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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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trabte auf die Freunde zu.
    «Nayati!», rief Aliyah. Sie ging in die Knie, und eine Träne kullerte über ihre Wange, als Nayati sie stürmisch begrüßte und ihr winselnd das Gesicht ableckte. «Oh Nayati, es tut mir so leid, dass ich dir nicht vertraut habe.»
    Nayati bellte freudig, wedelte mit dem Schwanz und sprang auch an Ephrion und Joash hoch. Er schien die beiden vermisst zu haben. Allerdings witterte der Wolf sofort, dass mit Joash etwas nicht stimmte. Seine Ausstrahlung war so komplett anders, so befremdend, und so etwas bemerkt ein Wolf längst, bevor Menschen es mitkriegen. Einem Wolf kann man nichts vormachen …
    Dann ging Nayati auf Miro zu. Aber anstatt sich auf ihn zu werfen, blieb er einen Schritt weit von ihm entfernt stehen und musterte ihn wie ein Lehrmeister seinen Schüler. Miro senkte etwas verlegen den Blick. Er wusste genau, was der Wolf ihm mit seinen eisblauen Augen sagen wollte.
    «Danke», murmelte er kleinlaut, und während er noch immer etwas betreten auf den Boden starrte, glaubte er aus den Augenwinkeln zu sehen, wie der Wolf ihm mit einem Auge zuzwinkerte. Etwas verwirrt blickte er Nayati an, doch der Wolf hatte sich schon von ihm abgewandt und lief zu dem Felsen zurück, auf dem er gestanden hatte.
    Wahrscheinlich habe ich es mir nur eingebildet, dachte Miro, Wölfe blinzeln nicht mit den Augen. Und doch war er sich fast hundertprozentig sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Aber ein Wolf, der ein Auge zukneifen kann? Nein, so etwas gab es nicht. Bestimmt nicht. Andererseits hieß es auch, die Mirin-Wölfe wären längst ausgestorben. Und Nayati war ein Mirin-Wolf. Miro beschloss, sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, und trabte den Gefährten hinterher, die Nayati zum Felsen gefolgt waren. Zwei gute Steinwürfe weit entfernt leuchtete ein kleines, flackerndes Licht in der einbrechenden Dunkelheit auf.
    «Der Mann mit dem Boot!», verkündete Ephrion erfreut. «Das muss der Mann mit dem Boot sein!»
    Nayati eilte voraus, die Jugendlichen hinterher. Keine Minute später erreichten sie den Mann, der eine fünfdochtige Kerzenlaterne in der Hand hielt und an einem kleinen, an Land gezogenen Ruderboot lehnte. Keine zehn Schritte vor dessen Bug wuchs hohes Schilf, und dahinter tat sich eine spiegelglatte, tiefschwarze Fläche auf, die sich irgendwo in der Ferne zwischen kleinen Landzungen und schleierartigen Nebelschwaden verlor.
    Das sind also die berühmten Ewigen Sümpfe, dachte Ephrion, und es wurde ihm doch ein wenig mulmig zumute, wenn er daran dachte, was dort in der Dunkelheit auf sie lauerte. Neben dem Boot weidete zufrieden ein Esel und zupfte unbekümmert Grasbüschel aus dem feuchten Boden. Der Mann mit der Laterne war mittelgroß, sehr korpulent und trug einen viel zu engen Rollkragenpullover, der ihm ständig über den dicken Bauch hochrutschte, dazu schlammbespritzte Stiefel und Beinkleider. Er hatte kurzes zerzaustes Haar und einen ziemlich starken Körpergeruch. Er winkte die vier zu sich heran und nickte ihnen freundlich zu.
    «Ich weiß, euer Weg war gefährlich und schwer.
    Euch fünf hier zu sehen erfreuet mich sehr.
    Hubertus mein Name, ich habe gedacht,
    ihr kämet weit vor der einbrechenden Nacht.»
    Ephrion kicherte. Er hatte noch nie jemanden in Reimen reden hören.
    «Wir wollten früher kommen, Hubertus», sagte Aliyah, «aber leider haben wir uns im Nebel verirrt.»
    «Wer sich um sich selbst dreht, verirrt sich gar viel,
    wer lernet zu hören, kommt sicher zum Ziel.»
    Er hob die Laterne etwas höher und sah sich suchend um, als würde er noch jemanden erwarten. Etwas knackte hinter ihnen. Jäh wirbelten die Jugendlichen herum. Es war ihnen also doch jemand gefolgt! Aber wer? Der schwache Lichtschein der Kerze beleuchtete einen Baum, und als wüsste Hubertus bereits, wer sich dahinter verkrochen hatte, winkte er mit der Laterne und sagte:
    «Versteckt Euch nicht länger dort hinter dem Baum,
    gesellt Euch dazu, denn im Boot ist noch Raum.»
    Zögernd trat eine Gestalt aus der Dunkelheit, und Miro und Ephrion trauten ihren Augen nicht, als sie das Mädchen sahen, das hinter dem Baum hervorkam.
    Miro wurde von einer Welle aus Freude und Sorge gepackt. «Sihana! Bei Shaíria, was machst du denn hier?»
    «Es ist Sihana?», fragte Aliyah erstaunt.
    Das Mädchen schob sich das blonde Haar hinter die Ohren, und ihre Armreife klimperten. «Es tut mir leid. Ich dachte … nun ja, ich dachte, ihr könntet mich vielleicht mitnehmen.»
    «Dich

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