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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Er blieb abrupt stehen und wischte sich die Hände an der schmutzigen weißen Schürze ab, die sich über seinem Bauch spannte. »Was bei allen …« Er sah an mir vorbei, und seine Augen wurden groß. »Prinzessin!« Plötzlich wirkte er erschrocken und wurde zu einem zitternden Fettkloß. »Prinzessin! W-was führt Euch zur Küche? Dies ist kein Ort für eine Lady in Seide und so.«
    »Prinzessin?« Ich drehte mich um und starrte sie an. Mein Mund war offen, und so schloss ich ihn.
    Sie gab mir ein Lächeln, bei dem ich mich fragte, ob ich es ihr aus dem Gesicht schlagen oder es besser küssen sollte. Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, legte sich mir eine schwere Hand auf die Schulter, und Dräne drehte mich um. »Und was erdreistet sich ein Rüpel wie du, die Prinzessin in die Irre zu führen …« Er unterbrach sich plötzlich. Sein Gesicht verwandelte sich in eine Faltenlandschaft, und er versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort hervor. Schließlich ließ er mich los und fand die Stimme wieder. »Jorg? Kleiner Jorg?« Tränen strömten ihm über die Wangen.
    Will und ich hatten diesem Mann beim Töten so einiger Hühner und beim Backen so einiger Torten zugesehen. Es gab keinen Grund, warum er wegen mir zu flennen beginnen sollte. Dennoch, ich ließ ihm die peinlichen Tränen durchgehen, denn er hatte mir Gelegenheit gegeben, Ihre Königliche Hoheit überrascht zu sehen. Ich schaute sie an, lächelte und machte eine höfische Verbeugung.
    »Prinzessin, wie? Was vermutlich bedeutet, dass der Abschaum von der Straße, den du von der Palastwache festnehmen lassen wolltest, dein Stiefbruder ist.«
    Sie fasste sich schnell, das musste ich ihr lassen.
    »Du dürftest wohl eher mein Neffe sein«, sagte sie. »Dein Vater hat meine ältere Schwester vor zwei Monaten geheiratet. Ich bin deine Tante Katherine.«

 
20
     
    Wir saßen am langen, auf Böcke gestellten Tisch, an dem das Küchenpersonal seine Mahlzeiten einnahm, Katherine und ich. Die Bediensteten brachten mehr Licht, unterschiedlich dicke und lange Kerzen in tönernen Haltern. Von den Türen zu beiden Seiten des Raums beobachteten sie uns, ein schäbiger Haufen von Leuten, die lächelten und wippten, als hätten wir einen heiligen Tag oder einen Festtag, und als seien wir die Narren, die für ihre Unterhaltung sorgten. Dräne erschien und pflügte durch die Schar wie ein Schiff durch Wasser. Er brachte frisches Brot, Honig in einer Schüssel, goldene Butter und silberne Messer.
    »Dies ist der richtige Ort zum Essen«, sagte ich. Mein Blick blieb auf Katherine gerichtet. Sie schien nichts dagegen zu haben. »Warmes Brot aus dem Backofen.« Es dampfte, als ich es aufriss. Bestimmt duftete der Himmel wie frisches Brot. »Mir war klar, dass ich dich aus gutem Grund vermisst habe, Dräne!«, rief ich über die Schulter hinweg und wusste, dass der dicke Koch diese Worte ein ganzes Jahr lang genießen würde. Die Wahrheit lautete: Ich hatte ihn nicht vermisst. In hundert Träumen von seinen Torten hatte ich keinen einzigen Gedanken an ihn vergeudet. Es war mir sogar schwer gefallen, mich an seinen Namen zu erinnern, als ich ihn in der Tür gesehen hatte. Aber etwas an der jungen Frau mir gegenüber veranlasste mich, zu einem Mann freundlich zu sein, der sich daran erinnern würde.
    Der erste Bissen weckte meinen Hunger, und ich riss an dem Brot wie an einer Keule Wildbret, als säße ich zusammen mit meinen Brüdern am Lagerfeuer. Katherine hielt inne und beobachtete mich, ihr Messer über der Schüssel mit dem Honig und ein Lächeln auf den Lippen.
    »Mmmfflg.« Ich kaute und schluckte. »Was ist?«, fragte ich.
    »Sie überlegt wahrscheinlich, ob du, wenn das Brot alle ist, unter den Tisch kriechst und dem Hund die Knochen stiehlst.« Makin hatte sich mir unbemerkt von hinten genähert.
    »Verdammt, du gibst einen guten Straßenräuber ab, Sir Makin.« Ich drehte mich um, und dort stand er, in glänzender Rüstung. »Ein gepanzerter Mann sollte den Anstand haben, zu klirren und zu rasseln.«
    »Ich habe laut genug geklirrt und gerasselt, Prinz«, sagte er und zeigte mir sein ärgerliches Lächeln. »Vielleicht bist du mit wichtigeren Dingen beschäftigt gewesen?« Er verbeugte sich vor Katherine. »Lady … Ich glaube, ich hatte noch nicht die Ehre.«
    Sie reichte ihm die Hand. »Prinzessin Katherine Ap Scorron.«
    Makin wölbte eine Braue. Er nahm die Hand und verbeugte sich erneut, ein ganzes Stück tiefer diesmal, und er hob ihre Finger an die

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