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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Reflexartig wichen die Männer zurück. Wie gebannt starrten sie auf das Schwert in der Mitte des Tisches. Es war größer als ihre Waffen. Seine Klinge blitzte gefährlich. Der rote Rubin in der Mitte der Parierstange funkelte wie Blut. Eine seltsame Kraft ging von ihm aus, das war ganz offensichtlich.
    Die Männer, die bisher so würdevoll und stolz an dem Tisch gesessen hatten, wirkten auf einmal verkrampft und nervös. Der Anblick des Schwertes war kaum zu ertragen, und dennoch konnten sie ihre Augen nicht davon abwenden. Es hielt sie gefangen.
    «Ist das etwa …»
    «Das flammende Schwert», murmelte Baron Montreal. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Entsetzt schaute er den König an. «Vernichtet dieses Schwert! Es dürfte nicht hier sein! Wie kommt dieses Schwert in Eure Burg?!»
    «Die verkleideten Teenager hatten es bei sich», antwortete Drakar. Auch ihm fiel es schwer, in Gegenwart des Schwertes seine königliche Haltung zu bewahren. Hastig nickte er Goran zu, der das Schwert wieder mit dem Tuch bedeckte. Im selben Moment entspannten sich die Männer. Für ein paar Momente sagte keiner etwas. Das Schwert hatte ihnen sämtliche Kräfte entzogen. Eine seltsam bedrückende Stimmung legte sich über den Rittersaal.
    «Stellen wir uns der Realität», ergriff Drakar das Wort, und seine Worte waren genauso scharf wie die Schwerter, die auf dem Runden Tisch lagen. «Es ist kein Zufall, dass noch nicht mal zwei Tage nach Isabellas Hinrichtung vier Jugendliche mit diesem Schwert in meiner Burg aufkreuzen. Ich denke, es ist uns allen klar, was das Auftauchen dieses Schwertes bedeutet.»
    Er machte eine Pause, um seiner Aussage das nötige Gewicht zu verleihen. Seine Worte waren klar und eisig kalt.
    «Es könnte Krieg geben.»

55
    Die Nachricht traf die Versammelten wie ein Blitzschlag. Kritische Blicke wurden ausgetauscht. Dann ergriff Mangol das Wort.
    Mangols Alter war schwer zu schätzen. Er hatte schon unter Drakar dem Ersten gedient und musste weit über sechzig sein. Doch sowohl körperlich wie auch geistig hätte er es mit jedem Dreißigjährigen aufgenommen. Sein Körper war durchtrainiert, sein Geist hellwach. Nichts entging seinem scharfen Blick, nichts seinem feinen Gehör. Mangol hatte graumeliertes Haar und einen Stoppelbart. Er war bekannt für seine Emotionslosigkeit und seinen stählernen Willen. Es wurde gemunkelt, dass nicht Blut durch seine Adern floss, sondern Eis.
    «Die Bürger von Dark City würden es nicht wagen, sich gegen Euch aufzulehnen, Eure Hoheit», sagte er mit schnarrender Stimme. «Die Sicherheitsgarde hat alles unter Kontrolle.»
    Akshar räusperte sich. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen. «Nun, wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt, Eure Hoheit, im Nordbezirk ist die Situation in letzter Zeit tatsächlich etwas außer Kontrolle geraten. Wir verzeichnen einen beunruhigenden Anstieg an Kriminalität.»
    «Welcher Art?», forschte Drakar.
    «Illegaler Lichthandel, Eure Hoheit. Immer mehr Leute sind direkt oder indirekt darin verwickelt. Die Lichthändler schießen wie Pilze aus dem Boden.»
    «Und warum wird nichts dagegen unternommen?», fragte Drakar, ohne dabei seine Empörung zu verbergen.
    Der Baron fuhr sich über seinen Glatzkopf und suchte nach Worten. «Wir tun, was wir können, um die Situation in den Griff zu bekommen, Eure Hoheit. Die Sicherheitsgarde unseres Bezirks ist ununterbrochen im Einsatz. Erst vor ein paar Tagen flog ein neuer Händlerring auf. Wir haben Hunderte von illegalen Kerzen beschlagnahmt und ein Dutzend Leute verhaftet. Aber es ist wie verhext. Für jede Person, die wir festnehmen, steigen zwei neue ins Geschäft ein. Die Menschen ertragen die Dunkelheit nicht mehr länger. Sie schreien nach Licht, Eure Hoheit. Sie sind unzufrieden.»
    «Unzufrieden?!», rief Drakar und warf entrüstet sein glänzendes langes Haar zurück. «Ich versorge sie kostenlos mit Kerzen, und sie sind unzufrieden?!»
    «Sie beklagen sich, sechs Kerzen alle drei Monate würden nicht zum Leben reichen.»
    «Das ist ja wohl die Höhe», schnaubte Drakar mit rollenden Augen. «Undankbares Volk! Sie können froh sein, dass ich ihnen überhaupt etwas gebe!» Sein Blick wanderte zu den anderen drei Stadtbaronen. «Sagt bloß, die Bürger Eurer Bezirke seien auch so undankbar wie die Leute im Norden!»
    «Im Osten ist so weit alles im Lot», berichtete der junge Hevan. «Hier ein Selbstmord, da ein Überfall. Dazu die üblichen mysteriösen Todesfälle, die sich

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