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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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sie. Kann es sein, dass er mich verfolgen und tatsächlich in den Turm hat sperren lassen? Auch diese Möglichkeit schien ihr an den Haaren herbeigezogen. Nein, er hätte mich vorher zur Rede gestellt und mir erst mal gehörig die Leviten gelesen. Ich kenne meinen Vater. Er hätte mich nicht hinterrücks überfallen lassen. So was tut mein Vater nicht . Aber wer dann? Wer hatte ihr dort im Dunkeln zwischen den Rüstungen aufgelauert? Wer waren diese blonden Männer mit den dunklen Anzügen? Was wollten sie von ihr?
    Und Yolanda und Xenia? Was war mit ihnen geschehen? Hatten sie sie auch gefangen genommen? Lagen sie auch irgendwo in der Finsternis, gefesselt an Händen und Füßen, und wunderten sich, was das alles zu bedeuten hatte? Aber je länger sie darüber nachdachte, desto stärker wurde ihre Überzeugung, dass es hier weder um Yolanda noch um Xenia ging, sondern einzig und allein um sie. Auf sie hatten die Männer es abgesehen, und mit einem Mal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es war spontan ihr erster Gedanke gewesen, kurz bevor ihr das Betäubungsmittel die Sinne geraubt hatte. Es lag auf der Hand. Und genau deshalb hatte Katara den Gedanken gleich wieder verdrängt, um nach einer angenehmeren Erklärung zu suchen. Aber im Grunde wusste sie es: Es ging um die Hexenverbrennung! Jemand wollte sie um jeden Preis verhindern! Jemand wollte Isabella befreien, bevor sie hingerichtet wurde! Und der Einzige, der genügend Einfluss hatte, Isabella unbemerkt auf freien Fuß zu setzen, war ihr Vater.
    Deswegen haben sie mich entführt! Sie wollen meinen Vater zwingen, Isabella freizulassen! Und wenn er sich weigert, auf die Erpressung einzugehen … dann … werden sie mich …
    Sie versuchte, den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Doch sie wusste sehr wohl, was auf dem Spiel stand. Ihr Leben gegen das von Isabella. Ein einfacher Tausch. Darum ging es. Entweder würden sie beide sterben oder beide leben, je nachdem, wie Goran sich entscheiden würde. Das war die fürchterliche Realität, mit der sie sich abfinden musste.
    Vielleicht würde ihr Vater gerade jetzt einen Briefumschlag öffnen, der ihm die schreckliche Forderung mitteilte. Vielleicht würde ihr Vater gerade jetzt an seinem Schreibtisch sitzen und verzweifelt darüber nachdenken, wie er sich entscheiden sollte: für das Wohl von Dark City, obwohl es den Tod seiner über alles geliebten Tochter bedeutete, oder für sie, was hieße, dass Isabella freikäme. Ihr Vater war ein pflichtbewusster Mann, der für Dark City bereit war, alles zu opfern. Doch seine Tochter? Würde er tatsächlich so weit gehen?
    Vater, hol mich hier raus!, schrie Katara innerlich und zerrte verzweifelt an ihren Fesseln, hörte aber gleich wieder auf, weil es nur ihre Haut aufschürfte. Ohne fremde Hilfe würde sie nicht freikommen, so viel stand fest. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten. Und so wartete sie.
    Stunden vergingen, ohne dass auch nur das Geringste geschah. Katara überlegte sich, ob sie es wagen sollte, sich irgendwie bemerkbar zu machen.
    «Hallo?», sagte sie vorsichtig. «Hallo? Hört mich jemand? Hallo?» Dem hohlen Klang ihrer Stimme nach zu urteilen, musste sie in irgendeinem Kellerloch sitzen. Auch der Geruch und der Boden aus festgetrampelter Erde erinnerten sie an einen Keller. Irgendwann hörte sie Schritte. Automatisch zog Katara ihre Beine an den Körper und ließ sich zur Seite fallen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Es knirschte, dann wurde irgendwo schräg über ihr eine quietschende Tür geöffnet. Katara hielt die Luft an. Schwere Schritte erklangen auf einer knarrenden Holztreppe. Den Geräuschen nach zu urteilen, mussten es mindestens zwei Personen sein, und es hörte sich an, als würden sie gemeinsam etwas Schweres die Treppe herunterschleppen. Katara fröstelte es. Die Geräusche erinnerten sie an die ihr wohlbekannte Szene, wenn Soldaten die Leiche eines Gefangenen aus dem Kerker trugen, was fast jede Woche geschah. Ihr wurde speiübel.
    Die tragen doch nicht etwa eine Leiche in den Keller? Wer sind diese Kerle? Was um alles in der Welt geht hier vor? Die Unbekannten erreichten die letzte Stufe, und Katara hörte das Geräusch, als der Körper dumpf auf dem Boden aufprallte, nicht weit von ihr entfernt. Ihr stockte der Atem. Kein Zweifel. Es musste eine Leiche sein! Oh, wie sie sich wünschte, von hier wegzukommen! Keine Minute wollte sie länger hier eingesperrt bleiben, nicht hier, nicht neben einer Leiche. Oder waren es

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