Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Duke zurückfahren. Nun wird es sich zeigen, wer stärker ist. Ich oder Lilli-Thi. Gabe blickt noch immer auf mich herab.
Ich weiß, dass es nicht mehr lange dauert, bis Lilli-Thi durch diesen Gang auf uns zukommen wird.
Plötzlich verlässt mich der Mut, mich ihr entgegenzustellen, mit ein paar schnellen Schritten bin ich in einem der leeren Zimmer. Keine Sekunde zu früh, denn kaum hat sich die Tür geschlossen, höre ich Lilli-This Stimme wie ein Messer die Luft zerschneiden.
»Was tut er da?«, sagt sie bissig. »Er weiß, dass er die Tür nicht aus den Augen lassen soll.«
Ihre Stimme klingt, als würde sie nicht viel sprechen. Als würde sie nie auf eine Antwort warten, als wäre sie nicht von dieser Welt.
»Keine Sekunde sollte er die Tür aus den Augen lassen. Muss sie denn alles selbst machen?«
Sie. Lilli-Thi. Sie kennt kein Ich, keine Person, keine Stimmung, keine Liebe.
»Er weiß, wie wichtig es ist«, faucht sie. Ihre Stimme wird abrupt zu einem Flüstern. »Denn Samael muss sich nähren. Ungestört. Unbehelligt.«
Eine eiskalte Vorahnung lässt einen Schauer über meinen Rücken laufen. Konzentriert bemühe ich mich, die Gedanken an mir abprallen zu lassen, ich atme tief ein und aus, obwohl meine Narbe grässlich schmerzt, fokussiere mich auf meine Worte. Aber ich höre es trotzdem.
»Nicht nur Samael«, fährt sie ihn an, ich kann ihre schwarz glühenden Augen direkt vor mir sehen. »Auch … das Stück …«
Das Stück …
»… muss mit höchster Intensität bewacht werden.«
Ich starre auf die Tür vor mir. Ohne mich anzustrengen, weiß ich, wovon Lilli-Thi spricht. Das Messer. Das Messer, das wir benötigen, um initiiert zu werden.
»Und gerade im Moment befindet sich eines der Mädchen genau hier«, faucht sie ihn an. »Er und die ganzen anderen Schwachköpfe werden sie finden.«
Schweißnass starre ich weiter auf die Tür.
»Ich weiß, dass das Mädchen hier ist«, sagt Gabe ruhig, »sie ist in diesem Zimmer.«
Mein Herz hört auf zu schlagen. Nicht, weil mich Lilli-Thi gleich finden wird. Nicht, weil ich so viel Angst davor habe, was gleich mit mir geschehen wird. Gabe hat mich verraten.
Deutlicher konnte er mir nicht zeigen, was er für mich empfindet.
Nichts.
Gar nichts.
Meine Vogelnarbe brennt und schmerzt, ich kann mich kaum mehr aufrecht halten.
Lilli-Thi scheint sich von der Tür wegzudrehen.
»Rede er keinen Unsinn«, antwortet sie scharf. »Das Mädchen ist im Club. Lilli-Thi ist nicht blöd.«
Unwillkürlich gleitet meine Hand zu meinem Bauch, die Narbe ist nass von meinem Blut.
Dawna …
23
Dawna
W ir drehen uns beide um und drängeln uns in die andere Richtung. Mein Herz scheint im Rhythmus der harten Technobeats zu schlagen. Ich sehe über meine Schulter, kann aber Raguel nicht entdecken. Trotzdem bin ich mir sicher, dass er irgendwo hinter uns ist. Die Nebelmaschine spuckt so viel künstlichen Nebel auf die Tanzfläche, dass ich nichts mehr erkennen kann. Selbst Nawal ist wie verschluckt. Wieder stoppt sie und wir stoßen zusammen. Als sie sich zu mir umdreht, sieht sie verzweifelt aus.
»Pius … da vorne.«
Der Nebel löst sich langsam auf und jetzt entdecke ich ihn auch. Er lässt seinen Blick suchend über die Menge schweifen. Ich ducke mich hinter den Menschen, die um mich herumtanzen, trotzdem sehe ich aus den Augenwinkeln noch einen dritten Engel durch die Menge auf uns zukommen. Die Tanzenden scheinen vor seiner Hitze zurückzuweichen. Nawal lässt das Tablett einfach fallen und wir beginnen zu laufen, ich kann kaum ihre schweißnasse Hand festhalten. Geduckt schlängeln wir uns quer durch den Raum, immer wieder glaube ich, Nawal in der Menge zu verlieren, und ich weiß, dass sie uns immer enger einkreisen und es nicht mehr lange dauert, bis wir einem von ihnen in die Arme laufen. Ich spüre es an der Luft, die immer knapper wird, an der unglaublichen Hitze und dem Schwindel, der von mir Besitz ergreift. Wir erreichen das andere Ende des Clubs. Gibt es einen Hinterausgang? Kann mich Nawal an der Bar vorbei hinausschleusen? Ich hoffe es, als sie vor einer Tür haltmacht.
»Hier rein.« Nawal stößt die Tür zur Damentoilette auf, ich stolpere über die Schwelle und halte mich, bevor ich stürze, an einem anderen Mädchen fest. Beebee.
Wir stoßen gleichzeitig einen Schrei aus. Auch das noch.
»Verdammt, was tust du denn hier?« Sie lässt meine Schultern los und tritt einen Schritt zurück. Fast hätte ich sie nicht erkannt, weil sie kein
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