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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ebenfalls längst in der Nähe waren und die Situation beobachteten. Als alles ruhig blieb und Willie erneut begann, mit den Stiefeln im Splitt zu wühlen, trat ich aus den Schatten und näherte mich ihm. Sein Blick blieb gleichgültig. Das gefiel mir immer weniger.
    Ich ging zu ihm, begrüßte ihn mit Handschlag. Wie zwei Bekannte, deren Wege sich zufällig kreuzten. Ganz normal, man wusste schließlich nie, ob und wo man beobachtet oder belauscht wurde.
    »Hey William, lange nicht gesehen, wie geht’s dir?« Was ist hier los?
    »Wie man’s nimmt.« Es brennt!
    »Hm. Was macht Liza, alles in Ordnung mit ihr?«
    »Nicht wirklich. Sie ist krank.« Sie hat kalte Füße bekommen und ist getürmt.
    Ich musste schlucken. »Hat sie sich ... irgendwo angesteckt?« Ist jemand aufgeflogen?
    Willie rieb sich übers Gesicht. »Matt«, sagte er leise und meine Welt begann, zu schwanken und in Nebel zu verschwimmen, weil er Matthial - meinen Matthial - meinte. »Er hat sie angesteckt.«
    In meinem Kopf rotierten die Gedanken zu schnell, als dass ich sie hätte greifen können. Was bedeutete das? War Matthial gefasst worden oder hatte er die Aktion abgebrochen? Der bescheuerte Code war so einfach und doch fiel mir die Lösung nicht mehr ein - verdammt!
    Willie gab mir einen Klaps auf den Oberarm. »Hey! Es geht ihm gut, verstanden?«
    Ich glaubte ihm nicht. Irgendetwas musste passiert sein.
    Mit zusammengepressten Lippen sah Willie mich an. Dann räusperte er sich zweimal. »Hör mal ... grüßt du die anderen von mir?« Übernimmst du meine Stellung?
    Er wollte also ebenfalls aufgeben. Ich seufzte. »Klar, mach ich.«
    »Danke. Man sieht sich.« Er wandte sich ab. »Viel Glü- Oh, Scheiße.«
    Ich folgte seinem Blick und konnte ihm nur beipflichten. Eine Gruppe Percents näherte sich und auch wenn ich nicht viel sehen konnte, erkannte ich deutlich die Schemen der gezogenen Waffen. Willie wandte sich um, ich hörte leises Ratschen, dann ein Platschen. Er hatte die Ölbeutel vom Gürtel geschnitten und in den Brunnen geworfen. Nun ging er.
    Erneut verschob sich meine Wahrnehmung, doch diesmal war da kein Nebel. Stattdessen wurde die Welt klar, so klar, wie sie nur während eines Adrenalinstoßes aussieht. Kein Städter, erst recht keine Frau, wäre lässig stehen geblieben, wenn eine ganze Horde Percents auf sie zustapfte. Ich eilte an Willies Seite, ging zügig, aber ohne Hast.
    »Verflucht«, zischte Willie. »Willst du sie auf uns aufmerksam machen?«
    Halt die Klappe!, sagte mein Blick. Ich verwettete mein Messer, dass er mich verstand.
    Wir bogen dicht nebeneinander in eine Seitenstraße ein, die auf die Ruine einer Kirche zuführte. Ihre Umrisse hoben sich wie ein zerfetzter Scherenschnitt von dem mit Sternen übersäten Himmel ab. Bedrohlich, zumal es die Percents gewesen waren, die die Kirche zerstört hatten. Aber in diesen Straßen lag nichts von Bedeutung, daher konnten wir ihnen hier aus dem Weg gehen.
    Dachte ich.
    Doch ... warum folgten sie uns?
    »Joy, lauf!«
    Ich begriff weder, wo der Ruf herkam, noch, wessen Stimme es war, doch ich gehorchte unvermittelt. Willie brauchte einen Sekundenbruchteil länger und stürmte mir dann mit polternden Sohlen hinterher. Im nächsten Moment hörte ich, dass auch die Percents losliefen.
    Versagt!, schoss es mir durchs Gehirn. Das Wort stach in meinen Schädel und brannte hinter meinen Schläfen. Verzeih mir, Amber, wir haben versagt.
    Ich stürzte um eine Häuserecke, floh durch einen Vorgarten und sprang über eine Mauer; begleitet von hohl klingenden Laufschritten, die ich nicht zuordnen konnte. Willie blieb dicht hinter mir und brach damit die wichtigste Fluchtregel: nie zusammenbleiben.
    Die Percents holten auf. Ein vibrierendes Sirren zerschnitt die Luft. Sie schossen auf uns! Wahrscheinlich mit einer Armbrust.
    Unterschwellig spielte mein Hirn mir Szenarien vor, in denen Willie und ich das Ablenkungsmanöver waren. Dass die anderen derweil ins Hotel einbrachen und Amber retteten, war zumindest nicht völlig ausgeschlossen. Vielleicht suchte ich nach Absolution, nach einem Grund, der es wert war, sich jagen und erschießen zu lassen. Ich wollte nicht versagen, nicht unnötig und ohne etwas erreicht zu haben.
    »Joy - die Hecke!« Die Stimme war ein Raunen und kam direkt aus dem Himmel.
    Verwirrt sah ich nach oben. Hinter einem Dachfirst vernahm ich eine Bewegung, dann ein Zischen. Im Laufen warf ich einen Blick über die Schulter. Willie brach zusammen, den Blick

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