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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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wir innerhalb dieser Mauer leben, hat niemand jemals Dark City verlassen.»
    «Warum nicht?»
    «Weil die Mauer zu hoch ist, um darüber zu klettern. Viele haben es versucht, aber keiner hat es jemals geschafft. Die Mauer ist aus einem Material gebaut, das härter als der härteste Diamant ist. Man kann keinen Haken hochwerfen, um sich daran hochzuziehen, man findet keine Kerbe, um die Füße hineinzustellen. Nicht einmal der beste Fassadenkletterer schafft es, an ihr hochzukommen. Man kann sich auch nicht unten durchgraben. Die Mauer reicht so tief in die Erde hinein, bis sie auf den blanken Felsen stößt.»
    «Wie seid ihr dann damals hineingekommen?», wunderte sich Ephrion.
    «Durch ein gigantisches Tor im Osten der Mauer. «Doch das Tor wurde hinter uns verschlossen, und seither ist es niemandem mehr gelungen, es von innen zu öffnen.»
    «Heißt das, wir sind für immer hier drin eingeschlossen?»
    «Wenn nicht jemand das Tor von außen öffnet, dann fürchte ich … ja.»
    «Aber …» Ephrion versuchte das Gehörte irgendwie zu begreifen. «Dann war es eine Falle! Dieser König hat dich und Großmutter und all die anderen Leute in eine gemeine, hinterhältige Falle gelockt! Warum hat er das getan? Wer war dieser furchtbare König Olra?»
    Der Großvater hielt dem kleinen Jungen die Hand auf den Mund und warf einen prüfenden Blick in die Küche, wo Ephrions Mutter noch immer damit beschäftigt war, den zweijährigen Nicolo mit Brei zu füttern.
    «Sei still», sagte er mit eindringlicher, flüsternder Stimme. «Ich habe dir schon zu viel erzählt. Deine Mutter wird mir extrem böse sein, wenn ich noch ein Wort mehr darüber verliere. Du darfst diesen Namen nicht mehr aussprechen, hörst du?»
    Ephrion sah seinen Großvater mit erschrockenen Augen an. Langsam nahm der alte Mann seine große Hand vom Mund des Jungen und hielt ihm drohend den Zeigefinger vor die Nase.
    «Hast du mich verstanden, Ephrion?»
    Ephrion nickte verwirrt. So ernst hatte er seinen Großvater noch nie erlebt. Es machte ihm beinahe ein wenig Angst.
    «Es ist gefährlich, diesen Namen auszusprechen», fuhr der alte Mann fort. «Ich will nicht, dass du deswegen noch in Schwierigkeiten gerätst, verstehst du?»
    «Aber was ist denn so gefährlich daran? Es ist doch bloß ein Name!»
    Anstatt seine Frage zu beantworten, atmete der Großvater einfach nur schwer ein. In seinen Augen lag etwas, das Ephrion nicht definieren konnte. Er wusste, dass Großvater ihm etwas verschwieg, doch er kam nicht dahinter, was es war. Er nahm einen letzten Anlauf, etwas aus ihm herauszulocken.
    «Es ist doch nichts weiter als ein Name! Oder etwa nicht?»
    Die Frage blieb unbeantwortet im Raum hängen. Der Großvater schwieg beharrlich, und Ephrions Puls schlug immer höher. Warum war Großvater auf einmal so eigenartig? Und Mutter? Was war nur in sie gefahren, als sie aus der Küche gerannt kam, wie von einer Wespe gestochen? Warum wollte sie Großvater unbedingt zum Schweigen bringen? Wovor fürchtete sie sich? Und Großvater? Warum wirkte auch er plötzlich so besorgt? Was ging hier vor? Er fand es nicht heraus.
    Doch später hörte Ephrion, wie Großvater und Mutter sich in der Küche ziemlich in die Wolle kriegten. Alles, was sie sagten, klang wie Hieroglyphen in seinen Ohren, und doch wurde er den Verdacht nicht los, dass er allein der Grund war, warum sie überhaupt miteinander diskutierten. Und das tat ihm furchtbar leid. Er hatte Großvater mit seiner Neugier nicht in Schwierigkeiten bringen wollen. Und doch war es so, denn das war das letzte Mal, dass Ephrion seinen Großvater gesehen hatte. Der Junge machte sich große Vorwürfe deswegen. Er wusste, es war seinetwegen, dass Großvater nicht mehr kommen durfte. Obwohl es nicht den geringsten Sinn ergab. Ephrion hatte seine Eltern öfters gefragt, warum Großvater nicht mehr zu Besuch kam. Sie hatten ihm nie eine befriedigende Antwort gegeben. Alles, was sie sagten, war:
    «Es ist besser so.»
    Ephrion hatte nie verstanden, warum es besser sein sollte. Er mochte seinen Großvater. Er hätte noch so viele Fragen gehabt. Und sein Großvater hätte ihm bestimmt alle beantworten können. Es gab wohl auf der ganzen Welt keinen weiseren Mann als Ephrions Großvater. Der Junge vermisste ihn. Er vermisste ihn auch heute noch, obwohl seit jenem verhängnisvollen Tag bereits sieben Jahre verstrichen waren. Ja, er vermisste ihn. Und gerade jetzt musste er an ihn denken, als er mit Mutter, Vater und seinem kleinen

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