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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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dreiundvierzig dachten nicht im Traum daran, Ruhe zu geben.
    «Schlag weiter!», feuerten die Jugendlichen Joash an. «Denk an Drakar! Schlag zu! Gib es ihm!»
    Joashs Zorn schwoll sichtlich an. Er boxte und schrie sich regelrecht in Fahrt, während er die Stange mit seinen Fäusten bearbeitete. Immer und immer wieder schlug er zu, bis sich der dicke Metallstab derart verbog, dass jeder Irrtum ausgeschlossen war. Heftig atmend und mit offenem Mund blieb Joash davor stehen und war für einen Moment völlig sprachlos.
    «Ich hab’s getan», keuchte er fassungslos. «Die Kleine hatte Recht … Mann! Ich kapier das einfach nicht.» Er betrachtete seine Hände, öffnete und ballte mehrmals seine Fäuste und schüttelte immer wieder den Kopf. «Meine Hände tun überhaupt nicht weh. Ich spür nichts. Keinen Schmerz, Mann. Nichts. Ich hab nicht mal Blut an den Knöcheln! Als wären meine Hände aus Stahl. Wie ist so was möglich?»
    Verdattert starrte er auf die verbeulte Stange, dann zu den drei Jugendlichen. Und dann stieg plötzlich ein befreiendes Lachen aus seiner Kehle.
    «Ich bin stark, Leute! Ich bin bärenstark! Voll krass, Mann! Habt ihr das gesehen? Habt ihr gesehen, wie ich das gemacht habe? Affenstark, Mann!»
    «Ruhe, bei Shaíria!», brüllte eine rauchige Stimme von nebenan. «Sonst rufen wir die Wachen!»
    «Hör zu, Joash», flüsterte Miro aufgeregt. «Du kannst uns von hier befreien. Uns alle! Aber ich denke, wir sollten uns beeilen.»
    «Und wie kommen wir an all den Soldaten vorbei?», gab Ephrion zu bedenken.
    Joash plusterte sich auf wie ein Pfau und grunzte zufrieden. «Immer schön cremig bleiben, meine Freunde. Ich weiß genau, wie wir hier rauskommen.»
    Er baute sich breitbeinig vor dem Gitter auf, umklammerte zwei Metallstangen, und mit einem lauten Brüllen zerrte er sie auseinander. Sie bewegten sich ein paar Fingerbreit. Joash lief rot an vor Anstrengung. Seine Muskeln strafften sich. Die Adern an seinem Hals schwollen an, als er den Vorgang mehrmals wiederholte. Der Zwischenraum zwischen den Gitterstäben wurde bei jedem Mal größer.
    «Unfassbar», flüsterte Ephrion nur mit offenem Mund. «Einfach unfassbar.»
    «Weiter!», spornte ihn Miro an, und der Gedanke, schon bald in Freiheit zu sein, machte ihn ganz nervös. «Du schaffst es! Drakars Totenkerze wird dich nicht aufhalten!»
    Joash wischte sich mit einer flüchtigen Handbewegung den Schweiß von der Stirn, spuckte in die Hände, packte die Gitterstäbe erneut, und mit zusammengebissenen Zähnen und gestrafften Muskeln verbog er sie so stark, bis die Öffnung groß genug zu sein schien.
    Leise kletterten Miro, Aliyah und Joash aus der Zelle. Als jedoch Ephrion sein Glück versuchte, blieb er prompt stecken.
    «Die Öffnung … ist … zu klein … für mich …», röchelte er, und die Verzweiflung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    «Ich sag es ja immer: Du bist zu fett», sagte Miro. «Das hast du nun davon, dass du unseren Proviant aufessen musstest.»
    «Ihr könnt mich doch nicht hierlassen», wimmerte Ephrion gedrückt. «Das … das könnt ihr doch nicht machen! Drakar wird mich umbringen!»
    Joash stellte sich vor Ephrion hin und presste die beiden verbogenen Gitterstäbe keuchend und zähneknirschend noch weiter auseinander.
    «Immer schön cool bleiben, Alter. Dieses Schwein wird dich nicht kriegen, das schwör’ ich dir! Uuaaaa!»
    Ephrion sah, wie Joashs Adern gleich Striemen anschwollen, seine Muskeln traten gewaltig hervor, er schnaubte und stöhnte vor Kraftanstrengung, während er die Stangen so weit auseinanderbog, wie es ihm irgend möglich war. Endlich war die Lücke groß genug, dass auch Ephrion zwischen den krummen Gitterstäben hindurchkam.
    «Nichts wie weg hier!», flüsterte Joash außer Puste, während er einen Haken nach rechts schlug. «Folgt mir!»
    Geräuschlos verschwanden die vier in der Dunkelheit. Es war kurz vor Mitternacht.

54
    «Meine Herren. Ich weiß, es ist mitten in der Nacht. Und ich entschuldige mich, zu so später Stunde eine Krisensitzung einzuberufen. Doch was wir lange befürchtet haben, ist eingetroffen. Der Tod von Isabella hat einen Stein ins Rollen gebracht, dessen Auswirkungen verheerender sein könnten, als wir erst angenommen haben.»
    Drakars kleine Augen wanderten langsam im Kreis herum. Seine Unterarme ruhten auf dem Tisch, und seine Hände waren gefaltet, während er sprach. Sechs Männer hatten sich auf seinen Befehl hin im Rittersaal um den runden Tisch

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