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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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so kalt, dass ich einen Moment die Luft anhalten musste, doch dann tat die Erfrischung gut. Ich trank das Wasser aus meinen Händen und beneidete die Pferde, die ihre Mäuler tief eintauchten und so sicherlich schneller schlucken konnten.
    »Du solltest herkommen, es ist herrlich!«, rief ich Neél zu. Er grinste nur und wandte sich wieder ein paar Pflanzen zu, die er offenbar interessanter fand als den Bach. Ich hätte es mir denken können. Ihm machte die Hitze überhaupt nichts aus. Wie er wohl seinen Körper abkühlte? Percents waren Warmblüter, schwitzten aber nicht. Die Vorstellung, er könnte hecheln wie ein Hund, ließ mich kindisch kichern.
    Meine Schulter juckte und als ich das Hemd runterzog, entdeckte ich einen knallroten, anschwellenden Bremsenstich. Das Mistvieh musste durch den Stoff gestochen haben. Ich schlüpfte aus den Ärmeln, warf das Hemd zum Ufer und kippte Wasser aus der hohlen Hand über den Stich. Mein Unterhemd - oder das, was davon übrig war - saugte es auf. Die Kühle fühlte sich wunderbar an, sie war auf der Haut nicht weniger lindernd als in meiner rauen Kehle. Ich goss mir mehr kaltes Wasser über den Oberkörper, in den Nacken und ins Gesicht und schloss genüsslich die Augen.
    »He, Planschkuh!« Neél stand plötzlich direkt vor mir. Ich zuckte zusammen und machte einen Schritt zurück. Ein Stein rutschte unter meinem Fuß weg und ehe ich mich versah, platschte ich mit dem Hintern voran ins Wasser. Die Pferde rissen die Köpfe hoch und traten ein paar hastige Schritte nach hinten.
    »Verdammt, Percent!«, rief ich. »Musst du mich so erschrecken!« Doch als ich sah, wie er zunächst erschrocken aus der Wäsche schaute und dann gegen das Lachen ankämpfen musste, konnte ich ihm kaum noch böse sein.
    »Brauchtest du ein Bad?«, spottete er.
    »Fast genauso dringend wie du. Du stinkst nach Pferd.« Ich spritzte ihn nass, er revanchierte sich prompt und ich schöpfte das Wasser mit beiden Händen in seine Richtung. Wir lieferten uns eine Wasserschlacht wie wild gewordene Kinder. Erst als ich mir klar wurde, wohin seine Blicke ständig schweiften, räusperte ich mich, wischte mir das Wasser aus dem Gesicht und verschränkte vorsichtshalber die Arme vor der Brust. Ich hatte vergessen, wie weißer Stoff auf Wasser reagiert, und ebenso hatte ich vergessen, wie Männer auf durchscheinende Brustwarzen reagieren. Mein Körper reagierte natürlich auch entsprechend - mein Gesicht wurde prompt wie von roter Farbe übergossen.
    »Planschereien sind nun nicht sehr soldatenhaft«, stellte ich unnötigerweise fest.
    »Nein, kein bisschen.« Seine Antwort klang nicht wirklich bedauernd. »Komm lieber raus, ehe dich jemand sieht und für eine Sirene hält.« Er führte mich am Handgelenk aus dem Bach.
    Das Wasser rann aus unserer Kleidung und tränkte den Boden. Ich beobachtete, wie es versickerte, als würde es mich brennend interessieren. Tatsächlich aber brauchte ich Ablenkung. Von seinen Blicken auf meiner Haut. »Nixen ... l...leben im Meer.«
    Neél hob mein Kinn an, sodass ich sein Lächeln sah, das irgendwie verzückt und zugleich verloren wirkte.
    Ich schlotterte sicher nur, weil es plötzlich so kalt war. Eine Art Temperatursturz. So was kam hin und wieder vor. Ich hatte davon gehört. Unter dem kalten Wasser auf meiner Haut brach mir erneut der Schweiß aus. Ich strich mir durch die Haare, sodass sie mir über die Schultern fielen und die Spitzen meine Brüste versteckten.
    »Ich wollte dir etwas zeigen«, sagte er.
    Es gelang mir weder seine Stimme zu deuten noch seinen Blick. Er sah ein wenig so aus wie nach dem Clubbesuch, natürlich nicht so wütend, aber dafür gefährlicher. Seine Augen waren glasig. Ich sollte mich losreißen und weglaufen. Laufen, laufen, laufen, so schnell ich konnte. Stattdessen machte ich einen Schritt zu viel, der mich so nah an ihn heranführte, dass die aufgerichteten Härchen an meinen Unterarmen seine Haut berührten. Ein hauchfeines Zittern lief über seinen Körper. Wie er wohl roch, wenn ich erst ganz nah ... Verdammt!
    »Schau.« Er wies ins Gebüsch und ich folgte seinem Blick widerwillig. Struppige Ästchen, Brennnesseln, Brombeeren und ... fliederfarbene Pflanzen in Form von Sternen.
    »Blumen«, sagte ich. Mein Hirn war Brei. »Wie nett ...«
    »Wilde Malven.« Neél streckte die Hand danach aus und mein Herz blieb für einen Moment stehen. Ich hörte den Stängel brechen. Er hob die Blume an, berührte mit den Blütenblättern meine Stirn und

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