Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
muss ja schließlich irgendwie überleben in dieser elenden Stadt, ey?! Und wie lautet eure Anklage?»
Die Jugendlichen zögerten mit der Antwort.
«Nun spuckt es schon aus, Leute», drängte sie der Gefangene. «So schlimm wird es nicht sein. Und selbst wenn. Ich komm von der Straße, Mann. Ich weiß, wie der Hase läuft.»
«Wir sind des Hochverrats beschuldigt worden», sagte Aliyah schließlich.
In der Zelle wurde es für ein paar Sekunden still.
«Hochverrat? Ihr meint … Hochverrat?»
«So lautet die Anklage», seufzte Miro. «In einer Woche stehen wir auf dem Scheiterhaufen.»
«Ihr wollt mich verulken. Ihr seid Hexer und Hexen?!»
«Nein, sind wir nicht», versicherte ihm Miro. «Wir sind bloß in etwas reingerutscht …»
«In etwas reingerutscht?», kam es skeptisch aus der Dunkelheit. «Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich? Hochverrat ist ja nicht etwas, in das man einfach so reinrutscht, ey?! Wer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, ist entweder eine Hexe oder hat gemeinsame Sache mit ihnen gemacht. So sieht’s aus, wenn ich mich nicht irre. Also, rückt schon raus mit der Wahrheit: Weswegen seid ihr wirklich hier?»
«Wenn du es genau wissen willst: Wir sind hier, um einen Gefangenen zu befreien», sagte Ephrion geradeheraus. «Nur leider sind wir Drakar direkt in die Arme gelaufen, und jetzt sitzen wir selber hier drin.»
«Das wird ja immer besser», murmelte der Gefangene, und es war ihm anzumerken, dass er ihnen kein Wort glaubte. «Und wen hättet ihr aus dem Kerker befreien sollen?»
«Einen Typen namens Joash», erklärte Aliyah, worauf der Unbekannte erneut verstummte. Nach einer längeren Pause sagte er schließlich:
«Joash, sagst du? Sein Name ist Joash? Seid ihr sicher?»
«Er soll in Zelle dreiundvierzig sitzen», ergänzte Ephrion. «Kennst du ihn vielleicht?»
«Und ob ich ihn kenne. Seit seiner Geburt», bestätigte der Bursche zu ihrer Verblüffung. «Ich bin Joash!»
52
« Du ?!», rief Ephrion verblüfft. « Du bist Joash? Der Gefangene aus Zelle dreiundvierzig?»
«Jep», machte Joash und kam aus seiner Ecke gekrochen, «ich schwöre es bei der Seele meiner Urgroßmutter. Ich bin Joash, und meine Zelle – ääh, natürlich unsere Zelle – ist Nummer dreiundvierzig. Ich sitze schon seit über zwei Wochen in diesem Drecksloch. Ihr könnt gerne die Wärter fragen, wenn ihr mir nicht glaubt.»
«Das ist ja ein Ding», murmelte Ephrion. « Dich also hätten wir aus dem Kerker befreien sollen?»
«Bingo!», sagte Joash. «Ich hab zwar keinen Schimmer, wer ihr seid, aber ihr seid mir auf einmal sehr sympathisch, muss ich sagen. Ich wollte sowieso längst von hier verduften, zumindest bevor sie mir die Rübe abschlagen. Das trifft sich echt gut, dass ihr gekommen seid. Wer hat euch hergeschickt?»
«Wir kennen ihren Namen nicht. Aber sie nennt sich Prophetin», erklärte Ephrion.
«Prophetin? Kenn ich nicht. In welcher Gang ist sie?»
«Gang?»
«Mann, stellt euch nicht so blöd an. Ihr wisst schon, von der Westseite, der Ostseite, was auch immer.»
«Sie ist in keiner Straßengang. Sie ist eine Prophetin», sagte Aliyah. «Sie hat uns hergeschickt, weil du uns auf einer Mission begleiten sollst.»
«Was du nicht sagst, Mädel», meinte Joash ungläubig. «Und das soll ich dir abkaufen, ja?»
«Es ist die Wahrheit», antwortete Aliyah. «Sie hat uns deinen Namen gesagt und in welcher Zelle du sitzt. Und sie sagte uns, wir müssten uns beeilen, weil du morgen Früh hingerichtet werden sollst.»
Wieder einmal wurde es still. «Woher wisst ihr, dass meine Hinrichtung morgen Früh ist?»
«Weil die Prophetin es uns gesagt hat», wiederholte Aliyah. «Glaubst du uns jetzt, dass wir die Wahrheit sagen?»
Joash brummte etwas Unverständliches vor sich hin und schien über das Gehörte nachzudenken.
«Und warum lasst ihr euch dann selbst hier einsperren? Gehört das auch zu eurer genialen Befreiungsaktion?»
«Wir wussten nicht, dass es so kommen würde», sagte Ephrion. «Es ist alles schiefgegangen.»
«Großartig, Mann. Mit andern Worten, ihr habt selbst keinen blassen Schimmer, wie wir hier rauskommen könnten. Da hat sich diese Prophetin aber ein schönes Verliererteam zusammengestellt.»
In der Dunkelheit waren Schritte und Stimmen zu hören. Zwei stämmige Soldaten näherten sich. Sie trugen Fackeln und leuchteten im Vorbeigehen in jede Zelle.
Jäh hechtete Joash ans Gitter, als die Soldaten auf seiner Höhe waren. «Hey, Knochenschleuder! Wann
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