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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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willst nicht zwischen mir und einem Dukaten stehen, mein Freund.«
    Die Brust des schwarzen Manns glänzte unter der glühenden Spitze. Das Eisen hatte scheußliche Verbrennungen auf den Rippen hinterlassen. Rotes Fleisch wölbte sich dort aus neu gepflügten Furchen. Ich nahm den Geruch von gebratenem Fleisch wahr.
    »Er ist sehr schwarz«, sagte ich.
    »Er ist ein Nubier, das ist er«, sagte Berrec. Er richtete einen prüfenden Blick auf den Schürhaken und steckte ihn wieder ins Feuer.
    »Warum foltert ihr ihn?«, fragte ich und fühlte mich nicht wohl unter dem Blick des Nubiers.
    Die Frage verwirrte die beiden Wärter. Die Falten fraßen sich tiefer in Grebbins Stirn.
    »Der Teufel steckt in ihm«, antwortete Berrec schließlich. »In allen Nubiern. Sind Heiden, ohne Ausnahme. Ich habe gehört, wie Pater Gomst, der den König beim Gebet begleitet, gesagt hat, dass man die Heiden verbrennen muss.« Berrec legte die Hand auf die Magengrube des Nubiers, eine Geste, die täuschend sanft, fast zärtlich wirkte. »Wir lassen den Burschen nur ein bisschen brutzeln, bevor morgen der König kommt und zusieht, wie er getötet wird.«
    »Hingerichtet.« Grebbin sprach das letzte Wort mit der Präzision von jemandem aus, der es oft geübt hat.
    »Getötet, hingerichtet, wo ist der Unterschied? Sie enden alle als Würmerfraß.« Berrec spuckte in die Kohlen.
    Der Nubier hielt den Blick auf mich gerichtet und musterte mich stumm. Ich fühlte etwas, für das ich keinen Namen hatte. Irgendwie kam es mir falsch vor, an diesem Ort zu sein. Ich biss die Zähne zusammen und begegnete dem Blick des schwarzen Mannes.
    »Was hat er getan?«, fragte ich.
    »Getan?« Grebbin schnaubte. »Er ist ein Gefangener.«
    »Und sein Verbrechen?«, hakte ich nach.
    Berrec zuckte die Schultern. »Hat sich schnappen lassen.«
    Lundist stand noch immer in der Tür. »Ich glaube … Jorg, dass alle für die Hinrichtung vorgesehenen Gefangenen Räuber sind, die vom Heer der Grenzmark gefasst wurden. Der König befahl ihren Einsatz, um Überfällen über die Totenstraße nach Norwood und in andere Protektorate vorzubeugen.«
    Mein Blick verließ den Nubier und strich über die Zeichen seiner Folterung. Wo die Haut unverbrannt geblieben war, formten Narben Symbole, die, obwohl einfach beschaffen, ins Auge sprangen. Ein schmutziger Lendenschurz hing an den Hüften. Hände und Füße waren mit eisernen Schellen gefesselt, die mit einfachen Schlossstiften gesichert zu sein schienen. Blut rann über die kurzen Ketten, die die Schellen mit dem Tisch verbanden.
    »Ist er gefährlich?«, fragte ich und trat näher. Ich glaubte, das verbrannte Fleisch nicht nur zu riechen, sondern auch zu schmecken.
    »Ja.« Der Nubier lächelte, als er mir diese Antwort gab, mit blutigen Zähnen.
    »Halt dein heidnisches Maul, du.« Berrec riss das Eisen aus dem Feuer. Funken stoben, als er den weißglühenden Schürhaken auf Augenhöhe hob. Das Glühen stellte etwas Sonderbares mit seinem Gesicht an. Es erinnerte mich an eine stürmische Nacht, als ein Blitz die Gesichter von Graf Renars Männern erhellt hatte.
    Ich wandte mich dem Nubier zu. Wenn seine Augen dem Eisen gefolgt wären, hätte ich ihn seinem Schicksal überlassen.
    »Bist du gefährlich?«, fragte ich ihn.
    »Ja.«
    Ich zog den Stift aus der Schelle an der rechten Hand.
    »Zeig es mir.«

 
13
     
    Vier Jahre zuvor
     
    Der Nubier war schnell, aber es war nicht seine Schnelligkeit, die mich beeindruckte, sondern das völlige Fehlen eines Zögerns. Er ergriff Berrecs Handgelenk und riss den Wärter auf sich. Der Schürhaken in Berrecs ausgestreckter Hand bohrte sich in Grebbins Rippen, so tief, dass sich das Eisen aus Berrecs Griff löste, als sich Grebbin zur Seite wand.
    Sofort brachte sich der Nubier in eine sitzende Position, soweit es die noch gefesselte Hand erlaubte. Berrec glitt an seiner Brust herunter, rutschte auf Schweiß und Blut in den Schoß. Er versuchte, sich wieder aufzurichten, doch der Ellenbogen des Nubiers bereitete diesem Fluchtversuch ein Ende. Er traf Berrec am Nacken, und Knochen gaben knirschend nach.
    Grebbin schrie natürlich, aber Schreie waren nichts Ungewöhnliches im Verlies. Er versuchte wegzulaufen, hatte aber die Orientierung verloren und prallte mit solcher Wucht gegen eine Zellentür, dass die Spitze des Schürhakens sein Schulterblatt durchdrang. Er fiel zu Boden und kam nicht wieder auf die Beine. Zuckend blieb er liegen und öffnete den Mund, doch es kam nur Rauch oder

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