Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
wunderschöne mandelbraune Augen, langes, blondes Haar und einen bräunlichen Teint. An ihrer Augenbraue glänzte ein kleiner gelber Ring. Sie trug ein enges gelbes Oberteil, dazu einen kurzen grell-grünen Rock mit mehreren übereinanderlappenden Schichten und darunter hautenge glänzende Hosen. Ihre Lippen leuchteten grellgrün, und selbst ihre gepflegten Fingernägel waren im selben Grünton lackiert. Dazu trug sie gelbe und grüne Armspangen, große gelbe Feder-Ohrringe und eine Halskette aus gelben Würfeln.
«Sihana», verkündete die Mutter feierlich und fasste sie mit den Händen an den Armen, «dein Vater ist am Leben!»
Sihana starrte ihre Mutter ungläubig an. «Er lebt?», wiederholte sie leise.
Mona legte sich die Hand auf die Stirn und nickte schwach. «Diese jungen Leute haben ihn gestern gesehen. Stell dir bloß vor, Schatz, sie sagen, er hätte ihnen das Leben gerettet!»
«Er hat euch das Leben gerettet?», meinte Sihana und sah die Jugendlichen völlig begeistert an. «Mein Vater?» Ein Lächeln zog über ihr hübsches Gesicht, und ihre Augen begannen zu leuchten. Sie wurde ganz kribbelig vor Aufregung. «Ist das wirklich wahr? Und wo ist er jetzt? Wann kommt er zurück?»
«Das wissen wir leider nicht», sagte Ephrion. «Er ist wieder gegangen, bevor wir überhaupt dazu kamen, uns bei ihm zu bedanken.»
«Bei Shaíria», murmelte Sihana und wusste kaum noch, wie sie ihre Freude bändigen sollte. Lachend warf sie sich ihrer Mutter in die Arme und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. «Hab ich es dir nicht gesagt, Mutter? Ich wusste immer, dass Vater nicht verrückt ist. Ich wusste, dass er seinem Ruf folgen musste. Ich wusste es einfach!»
Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, stellten sie sich gegenseitig vor, und Mona sagte:
«Sihana zeigt euch, wo das Bad ist. Ihr möchtet euch bestimmt etwas frisch machen. Und ich koche uns in der Zwischenzeit etwas Leckeres zum Abendessen. Dann können wir uns in Ruhe über all diese Dinge unterhalten, die geschehen sind.»
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden, und eine gute Stunde später saßen die Jugendlichen frisch geduscht, denn im Haus gab es sogar den Luxus eines Veo-Wasseraufbereiters, an einem reich gedeckten Tisch und fühlten sich wie Königskinder. Miro hatte sich sein rotes Haar aufwendig hochgestylt. Er hatte in der Scheune des Riesen eine Dose Haargel gefunden und eingesteckt und fühlte sich zum ersten Mal seit langem wieder als ganzer Mensch. Sihana warf ihm ab und zu einen verstohlenen Blick zu, wenn er gerade nicht hinsah. Ephrion erzählte mit dramatischer Miene immer wieder aufs Neue, wie Sheldon sie gerettet hatte, Aliyah erklärte hingebungsvoll den Unterschied zwischen Hexen und Propheten, Miro verkündete heldenhaft und immer mit einem Auge auf Sihana, dass sie hergekommen wären, um das Monster in den Ewigen Sümpfen zur Strecke zu bringen, Nayati kaute zufrieden an einem riesigen Fleischstück herum, und Joash schlug sich schweigend den Magen voll und versuchte, die anschwellenden Schmerzen in seiner Brust zu ignorieren.
Niemand dachte mehr daran, dass es draußen in der Stadt Soldaten gab, die nach ihnen Ausschau hielten, bis etwas geschah, womit keiner gerechnet hätte: Es polterte an die Tür.
«Hauskontrolle!»
22
Die heitere Atmosphäre schlug jäh in Panik um. Mona überlegte kurz. Dann reagierte sie blitzschnell.
«Sihana, die geheime Kammer! Rasch!»
Sihana sprang auf und schob ihren Stuhl zurück. «Folgt mir», sagte sie.
Während Mona hastig und von starkem Husten geschüttelt das verräterische Geschirr der Gäste abräumte, brachte Sihana die Jugendlichen und den Wolf zu einer Treppe, die ins Untergeschoss führte. Sie huschte durch einen Korridor und blieb vor einem alten Kleiderschrank am Ende des Ganges stehen.
«Hier rein», sagte sie. «Beeilt euch!»
Miro lächelte verzweifelt. «Aber da passen wir doch niemals alle rein.»
Sihana grinste und öffnete die Tür. Sie quietschte leicht. «Lass dich nicht von seinem Äußeren täuschen. Das ist kein gewöhnlicher Schrank. Hier drin ist mehr Platz, als du denkst, glaub mir.»
«Ein magischer Schrank!», entfuhr es Ephrion. «Cool. Einmal hab ich ein Buch gelesen. Da waren ein paar Kinder, die gingen durch genau so einen Schrank und …»
«Ephrion! Halt die Klappe!»
«Rein mit euch», sagte Sihana und schubste Miro als Ersten durch die Schranköffnung. «Die Rückseite besteht aus einer Schiebetür. Wenn ihr drin seid,
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