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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Lippen. Das gleiche Lächeln, das Gemt von mir empfangen hatte, vor dem Messer. Ich sah ein kurzes Flackern in Nossars Augen, den Hauch eines Zweifels.
    Er fasste sich sofort. »Prinz Jorg! Entgegen aller Hoffnung seid Ihr zurückgekehrt! Ich habe den Mann, der die Nachricht brachte, einen Lügner genannt, aber hier seid Ihr.« Er hatte eine sehr tiefe Stimme, volltönend und golden. Wenn der alte Nossar sprach, wusste man, dass er die Wahrheit sagte und dass er einen mochte. Seine Stimme hüllte einen in warme Sicherheit. »Darf ich Euch bitten, mein Haus zu ehren und bei mir zu übernachten, Prinz Jorg?«
    Ich bemerkte, wie die Brüder Blicke wechselten und Frauen in der Menge beäugten. Die sterbende Sonne gab dem Mühlteich einen scharlachroten Glanz. Im Norden, über der dunklen Linie des Rennat-Waldes, bildete der Rauch aus den Schornsteinen von Crath City einen Schleier am dunkler werdenden Himmel.
    »Ich danke Euch für die Einladung, mein Lord, aber ich beabsichtige, diese Nacht in der Hohen Burg zu schlafen, von der ich zu lange fort gewesen bin«, sagte ich.
    Ich konnte seine Sorge sehen. Sie hing in jeder Falte seines Gesichts. Er wollte mehr sagen, aber nicht hier. Ich fragte mich, ob Vater ihn mit dem Auftrag geschickt hatte, mich festzuhalten.
    »Prinz …« Er hob die Hand, und sein Blick suchte meinen.
    Erneut fühlte ich den Schmerz in der Brust. Nossar würde mich in seinen Saal setzen und mit jener goldenen Stimme von der guten alten Zeit erzählen. Er würde von William und Mutter sprechen. Wenn es einen Mann gab, der mich entwaffnen konnte, so dieser.
    »Ich danke Euch für den freundlichen Empfang, Lord Nossar.« Ich gab ihm höfische Förmlichkeit, knapp und endgültig.
    Ich musste an den Zügeln ziehen, um Gerrod zu drehen – selbst Pferde scheinen Nossar zu mögen. Über den Weg am Fluss führte ich die Brüder um den Ort, und dabei gerieten Herbstrüben unter die Hufe unserer Rösser. Die Bauern jubelten weiter, obwohl sie nicht wussten, was geschah – sie jubelten trotzdem.
    Wir näherten uns der Hohen Burg über den Klippenweg und mieden die Stadt, deren Lichter unter uns lagen. Straßen, von Fackeln gesäumt, das Licht von Kaminfeuern und Lampen hinter Fenstern, deren Läden noch nicht geschlossen waren, um die Kühle der Nacht auszusperren. Der Schein der Wächterlaternen strich über die alte Stadtmauer, die einen schrägen Halbkreis bildete, der sich zum Fluss hin verjüngte. Dort gab es auch Häuser außerhalb der Mauern; die Bebauung erstreckte sich am Fluss entlang ins Tal. Wir erreichten das Westtor, durch das wir zur Hohen Burg gelangen konnten, ohne zuvor den schmalen Straßen der Altstadt folgen zu müssen. Die dortigen Wächter hoben das erste Fallgatter für uns, dann auch das zweite und dritte. Zehn Minuten lang knarrten Winden und rasselten Ketten. Ich fragte mich, warum die drei Tore unten gewesen waren. Standen unsere Feinde so nahe, dass wir die Hohe Mauer dreifach sichern mussten?
    Der Wachhabende des Tors kam, während seine schwitzenden Männer das dritte Fallgatter hoben. Hier gab es keine Fähnchen. Ich glaubte, den Mann zu kennen: so alt wie Gomst, mit grau meliertem Haar. An den griesgrämigen Gesichtsausdruck erinnerte ich mich am besten – der Mann sah aus, als hätte er gerade eine verfaulte Zitrone gefressen.
    »Prinz Jorg, wie man uns mitgeteilt hat?« Er sah zu mir hoch und hob die Fackel fast bis zu meinem Gesicht. Ich hatte genug Ähnlichkeit mit dem König, um ihn zufrieden zu stellen, woraufhin er die Fackel sinken ließ und zurücktrat. Angeblich habe ich die Augen meines Vaters. Vielleicht stimmt das, aber meine sind dunkler. Wir konnten beide auf eine Weise starren, die Männer verunsicherte. Ich habe immer geglaubt, dass ich zu mädchenhaft aussehe: mein Mund zu sehr eine Rosenknospe, die Wangenknochen zu hoch und zart. Und wenn schon. Ich habe gelernt, mein Gesicht als eine Maske zu tragen, und normalerweise kann ich diese Maske so gestalten, wie es mir gefällt.
    Der Wachhabende nickte Hauptmann Coddin zu. Sein Blick ging über Makin hinweg, ohne bei ihm zu verharren, fand nicht zu Pater Gomst und verweilte kurz beim Nubier, bevor er sich voller Zweifel auf Rike richtete.
    »Ich kann für Eure Männer Unterkünfte in der unteren Stadt finden, Prinz Jorg«, sagte er. Mit »unterer Stadt« meinte er den Bereich jenseits der Altstadtmauern.
    »Meine Gefährten kommen zusammen mit mir in der Burg unter«, sagte ich.
    »König Olidan verlangt nur

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