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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Frau?«
    Er lächelte müde. »Du bist Soldat.«
    »Aber sie muss doch nicht noch länger bei Widden bleiben?«
    »Nein. Deine Freundin wird meinem Mentor unterstellt, bis ich einen eigenen Wohnraum bekomme.« Er seufzte. »Cloud wird sich herzlich bei mir bedanken.«
    »Aber sie werden gut zu ihr sein.« Ich dachte an Clouds Frau Mina und konnte mir kaum etwas anderes vorstellen.
    Neél nickte und das Thema war erledigt, zumindest glaubte ich das. »Es wird spät. Lass uns ein Stück galoppieren.«
    Dicht nebeneinander preschten unsere Pferde Richtung Stadt. Der Sommerwind schlug mir Staub und Hitze ins Gesicht und doch konnte ich so leicht atmen wie lange nicht mehr. Es nimmt einem so viel drückende Last, wenn man die wichtigen Dinge klärt. Plötzlich riss Neél seine Stute ein Stück herum. Ich spürte einen Ruck und mein Pferd schlug mit dem Kopf. Es war frei.
    Das Seil war gerissen. Unsere Pferde galoppierten frei nebeneinanderher. Ich konnte meine Stute wenden, ihr die Fersen in die Flanken treten und auf ihr fliehen. Ich hatte eine Chance - eine gute. Der Preis war Ambers Sicherheit. Und Neéls Kuss.
    Ich zügelte meine Braune, blieb neben Neél und ertrug seine durchdringenden Blicke ohne ein Wort.
    Die Bedeutung dieses Vorfalls begriff ich erst später, als ich die Seilenden von den Trensen band, um die Pferde dem Pfleger zu übergeben. Der Strick war nicht gerissen, wie ich zunächst angenommen hatte. Tatsächlich war nur ein winzig schmales Stück ausgefasert. Den Rest des Leders hatte jemand mit einem scharfen Messer sorgfältig durchtrennt. Ich war nicht sicher, warum Neél das getan hatte. Vielleicht wollte er mir eine Chance geben. Oder aber, er wollte wissen, wie ernst es mir wirklich war, und hatte mich auf die Probe gestellt.
    Ich verstaute die Seilenden in meiner Tasche. Übel nehmen konnte ich ihm nichts. Ich war auch nicht fair gewesen. Nie.
    • • •
    Die Erinnerung waberte wie Dampf durch meinen Kopf. Mir schwindelte, ich drehte das heiße Wasser weiter zu und beeilte mich, den Seifenschaum aus meinem Haar zu spülen. Er floss über meine Brust und meinen Bauch und verschwand zwischen meinen Beinen.
    Ich sah zu Neéls Silhouette. Sie regte sich ganz leicht, als atmete er sehr tief ein. Mit einer Hand stützte er sich gegen die Glaswand. Wie würde sich seine Hand auf meiner Haut anfühlen?
    Bei der Sonne - was war los mit mir? Dieser Kuss hatte einen Knoten gelockert, der mein Leben in seinen Bahnen gehalten hatten. Nun war ich frei. Und alles wackelte. Ich fühlte mich voll von Verlangen. Und Fragen.
    Wollte ich wirklich mit Neél schlafen? Oder wollte ich bloß, dass er mit mir schlafen wollte? Wollte ich beides? War ich gefangen, solange ich hier bei Neél war, oder würde ich es sein, sobald ich frei war? Wer war eigentlich die graue Frau, warum trug Graves selbst bei größter Hitze immer diese wollenen Pullover und wie mochte das Schwarz aussehen, in das Alex immerzu blickte? Hatte es noch einen Sinn, Amber zu retten, oder war sie nicht mehr zu retten? Wie ging es Penny; weinte sie um mich in den kurzen Pausen zwischen dem Lesen und dem Einschlafen, und in der Nacht, wenn sie das Baby stillte? Stillte sie das Baby überhaupt noch? Seit dem Winter waren viele Monate vergangen, was mochten sie verändert haben? Konnte ich noch zurückkehren? Wollte ich, dass Neél mich liebte, oder wollte ich Neél lieben oder wollte ich alles, alles, alles?
    Wollte ich weiterhin ich selbst sein? Oder würde ich mich erst noch finden?
    Aus meinen Haaren tropfte das Wasser Spuren auf unsere Wege, die wir durchs Gefängnis nahmen. Mein Atem ging schneller als sonst, vielleicht weil wir zügiger liefen, fast, als wären wir in Eile. Wir redeten nicht, aber wenn wir uns ansahen, sagte das jedes Mal sehr viel. Meine Wangen wurden heiß. Das Klackern, mit dem Neél die Zimmertür von innen abschloss, ließ mich frösteln unter meinem viel zu großen Hemd. Während er langsam auf mich zukam, öffnete ich die Knöpfe.
    »Du bist dir ganz sicher?«, fragte er noch einmal.
    Nicht wirklich. Aber wer war das schon und was machte es für einen Unterschied? Der Stoff strich über meine Schultern und Oberarme. Mit einem Rascheln fiel er zu Boden.
    Er sah mich an und schluckte, ich hörte das Klicken in seiner Kehle. War ich so dürr geworden? Oder blieb ihm die Spucke weg, weil er mich ... gern ansah? Ich berührte den Gurt, der meine Hose an ihrem Platz hielt. Neél blinzelte träge. Als mir die Hose von den Hüften

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