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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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unten ist nichts», erklärte Sihana mit einem Anflug von Schadenfreude.
    Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, stampfte der Soldat an ihr vorbei, seine Untergebenen im Schlepptau, und stieg die Treppe zurück ins Erdgeschoss. Sihana folgte ihnen in sicherem Abstand. Grummelnd und mit eingezogenem Kopf trotteten die Soldaten durchs Wohnzimmer und zogen im Gänsemarsch davon, während sich Mutter und Tochter erleichtert aufs Sofa fallen ließen.

23
    «Das ist gerade noch mal gutgegangen», meinte Mona und schloss für einen Moment die Augen.
    «Papa hat ihnen schon zum zweiten Mal das Leben gerettet», stellte Sihana fest und sah ihre Mutter an. «Die große Mission, von der er immer geredet hat … glaubst du, sie sind es?»
    Mona lächelte müde. Sie legte ihren Arm um Sihana und küsste ihre Tochter sanft auf die Stirn. «Ich weiß es nicht, mein Schatz. Ich weiß nur, dass heute der glücklichste Tag ist, seitdem dein Vater gegangen ist. Er lebt, das ist alles, was ich wissen muss.»
    Sihana nickte und blieb eine Weile neben ihrer Mutter sitzen. Dann richtete sie sich abrupt auf. «Mama, meinst du, die kommen wieder?»
    «Ich denke nicht», antwortete sie mit dünner Stimme. «Aber es ist jedenfalls besser, wenn unsere Gäste diese Nacht in ihrem Versteck bleiben. Morgen bringen wir sie aus der Stadt hinaus.»
    «Aber wie? Sie sind zu auffällig. Man könnte sie an jeder Straßenecke erkennen.»
    Mona hielt sich die Hand vor der Mund und hustete. «Ich lasse mir etwas einfallen.»
    «Gut», sagte Sihana und sprang auf. «Ich bringe ihnen ein paar Decken und noch etwas zu essen und zu trinken runter. Und dann mach ich dir einen Tee, Mutter. Und du legst dich etwas hin, ja?»
    Sihana brachte den jungen Gästen die Sachen, und die Jugendlichen richteten sich in Sheldons Arbeitszimmer ein gemütliches Nachtlager ein. Sie aßen sich satt, redeten noch eine Weile, waren aber von der anstrengenden Wanderung so müde, dass sie sich bald darauf schlafen legten.
    Mitternacht war längst vorbei, als Joash plötzlich schweißgebadet hochfuhr. Die Schmerzen in seiner Brust waren schier unerträglich. Er hatte niemandem gesagt, wie schwer ihn der Riese tatsächlich verletzt hatte. Es war nicht seine Art, Schwäche zu zeigen. Auf der Straße musste man stark sein und selber auslöffeln, was man sich eingebrockt hatte. Und zudem, was hätte es gebracht, den andern davon zu erzählen? Sie konnten ihm auch nicht helfen, hätten höchstens voll die Krise geschoben. Und davon wären die gebrochenen Rippen auch nicht wieder zusammengewachsen.
    Dennoch, die Schmerzen waren so höllisch, dass Joash es nicht mehr länger aushielt. Etwas musste geschehen. Wenn er es bis zu den Ewigen Sümpfen schaffen wollte, ja, wenn er diese Nacht überstehen wollte, dann musste er jetzt handeln. Der Gedanke war ihm schon am Abend zuvor in der Scheune gekommen, aber er hatte geglaubt, es auch ohne durchzustehen.
    Du bist stark genug, hatte er sich gesagt, du brauchst das nicht mehr. Aber das Verlangen danach war von Stunde zu Stunde gewachsen. Erst war es nur der Gedanke gewesen, die unsäglichen Schmerzen loszuwerden. Doch je länger Joash mit dem Gedanken spielte, es zu tun, desto mehr rückte der Wunsch, die Schmerzen damit zu lindern, in den Hintergrund. Und ein ganz anderes Gefühl ergriff von ihm Besitz, ein Gefühl, das er schon die ganze Zeit mit Händen und Füßen verdrängt hatte, weil er sich geschworen hatte, nie so zu enden wie seine Mutter. Es war die Gier nach dem blauen Gift, die ihn gefangennahm und nicht mehr losließ. Er brauchte Stoff. Und er brauchte ihn schnell.
    Joash schlug die Decke zurück und kroch leise zu Aliyah hinüber. Das Mädchen schlief tief und fest. Nayati lag dicht neben ihr, den Kopf auf den Pfoten, und atmete ruhig und regelmäßig. Joash tastete sich an den kleinen Lederbeutel an Aliyahs Gürtel, öffnete ihn und klaubte vorsichtig eine Goldmünze heraus. Einen kurzen Moment betrachtete er das Geldstück in seiner Hand und zögerte.
    Willst du das wirklich tun?, durchfuhr es ihn. Plötzlich vernahm er neben sich ein leises Knurren. Er warf einen prüfenden Blick auf Nayati, doch der Wolf bewegte sich nicht. Rasch steckte er die Münze ein, warf sich den Kapuzenmantel um die Schultern und schlich sich zur Tür.

    Joash kam aus einer armen Familie. Seine Eltern hatten kein Geld, keine Ausbildung und keinerlei Verbindung zu Drakar oder der Veolicht-Industrie. Für viele Familien wie die seine bedeutete

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