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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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ja auch», sagte Miro und suchte nach einer raschen Erklärung, um sein Gesicht zu wahren. «Es muss … es muss am Rechtsdrall der spiegelmagnetischen Felder liegen.»
    «Woran?», fragte Ephrion und dämpfte mit der Hand seinen Husten.
    «Davon verstehst du nichts, Dicker», entgegnete Miro rasch. «Ist ein komplexes geologisches Phänomen, das man leider nicht genau berechnen kann.»
    Aliyah verschränkte die Arme, und es war ihr anzusehen, dass sie ihm kein Wort glaubte. «Warum lügst du, Miro?»
    «Aber das ist die Wahrheit, Aliyah», versicherte ihr Miro. «Meine … meine Berechnungen sind völlig korrekt.»
    Das blinde Mädchen ließ sich nicht beeindrucken. «Du hast es die ganze Zeit gewusst, hab ich Recht? Du hast die Richtung verloren, als wir nach Joash suchten, ist es nicht so? Aber du warst einfach zu feige, es zuzugeben.»
    «Nein, Aliyah. Ich schwöre, wir sind in die richtige Richtung gelaufen. Dass wir im Kreis gegangen sind, liegt an der spiegelmagnetischen Bodenbeschaffenheit, nicht an mir.»
    «Es liegt nie an dir», sagte Aliyah trocken. «Du machst ja keine Fehler, richtig? Du bist ja so superperfekt. Und du liebst es, uns das ständig unter die Nase zu reiben. Du gefährdest unser aller Leben, nur um Recht zu behalten!»
    «Das ist nicht wahr!»
    «Ach nein? Dann sag uns, in welcher Richtung wir jetzt weitergehen sollen. Du weißt es doch, du weißt immer alles.»
    Miro zögerte. Worte fielen ihm ein, Worte von Master Kwando. Der alte Mann hatte ihn nie zuvor gesehen und doch alles über ihn gewusst.
    Wenn sie eine Antwort brauchen, werdet Ihr zwar immer eine Antwort parat haben, aber es wird nicht immer die richtige sein, selbst wenn Ihr es behauptet. Dies könnte dazu führen, dass die Mission scheitert, es könnte gar Leben kosten.
    Miro war es gewohnt, Recht zu haben. Es gab kein mathematisches oder wissenschaftliches Problem, das er nicht lösen konnte. Er sah sich eine Gleichung an und wusste automatisch die Lösung. Er wusste sie, ohne sie überhaupt berechnen zu müssen. Er konnte zweidimensionale Darstellungen in dreidimensionale Gebilde verwandeln, im Bruchteil einer Sekunde und mit der Präzision einer Maschine. Er konnte alles, nur eines nicht: versagen. Und genau das war ihnen jetzt zum Verhängnis geworden. Seinetwegen waren sie im Kreis gegangen, seinetwegen hatten sie wertvolle Stunden verloren, seinetwegen hatten sie sich im Nebel verirrt. Und es gab keinerlei Möglichkeit, die verlorene Richtung wieder zu ermitteln.
    Wir sind verloren, dachte Miro, und zum ersten Mal wurde ihm das Ausmaß seines leichtsinnigen Handelns bewusst. Ich hätte wissen müssen, dass ich die Richtung in diesem dichten Nebel nicht halten kann. Ich hätte es wissen müssen!
    Doch jetzt war es zu spät für Reue. Seine Wichtigtuerei könnte ihr Leben kosten, genau wie Kwando es vorausgesagt hatte. Und es war alles seine Schuld.

31
    Mangol stieg vom Pferd und ging in die Knie, um einen Steinbrocken zu untersuchen, von dem sich ein winziges Stückchen einer Flechte gelöst hatte, als hätte es jemand im Vorbeigehen vom Stein gekratzt. Mangols Augen blitzten auf.
    Goran, einen Trupp von vierundzwanzig schwer bewaffneten Soldaten im Schlepptau, deutete mit einem Kopfnicken in den Nebel hinein, der je länger, je dichter wurde. «Sie werden sich hoffnungslos verirren. Der Nebel gilt als undurchdringbar in dieser Gegend. Es könnte Tage dauern, bis wir sie aufspüren, selbst für jemanden wie Euch, Mangol.»
    Mangol spitzte den Mund und blickte mit zusammengekniffenen Augen nach vorn. «Dann sollten wir wohl keine Zeit mehr verlieren», sagte er und schwang sich in den Sattel zurück.
    Katara lenkte ihr Pferd an die Seite ihres Vaters. «Vater, lasst mich an der Spitze reiten. Ich kann sie finden.»
    Goran sah sie verwundert an. «Wie?»
    Katara überblickte die karge Landschaft, die sie trotz des Nebels im Umkreis von einer Meile gestochen scharf wahrnehmen konnte.
    «Glaubt mir, ich kann sie finden, Vater. Ihr müsst mir vertrauen.»
    Mangol spuckte auf den Boden. «Und wie wollt Ihr Euch in dieser Suppe da vorne orientieren?»
    Katara heftete ihren Blick an einen kahlen Baum, der in großer Entfernung mitten im zähen Nebel stand wie ein schwarzer Markierstein. «Das lasst meine Sorge sein, Mangol. Vater?»
    Goran dachte eine Weile angestrengt nach. Dann nickte er seiner Tochter zu. Katara drückte ihrem Pferd die Stiefel in die Flanke und stob davon. Goran, Mangol und die vierundzwanzig Soldaten

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