Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
bekam.
    Seufzend drehte Matthial sich um und ging noch einmal die Marktstraße entlang. Bei den ersten beiden Händlern fragte er nach dem Preis und trollte sich kopfschüttelnd, sobald dieser genannt wurde. Im dritten, einem größeren Laden, in den man eintreten musste, hatte er Glück. Zehn Münzen kostete ihn der Käse, die hatte er gerade noch. Die Händlerin, ein strohblondes Mädchen von siebzehn oder achtzehn Jahren, lächelte ihm scheu zu, während er das Geld in ihre Handfläche abzählte. Er verstaute den Käse in seinem Beutel und bedankte sich. Das Mädchen errötete.
    »Ich hab dich noch nie hier gesehen«, murmelte sie, als er sich bereits zum Gehen abwenden wollte.
    »Ich«, ... komme nicht von hier, hätte er fast gesagt, konnte es sich aber gerade noch verkneifen. »... kaufe meist woanders ein.«
    »Wie schade.« Sie schien ehrlich getroffen, was ihn rührte.
    »Das muss ja nicht so bleiben.«
    »Nicht?« Die Röte in ihrem Gesicht wurde so stark, dass er glaubte, die Hitze zu spüren, die sie ausstrahlte.
    »Nein. Wenn der Käse gut ist, komme ich bald wieder und hole neuen. Aber nun muss ich los.«
    »Oh, wir haben auch andere Sachen«, rief sie ihm nach, aber er war schon draußen.
    Die Kleine war hübsch und die scheue Art, mit der sie unbeholfen flirtete, hatte etwas derart Entzückendes an sich, dass er lieber so schnell wie möglich verschwand. Alles, was er nicht brauchte, waren noch mehr Menschen, um die er sich kümmern musste. Genau das stand bei der kleinen Händlerin zu befürchten, denn sie zählte zu dem Typ Frau, um den er sich gerne gekümmert hätte. Komisch, dachte er. Sie ist doch ganz anders als Joy.
    Joy wäre viel zu stolz, um ihm etwas nachzurufen (Beleidigungen ausgenommen), und viel zu selbstbewusst, um scheue Worte an einen Mann zu richten. Joy nahm sich, was sie wollte, und gab selbst nicht mehr, als sie zu geben bereit war. Ob sie noch dieselbe sein würde, wenn er sie irgendwann fand?
    Seine Überlegungen fanden ein jähes Ende, als er um eine Häuserecke bog und vor sich zwei Percents und einen Menschen vor einer Garküche stehen sah. Er erkannte die Gesichter nicht sofort wieder, aber ein blitzartiger Instinkt durchfuhr ihn. Gefahr!
    Ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, sprang er zurück und presste sich gegen die Hauswand. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Eindeutig, einen dieser Percents hatte er schon einmal gesehen. Jetzt, da das Adrenalin nachließ, erinnerte er sich an ihn. Es war der, der Amber wie einen getretenen Hund mit sich geführt hatte. Matthial rügte sich still für seine panische Reaktion. Sehr unauffällig! Doch irgendetwas stimmte nicht. Der Percent wirkte auffallend mies gelaunt. Nicht dass sie je lächelnd durch die Straßen zogen, aber dieser schien in höchstem Maße frustriert. Matthial sah es an den fahrigen Handbewegungen und an den tiefen Falten in seiner Stirn. Auch seine Stimme klang unzufrieden, wenn nicht wütend, und obwohl Matthial auf die Entfernung nur Wortfetzen verstand, hörte er sehr deutlich die Beschimpfungen, die nicht das Gegenüber des Percents betrafen. Über irgendwen regte er sich schrecklich auf. Entscheidend in diesem Zusammenhang war die Frage: Wo war Amber?
    Matthial lauschte. Sein eigener Atem störte ihn in den Ohren, also hielt er die Luft an. Keine Chance. Mehr als unelegante Bezeichnungen einiger intimer Körperstellen kamen nicht bei ihm an. Nun betraten die Percents auch noch die Garküche, vor der sie gestanden hatten. Die Stimmen verstummten vollends. Verdammt! Matthial versetzte der Hauswand einen Schlag mit dem Handballen. Aber dann entdeckte er, dass die dritte Person - der Mensch - draußen stehen geblieben war. Skeptisch blickte der junge Mann in Matthials Richtung. Er musste ihn gehört haben.
    Matthial sann nicht über das Für und Wider nach, sondern ging auf ihn zu. Er vergewisserte sich, dass er aus dem Inneren der Garküche nicht durch die Fenster gesehen werden konnte, bevor er den jungen Mann ansprach.
    »Guten Abend.«
    Der Mann grinste müde. »Gut? Wie man’s nimmt, Kumpel.« Er hatte eine auffallend samtige, fast feminine Stimme, die gar nicht zu seinem gedrungenen Körper und dem breiten Kinn passte.
    »Du bist ein Diener, habe ich recht?«, fragte Matthial geradeheraus. Nicht die sensibelste Art, um ein Gespräch zu beginnen, aber er wusste, dass bei solchen grobschlächtigen Kerlen jedes weitere Wort verschwendet wäre. Und ein Diener musste er ja sein, denn sonst würde er nicht

Weitere Kostenlose Bücher