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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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folgten ihr mit flatternden Umhängen.

32
    «Also, was ist jetzt?», fragte Aliyah. «In welche Richtung sollen wir gehen?»
    Miro senkte betreten den Blick. Er hatte versagt, er hatte elendiglich versagt. Aber er konnte es nicht zugeben. Wie würde er denn vor den andern dastehen, wenn er ihnen sagte, er hätte keinen blassen Schimmer?
    «Du weißt es nicht», stellte Aliyah fest, als Miro immer noch schwieg. «Gib es endlich zu: Du hast keine Ahnung, wo wir sind, geschweige denn, wohin wir gehen müssen.»
    «Ich … ich finde es heraus», sagte Miro, «gib mir etwas Zeit. Ich kann es neu berechnen. Ich brauche nur etwas mehr Zeit.»
    Aber Aliyah durchschaute ihn. «Sag es schon. Ich möchte es wenigstens einmal aus deinem eigenen Mund hören. Nur ein einziges Mal. Sag die Wahrheit: In welche Richtung müssen wir gehen?»
    Miro verkrampfte seine Fäuste. Mit gesenkten Schultern starrte er auf den Boden, und alles in ihm sträubte sich dagegen, diese so unscheinbaren Worte über seine Lippen zu bringen.
    «Ich weiß es nicht», nuschelte er so leise, dass es niemand verstehen konnte. Doch damit gab sich Aliyah nicht zufrieden.
    «Ich hab dich nicht verstanden. Was hast du gesagt?»
    «Ich weiß es nicht!», wiederholte Miro laut und sah heftig atmend zu Aliyah auf. «Zufrieden?»
    Eine Weile war es still, aber die Luft schien zu knistern.
    «Heißt das … heißt das, wir sitzen hier fest?», piepste Ephrion, nachdem ihm bewusst wurde, was Miro da gerade gesagt hatte.
    «Ja, das heißt es wohl», gestand Miro betreten.
    Wieder schwiegen sie. Es wurde ihnen auf einmal ganz elend zumute bei dieser Erkenntnis. Da standen sie nun, irgendwo mitten im Nebel, und hatten keinerlei Chance, jemals wieder herauszufinden.
    «Deswegen sind alle verschollen, die je zu den Ewigen Sümpfen aufbrachen», murmelte Aliyah. «Sie haben die Orientierung verloren. Genau wie wir.»
    «Und was machen wir jetzt?», flüsterte Ephrion mit angsterfüllter Stimme. «Ich will nicht sterben.»
    Sein Magen machte einen Salto, als er sich vorstellte, wie sie tagelang weiter durch den Nebel irren und immer wieder auf ihre eigenen Spuren treffen würden, bis sie irgendwann nichts mehr zu essen und zu trinken hätten und tot zusammenbrechen würden. Ihre Mission war gescheitert. Sie würden hier elendiglich umkommen, und niemand würde je erfahren, was aus ihnen geworden war. Wohl waren sie dem Tod auf dem Scheiterhaufen entkommen, doch jetzt würde der Nebel zu ihrem feuchten Grab werden. Und alles, was von ihnen übrigbleiben würde, wären ein paar vermoderte Knochen und ein paar verwitterte Seiten eines Buches, dessen Inhalt für immer verloren wäre. Nur ein Wunder konnte sie jetzt noch retten.
    Und das Wunder geschah: Irgendwo weit in der Ferne heulte plötzlich ein Wolf.
    «Nayati!», rief Aliyah aufgeregt. «Es ist Nayati!»
    «Bei Shaíria», murmelte Ephrion, und der Stein, der ihm vom Herzen fiel, war so groß, dass er sich auf einmal federleicht fühlte. «Glaubst du wirklich, er ist es?»
    «Natürlich ist er es!», sagte Aliyah begeistert. «Deswegen ist er nicht bei uns geblieben. Er ist uns vorausgegangen, um uns den Weg zu zeigen. Das hat Mutter gemeint, als sie sagte, seine Stimme würde uns nicht in die Irre führen. Wir müssen ihm folgen! Kommt!»
    Wieder hörten sie das Heulen. Ohne zu zögern, schlug Aliyah die Richtung ein, aus der das Heulen kam. Die Jungs taten es ihr gleich. Von neuer Kraft beflügelt, folgten sie Nayatis Stimme durch den zähen Nebel.
    Auf einmal war es ganz einfach, die Richtung zu halten. Um sie herum war nichts, woran sie sich hätten orientieren können, doch das Heulen des Wolfes führte sie sicher durch das erdrückende Grau hindurch, das sich je länger, je mehr in ein hässliches Grauschwarz verwandelte. Allmählich veränderte sich auch die Landschaft um sie herum, und der Boden wurde zunehmend weicher und war immer mal wieder von kleinen Tümpeln durchzogen. Sie näherten sich eindeutig den Ewigen Sümpfen.
    Bei jedem Schritt wurde der mit Moos bewachsene Boden zusammengepresst wie ein riesiger, mit Wasser vollgesogener Schwamm. Stechmücken schwirrten um ihre Köpfe, es summte, zirpte und blubberte, und ein fauliger Geruch lag in der Luft. Die Dämmerung war bereits über der Ebene hereingebrochen, und da lichtete sich endlich der Nebel, und vor ihnen auf einem Felsen sahen sie einen weißen Wolf. Er legte seinen Kopf zurück und heulte ein letztes Mal, dann sprang er vom Felsen herab und

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