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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Dampf heraus.
    Jubel ertönte in den Zellen, von Gefangenen, die zu dumm waren, um zu wissen, wann man besser still blieb.
    Lundist hätte fliehen können. Er hatte Zeit genug. Ich rechnete damit, dass er versuchte, Hilfe zu holen, aber er war auf halbem Wege zu mir, als Grebbin zu Boden sank. Der Nubier stieß Berrec beiseite und befreite sein anderes Handgelenk.
    »Lauf!«, rief ich Lundist zu, für den Fall, dass er noch nicht daran gedacht hatte.
    Eigentlich lief er schon, aber in die falsche Richtung. Ich wusste, dass die Jahre weniger schwer auf ihm lagen als auf anderen alten Männern, doch ich hatte nicht gewusst, dass er sprinten konnte.
    Ich trat zum Tisch mit dem Nubier, zwischen Lundist und mir.
    Der Nubier löste die Schellen von seinen Füßen, als Lundist ihn erreichte. »Nimm den Jungen, Alter, und verschwinde.« Nie zuvor hatte ich eine so tiefe Stimme gehört.
    Lundist sah den Nubier mit seinen beunruhigenden blauen Augen an. Sein vom Lauf von der Tür eben noch heftig wehender Umhang legte sich. Er hob die Hände zur Brust, legte eine Hand auf die andere. »Wenn du jetzt gehst, Mann von Nuba, so halte ich dich nicht auf.«
    Das brachte schallendes Gelächter von den Zellen.
    Der Nubier musterte Lundist mit der gleichen Intensität, die ich zuvor gespürt hatte. Er überragte meinen Lehrer um einige Zoll, doch es war die Körpermasse, die mich an David und Goliath denken ließ. Lundist war dünn wie ein Speer, und der Nubier wog mindestens doppelt so viel, wenn nicht mehr. Seine vielen zusätzlichen Pfunde bildeten feste Muskeln auf dicken Knochen.
    Der Nubier lachte nicht über Lundist. Vielleicht sah er mehr als die Gefangenen. »Ich nehme meine Brüder mit.«
    Lundist versuchte, das zu verarbeiten. Schließlich wich er einen Schritt zurück. »Jorg, hierher.« Er hielt den Blick auf den Nubier gerichtet.
    »Brüder?«, fragte ich. An den Gittern sah ich keine schwarzen Gesichter.
    Der Nubier schenkte mir ein breites Lächeln. »Einst hatte ich Hüttenbrüder. Jetzt sind sie weit entfernt, vielleicht tot.« Er breitete die Arme aus, und das Lächeln wurde zu einer halben Grimasse, als er seine Verbrennungen fühlte. »Aber die Götter gaben mir neue Brüder. Straßenbrüder.«
    »Straßenbrüder.« Ich rollte das Wort auf der Zunge. Vor dem inneren Auge sah ich Will, Blut und Locken. Hier lag Stärke. Ich spürte sie.
    »Töte sie beide und lass mich raus.« Eine Tür links von mir rasselte, als stieße ein Stier dagegen. Der Stimme nach musste ein Oger dort drin sein.
    »Du verdankst mir dein Leben, Nubier«, sagte ich.
    »Ja.« Er riss die Schlüssel von Berrecs Gürtel und trat zu der Zelle links von mir. Ich folgte ihm und achtete darauf, dass er zwischen Lundist und mir blieb.
    »Als Gegenleistung erwarte ich ein Leben von dir«, sagte ich.
    Der Nubier zögerte und sah Lundist an. »Geh mit deinem Onkel, Junge.«
    »Du wirst mir ein Leben geben, Bruder, oder ich nehme mir deins«, sagte ich.
    Mehr Gelächter kam von den Zellen, und diesmal stimmte der schwarze Mann mit ein. »Wen möchtest du getötet haben, Kleiner Bruder?« Er schob den Schlüssel ins Schloss.
    »Das sage ich dir, wenn ich ihn sehe«, sagte ich. Jetzt Graf Renar zu nennen, hätte zu viele Fragen aufgeworfen. »Ich begleite dich.«
    Als Lundist das hörte, eilte er auf mich zu. Er drehte sich am Nubier vorbei und gab ihm einen Tritt in die Kniebeuge. Ich hörte ein lautes Klicken, als der große Mann zu Boden ging. Der Nubier wandte sich zur Seite, als er fiel, und langte nach Lundist. Irgendwie gelang es dem alten Lehrer, ihm zu entgehen, und als der Schwarze zu seinen Füßen lag, trat er ihm in den Nacken, mit solcher Wucht, dass er abrupt verstummte und reglos liegen blieb.
    Fast wäre ich entwischt, aber Lundists Finger hielten mich am langen Haar fest, als ich zu entkommen trachtete. »Jorg! Dies ist nicht der richtige Weg!«
    Ich wollte mich losreißen. »Es ist genau der Richtige.« Und ich wusste, dass es stimmte. Die Wildheit des Nubiers, die Bindungen zwischen diesen Männern, die Konzentration auf das, was den Unterschied ausmachte, wie auch immer die Situation beschaffen sein mochte – das alles übte einen großen Reiz auf mich aus.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Zellentür aufschwang. Das Klicken war vom Schlüssel gekommen, der sich im Schloss gedreht hatte.
    Lundist hielt meine Schultern und drehte mich, damit ich ihn ansehen musste. »Du hast nichts bei diesen Männern verloren, Jorg. Du ahnst,

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