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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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prügelte wie ein Verrückter auf die Eisenstangen ein. Er ließ seine ganze Wut an den Stangen aus. Er kämpfte, als würde er einem Gegner im Boxring den Schädel einschlagen. Und dabei geschah etwas Merkwürdiges: Die Gitterstäbe begannen sich zu verformen …

53
    «Das … das gibt es doch nicht», murmelte Ephrion, als er im schwachen Schein der Totenkerze die Einbuchtungen in den dicken Stangen entdeckte. «Siehst du, was ich sehe, Miro?»
    «Ich fass es nicht», murmelte Miro mit offenem Mund, «der Bursche verformt die Gitterstäbe!»
    «Was sagt ihr da?!», fragte Aliyah verblüfft.
    Der verrückte Junge mit den Filzlocken war außer sich vor Wut. Und bei jedem Fausthieb gaben die Metallstangen nach, die Ausbuchtungen und Beulen wurden größer. Es war, als würde Joash nicht mit den Fäusten, sondern mit einem tonnenschweren Vorschlaghammer auf die Stangen eindreschen. Und dabei war er derart in seinem Zorn gefangen, dass er nicht einmal merkte, was geschah. Erst nach mehreren Minuten legte sich sein Wutanfall, und er war wieder einigermaßen ansprechbar.
    «Wie hast du das gemacht?», fragte ihn Ephrion fasziniert.
    «Wie habe ich was gemacht?», schnaubte Joash, während er wie ein Tiger in seinem Käfig nervös auf und ab ging.
    «Na, die Gitterstäbe!», machte ihn Miro auf sein eigenes Kunstwerk aufmerksam. «Du hast sie einfach … verbogen! Diese Stangen sind aus einem Spezialmetall gefertigt, das als unzerstörbar gilt. Man könnte einen tonnenschweren Felsen auf sie fallen lassen, und sie hätten keine Delle. Aber du bist imstande, sie einfach so zu verbiegen. Als wären sie aus Gummi, verstehst du?»
    «Willst du mich volltexten, Hirn? Ich hab die Stangen nicht verbogen, okay? Niemand kann solche Metallstangen verbiegen.»
    «Hast du aber gerade getan», mischte sich nun Ephrion ein. «So etwas habe ich noch nie gesehen. Du bist … stark, Joash. Bei Shaíria, du bist stark wie ein Löwe.»
    «Und wenn du in der Lage bist, diese Stangen zu verbiegen, dann kannst du uns vielleicht hier rausholen», ergänzte Miro.
    «Ha!», machte der Gefangene mit den Filzlocken abschätzig. «Ich dachte, der Plan wäre umgekehrt. Ihr habt wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank, Leute. Wie oft soll ich es noch sagen: Ihr habt euch das eingebildet, Mann. Das hier war nicht ich. Ich müsste mich doch daran erinnern, ey?»
    Wie zum Beweis nahm er zwei Gitterstäbe in die Hände und zerrte mit aller Kraft daran. Nichts geschah. «Kapiert ihr’s jetzt endlich?»
    Miro runzelte verwirrt die Stirn und schwieg.
    «Aber …», murmelte Ephrion betreten, «wir haben es doch gesehen … Du hast … Ich verstehe das nicht.»
    «Vielleicht hat es mit deinem Wutausbruch zu tun», meldete sich Aliyah mit piepsendem Stimmchen zu Wort. «Vielleicht ist es dein Zorn, der dir diese übernatürlichen Kräfte verleiht. Daher kannst du dich auch nicht mehr daran erinnern.»
    «Hmm», brummte Joash und betrachtete nochmals die verbeulten Gitterstäbe. «Da ist was dran, Kleine …» Er dachte angestrengt über diese Möglichkeit nach und schüttelte dann entschieden den Kopf. «Nee. Kann nicht sein. Das glaub ich nicht. Ich bin nicht gerade ein Schwächling, aber das hier … nee. Unmöglich, Mann.»
    «Und wenn doch?», sagte Miro. «Überleg doch mal: Du könntest die Stangen auseinanderbiegen, wir schlüpfen hindurch und verschwinden alle noch heute Nacht von hier, bevor du morgen Früh hingerichtet wirst.»
    «Ihr könnt gut reden, Mann», knirschte Joash, und der Ring in seinem linken Nasenflügel bewegte sich dabei auf und nieder. «Ihr seid es ja nicht, die morgen Früh ins Gras beißt. Ich bin vielleicht nicht der anständigste Bürger von Dark City. Aber ich hab immer noch ein Recht darauf zu leben! Und dann lässt mir der König diese Totenkerze vor die Nase setzen! Pah! Als wäre es ein Spiel! Eins kann ich euch sagen, Mann: Ich hätte die größte Lust, diesem Drakar die Visage zu polieren!»
    «Dann tu es!», riefen Miro und Ephrion fast gleichzeitig. «Schlag auf die Stangen ein und denke, es wäre Drakar!»
    Das wirkte. Glühend vor Wut ballte Joash seine Fäuste, ließ einen zornigen Schrei vernehmen und versetzte der erstbesten Gitterstange einen wuchtigen Hieb. Die Zelle vibrierte.
    «He, was ist da drüben los?», rief jemand aus der benachbarten Zelle. «Wollt ihr, dass die Wache unsere Essensration streicht? Hört gefälligst auf mit dem Quatsch und gebt endlich Ruhe!»
    Aber die Jugendlichen aus Zelle

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