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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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einziges pinkfarbenes Teil am Leib hat.
    Mein Rücken beginnt zu prickeln und ich drehe mich gehetzt einmal um mich selbst. An der linken Wand entlang sind fünf Toilettenkabinen, an der rechten Wand drei angeschlagene Waschbecken. Über uns baumelt eine Glühbirne, sonst ist der Raum völlig kahl und bis unter die Decke weiß gefliest. Kein Hinterausgang. Eher eine Falle. Eine Sackgasse.
    »Du wirst es doch nicht meiner Mum sagen«, Beebees Stimme hört sich seltsam piepsig an und ich kann nicht begreifen, wovon sie spricht. Was soll ich ihrer Mum nicht sagen? Während meine Gedanken rasen, starre ich sie verständnislos an. Sie trägt als Oberteil einen BH mit Glitzersteinchen, sonst nichts. Ich reiße mich von ihr los.
    Am anderen Ende des Raumes ist ein kleines Kellerfenster, ich lasse Beebee einfach stehen, laufe hinüber und versuche, den Fenstergriff zu erreichen.
    »Meine Mum würde mich umbringen, wenn sie erfährt, dass ich in den Club gehe«, sagt Beebee hinter mir, »sie denkt, ich übernachte bei einer Freundin in Fillis … aber die Freundin gibt es gar nicht. Verstehst du?«
    Der Griff ist viel zu hoch angebracht. Ich lehne mich für einen kurzen Moment an die Wand und spüre die kalten Fliesen an meinem Rücken. Vielleicht kann Nawal die Engel abhalten. Die kleine, zierliche Nawal. Aber sie hat es schon einmal getan. Sie hat uns schon einmal das Leben gerettet.
    »Bitte«, sagt Beebee, »ich weiß, was du denkst, endlich hab ich Beebee in der Hand. Aber wir können über alles reden, o. k.? Wenn es um Miley geht…er ist mir nicht mehr wichtig. Meinetwegen kannst du ihn haben, wenn du nur die Klappe hältst.«
    Ich sehe Beebee an und spüre, wie mein Gehirn aussetzt. Raguel ist zu nahe. Beebees Gesicht verschwimmt vor meinen Augen. Das Blond ihres Haars zerfließt.
    »Darum geht es nicht«, flüstere ich, »ich will nichts von dir.«
    Wir schweigen und hören die dumpfen Bässe durch die Türe dröhnen. Aber da ist noch etwas anderes, wie ein zweiter Pulsschlag, laut und deutlich, immer stärker werdend.
    »Sie sind hinter mir her«, flüstere ich und spüre, wie mein Blut in meine Beine sackt. Laut und deutlich höre ich den Pulsschlag, sehe, wie Rag sich seinen Weg durch die tanzende Menge bahnt, und weiß, dass er mich nicht mehr gehen lässt. Der Zeitpunkt ist zu nah. Der Zeitpunkt unserer Initiation. Er ist darauf programmiert, sie zu verhindern.
    »Wer?« Beebee zieht mich zu der letzten Toilettenkabine und drückt die Tür auf, »jetzt sag schon. Und kipp mir bloß nicht um.«
    Ihre Berührung holt mich in die Wirklichkeit zurück und ich kann wieder klar sehen. Sie schließt die Kabinentür hinter uns. Wir stehen so eng beieinander, dass wir uns an den Schultern berühren und ich den Kaugummi in ihrem Mund riechen kann. Die ganze Kabine ist mit Telefonnummern bekritzelt und ich wünsche mir nichts sehnlicher, dass mein einziges Problem meine Mum ist.
    »Wer ist hinter dir her?«, zischt sie mich an.
    »Es nützt nichts«, sage ich, »du kennst sie nicht. Aber du musst jetzt verschwinden. Lass mich alleine.«
    Wir starren uns an und ich merke, wie ich zu zittern beginne, als hätte ich Schüttelfrost. Die Hitze kriecht an meinem Körper hoch, doch in mir ist alles kalt. Dann gibt es einen Knall, der uns zusammenzucken lässt, und ich kann nur ahnen, dass es die Toilettentür war, die aus den Angeln fliegt und nun quer durch den Raum schlittert. Beebee legt sich den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutet mir damit, leise zu sein. In Zeitlupe dreht sie das Schloss herum und öffnet den Reißverschluss ihrer Jeans. Meine Ohren dröhnen. Ich kann nicht mehr unterscheiden, wessen Herz ich schlagen höre. Ist es mein eigenes? Oder Raguels? Oder ist es der Rhythmus der Musik? Aber noch schlimmer ist die Stille, die unter all dem liegt, denn ich weiß, was da draußen passiert. Rag steht auf der Schwelle und richtet seine leblosen Augen auf uns. Ganz ruhig steht er da und wartet. Er muss nicht eine Kabine nach der anderen auftreten, um zu wissen, dass nur die letzte belegt ist. Er kann uns orten, auch wenn er uns nicht sehen kann. Er spürt, dass wir da sind. Er kann das Leben riechen, den Tod und unsere Angst.
    Beebees und meine Augen finden sich.
    Es tut mir so leid, würde ich gerne sagen, aber Beebee schüttelt den Kopf. Sie zieht ihre Jeans bis zu den Knien und setzt sich auf die Toilette, dann nimmt sie meine Hand und zieht mich zu sich hinunter.
    Ich gehe vor ihr in die Hocke. Neben mir ist der

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