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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Krieger aus Jamies Clan, die eigentlich nur auf Erkundung waren und bei Matthial übernachten wollten, hatten sich von den spontan zusammengeworfenen Ideen überzeugen lassen und ihm ihre Unterstützung zugesagt. So waren sie eben, die Abenteurer, die glaubten, alles schaffen zu können, weil sie noch nicht wussten, was es bedeutete, wirklich in der Scheiße zu stecken. Und zu verlieren. War ja selbst mal so einer, dachte Matthial. Vor nicht allzu langer Zeit.
    Er sah auf, als er beinahe einem drahtigen, kleinen Kerl in die Karre gelaufen wäre, die dieser vor sich herschob. Moment, den kenne ich doch.
    »Hey! Hey, du, warte mal!«
    Der Mann fluchte, ließ seinen Handkarren stehen und wollte zur Flucht ansetzen, doch Matthial war rasch bei ihm, packte ihn am Oberarm und sah ihm ins Gesicht. Kein Zweifel. Es war der Kerl, der Joy als Percent-Hure beleidigt hatte. Die Nase über dem monströsen, struppigen Schnauzbart war immer noch leicht schief von Matthials Faust.
    »Ich tu dir nichts.«
    »Wag dich bloß nicht«, brummte der andere, es sollte wohl abfällig klingen, wirkte aber nur nervös.
    »Ich meine es ernst. Ich habe etwas überreagiert, beim letzten Mal. Tschuldigung.«
    Schnauzbart schnaubte, das Gestrüpp in seinem Gesicht vibrierte. »Was willste denn schon wieder von mir? Ich weiß nix. Bin bloß ein Arbeiter und beliefere die Läden.« Er zeigte in seinen Karren, auf dessen schmutzigem Holzboden etwa zwei Dutzend Hühner mit gebrochenen Hälsen lagen. »Gute Ware. Brauchste was? Mach dir ’nen Sonderpreis.« Sonderpreis hieß wahrscheinlich besonders teuer.
    »Ich will etwas anderes von dir. Du hast doch zu mir gesagt, dass die Soldatenfrau etwas mit einem der Percents hat.« Matthial verengte die Augen. Wage es nur nicht, mich anzulügen.
    »Mann, ich sag’s dir. Hab sie bloß zusammen gesehen. Man hört doch, was so geredet wird, wenn man viel unterwegs ist.«
    »Dann hört man sicher auch, wo man diese Frau finden kann.«
    Frustriert raufte der Mann sich den Bart. »Hab dir damals schon gesagt, wo die meisten Percents sind, die bald ins Chivvy gehen. Im alten Gefängnis. Jeder weiß das. Und da leben auch die Soldaten, sogar die Frau. Wenns anders wäre, wüsst ichs.«
    »Ja, ja, das sagtest du«, unterbrach Matthial ihn. »Aber ich muss mehr wissen. Ich war oft in dieser Gegend, aber ich finde sie nicht. Wann verlassen sie das Gefängnis, wann kommen sie zurück?« Es war schwierig, sich unauffällig in der Nähe des Gefängnisses aufzuhalten. Die meisten Menschen mieden den Ort, da fiel einer, der es nicht tat, sofort ins Auge.
    »Keine Ahnung. Kann dir höchstens sagen, wo er sie trainiert. Meine Schwägerin sieht die manchmal.«
    »Wo?«
    Schnauzbart beschrieb einen Weg, der durch das kleine Tor in der Nähe des Schlachthauses aus der Stadt hinausführte. »Von dort aus links. Da muss es irgendwo sein.«
    »Das hilft mir. Danke.«
    Der Mann brummte, sich beeilen zu müssen, damit die Ware frisch blieb, und zockelte mit seinem Karren davon.
    Matthial beachtete ihn nicht länger. Er markierte bereits strategisch geschickte Punkte auf der imaginären Stadtkarte in seinem Kopf. Grübelnd sah er zum Himmel. Nein, heute würde es nicht lohnen, die Gegend auszukundschaften. Bis er dort wäre, würde es bereits dunkel werden und nicht vertrautes Terrain - das hatte Mars ihm wieder und wieder eingebläut - betrat man nicht bei Nacht.
    Sein Magen meldete sich mit einem Knurren. Matthial griff in seine Hosentasche und tastete nach den verbliebenen Münzen. Er hatte ein paar Tage zuvor Rauchkraut und eine geschnitzte Pfeife verkauft. In der Stadt war man aufgeschmissen, wenn man nichts zum Zahlen oder Tauschen hatte. Nichts bekam man hier umsonst, nicht einmal einen Schluck sauberes Wasser. Dass man für die Mücken, die einem das Blut aussaugten, nicht bezahlen musste, war alles. Erschreckend, wie schnell er die Münzen für Brot und ein Stück Wurst aufgebraucht hatte. Es waren nur noch wenige übrig und er hatte Josh versprochen, Käse mitzubringen. Ob es dafür noch reichte? Matthial hatte keinen Überblick, wie viel man für die Stadtwaren bezahlen musste. Jeder Händler hatte seine eigenen Preise und er vermutete, dass diese auch von Kunde zu Kunde schwankten. Wie auch immer - er musste seinem Bruder diesen verflixten Käse mitbringen, schließlich hatte Josh die Pfeife gefertigt, die Matthial gegen Münzen eingetauscht hatte. Er würde nur widerwillig weitere schnitzen, wenn er nichts dafür

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