Fantasie machte Überstunden. Katerina hatte Isabella angelächelt, das war alles. Das Mädchen hatte den Takt und die Sensibilität eines Rottweilers, aber sie war nicht Cruella de ViL Wenn Cassie nicht aufhörte, solch voreilige Urteile zu fällen, würde sie niemals Freunde finden.
»Ciao Katerina«, brachte sie hervor. »War nett, dich kennenzulernen.«
»Ganz meinerseits, da bin ich mir sicher. Auf Wiedersehen, Jake.« Katerina ließ ihre Hand noch einen Moment auf seinem Arm liegen. »Ich sehe dich dann später.« Mit einem letzten Lächeln stolzierte sie davon, anmutig wie ein Panther.
Isabella war verstummt. Jakes Wangenknochen röteten sich, als er Katerina sehnsüchtig nachsah. Cassie räusperte sich und schluckte ihren Stolz herunter.
»Danke«, sagte sie munter. »Du hast mich heute Morgen vor einem hässlichen Tod gerettet.«
»Ich?«
»Unter einem Auto? Am Tor?«
»Oh. Ja.« Jake kratzte sich unbeholfen am Hals. »Keine Ursache. Es tut mir leid, dass ich irgendwie kurz angebunden war. Du hast mich ... erschreckt.«
»Na ja. Sie hätten mich natürlich nicht wirklich überfahren.«
»Meinst du?«, fragte er düster, bevor er abrupt das Thema wechselte. »Also, genießt du
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