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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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gefressen werden. Du hast echt Nerven.«
    Ich seufze. Wie soll ich Miley nur klarmachen, dass wir alles wissen. Und dass es nicht nur Kalo gibt, die ein Wolf ist, sondern auch Dusk. Und dass Dusk ihn vermutlich töten will. Und die Engel … Miley hat verdammt schlechte Karten in diesem Spiel. Ich nehme den Fuß vom Gas, jetzt erkenne ich, dass es Kalo ist, die auf Miley wartet. Sie hat sich ein schwarzes Tuch so um den Kopf gewickelt, dass die eine Gesichtshälfte verdeckt ist. Trotzdem kann man das Ausmaß ihrer Verletzungen erkennen. Ihre Oberlippe ist aufgeschlitzt und unterhalb des Kinns klafft eine Wunde. In gebührendem Abstand stoppe ich den Wagen, Kalo rührt sich nicht, ihre Erscheinung ist eine einzige große Anklage.
    »Na dann.« Ich öffne die Fahrertür und schlüpfe hinaus, damit Miley aussteigen kann. Die Stille scheint uns aufzufressen. Kurz berühren wir uns an den Händen, ein flüchtiges Versprechen, dann dreht sich Miley um und verschwindet mit Kalo im Nebel.

46° 59’ 51,086’ N, 110° 57’ 34,29’ W
Mount Monarch

    A ls sie aufwacht, steht Elin neben ihrem Bett.
    »Du hast gesprochen«, zischt sie, »du solltest den Mund halten. Du solltest nicht hier sein. Du …«
    Ihre schwarzen Augen glühen in der Dunkelheit.
    »Du hast ihre Namen genannt und du weißt, dass das Böse von diesen Namen angelockt wird. Also halt den Mund.«
    Der Wind treibt Schneeflocken gegen das kleine Fenster. Sie bleiben kleben. Bald wird man nicht mehr hinaussehen können, so dicht wird der Sturm sie gegen das Fenster treiben. Sie dreht sich von Elin weg und zieht sich die Decke über den Kopf. Ohnmacht füllt ihr Herz.
    »Geh weg.« Ihr Körper ist nass vor Schweiß. »Lass mich zufrieden.«
    Sie hört, wie Elin zu ihrem Bett hinübergeht und sich daraufsetzt und wartet, dass ihr Atem ruhiger wird. Die Träume haben sie gefunden. So lange war sie sicher davor. So lange war ihr Schlaf ruhig und bleiern gewesen. Keine Erinnerung. Nichts. Sie hatte sich ins Bett gelegt und hatte sich gefragt, ob sich der Tod genau so anfühlen würde. Eine Zeit, in der die Gedanken stillstanden und die Erschöpfung sie mit fortriss.
    Barmherzig, hatte sie gedacht, der Schlaf ist die Barmherzigkeit.
    Manchmal hatte sie tagelang geschlafen. Sie hatte aufgehört, auf Nachricht zu warten. Und irgendwann war sie sich sicher gewesen, dass keine Nachricht mehr kommen würde. Dass sie es geschafft hatten. Dass sie den Plan nicht mehr brauchen würden. Und dann. Eines Nachts wachte sie auf und wusste: Es ist so weit. Seitdem schlief sie fast nicht mehr. Sie hielt sich wach und die Träume damit fern.
    Elin hasst sie. Elin spürt ihre Gedanken und manchmal hat sie Angst, dass Elin ihre Gedanken lesen kann. Sie ist jung und ihr Geist irrt umher wie ein hungriges Wiesel. Schnell, mit spitzen kleinen Zähnen. Vielleicht kann sie mitten in ihr Herz blicken. Vielleicht weiß sie alles und hasst sie deswegen. Sie fragt sich, warum Chebs Wahl genau auf diese Frau gefallen war. Warum musste sie den Wagen mit der Frau teilen, die sie am meisten hasste? Warum nicht eine von denen, die sie nur stumm ansahen, wenn sie durch das Lager ging, die ihr nachblickten, aber nicht redeten? Sie akzeptierten Chebs Entschluss, fanden sich damit ab. Vielleicht, weil Elin eine von Chakals Frauen ist. Aber auch Chakal ist ihr nicht gut gesonnen. Wenn es nach ihm ginge, wäre sie längst nicht mehr hier, und sobald Cheb nicht mehr ist … sie schiebt diesen Gedanken fort. Cheb führt den Klan schon seit Jahrzehnten an und Chakal wird hoffentlich noch lange genug warten müssen, bis er sein Nachfolger wird, denn die Regeln sind klar, erst wenn Cheb stirbt, ist die Reihe an Chakal. Zumindest hofft sie das. Sie hofft, dass das Glück einmal auf ihrer Seite ist. Chakal kommt nicht mehr in Elins Wagen, seit sie da ist. Manchmal geht er vorbei und lässt seinen Blick umherschweifen. Er sieht nicht aus wie Cheb in dem Alter, er ist kleiner, gedrungener, sein Haar ist schwarz und drahtig und sein Gesicht von der Sonne gegerbt.
    »Du wirst den Wagen mit ihr teilen«, hatte Cheb zu Elin gesagt. An dem Tag, an dem sie hier ankam. Müde, nach dem weiten Weg durch die unendlichen Berge, die Wälder. Sie hatte das Gefühl, die halbe Welt durchquert zu haben. Cheb stützte sich auf den Stock mit dem silbernen Wolfskopf und sie fragte sich, wie lange er noch so hier stehen würde. Wie lange er seine Leute noch zusammenhalten konnte. Der Wind trieb die ersten Schneeflocken durch das

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