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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Fleisch ein. Die Augen nach oben gerichtet, schrie sie mit messerscharfer Stimme triumphierend durch das prasselnde Feuer in die Arena hinaus:
    «Aaaaaarloooooo!»
    Das Echo ihrer Stimme hallte von den Felsen wider, mächtig und schauerlich zugleich. Für einen kurzen Augenblick schien die Existenz von Dark City auf ein einziges Wort zusammengeschrumpft zu sein. Es war ihr letztes in dieser Welt.
    Die tanzenden Flammen verschwammen vor ihren Augen. Ihr Kopf sank schwer auf ihre verbrannte Schulter. Sie spürte, wie sich ihre Seele von ihrem Körper löste, und fühlte sich auf einmal leicht. Sie war am Ziel. Dies war ihr Ende. Und zugleich der Anfang.

31
    Aliyah, Katara, Ephrion und Miro zuckten zusammen. Sie hörten den Schrei ganz klar und deutlich, obwohl sie nicht hätten sagen können, ob sie ihn mit den Ohren hörten oder mit ihrer Seele spürten. Es ging ihnen durch Mark und Bein. Aliyah glaubte, der Schrei würde ihr das Herz aus der Brust reißen. Ephrion stöhnte vor Schmerz. Katara schrie auf, als hätte sie jemand mit einer Peitsche ins Gesicht geschlagen. Miro war leichenblass geworden, und sein ganzer Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Aliyah begann zu wimmern, und Nayati heulte entsetzlich.
    Draußen wurde es mit einem Schlag finster. Ein brausender Sturm zog auf. Der erste Donner grollte, und gleichzeitig zuckten mehrere wilde Blitze. Es krachte ohrenbetäubend. Es hörte sich an, als würden mehrere Felsbrocken von den Bergen ins Tal stürzen. Der Boden unter ihnen begann zu zittern und zu beben. Die Tassen und das Geschirr auf dem Küchentisch klapperten. Die Kochkerze wurde von einem heftigen Windstoß ausgeblasen. Mehrere Teller fielen vom Regal und zersprangen auf dem Fußboden. Gespenstische Dunkelheit legte sich über das Wohnzimmer. Und dann knallte es so gewaltig, als würde der Himmel in zwei Teile zerrissen.
    Aliyah kreischte schrill und hielt sich die Ohren zu. Nayati heulte. Miro rang nach Luft, als wäre ihm jemand an die Gurgel gegangen. Ephrion glaubte, sein letztes Stündchen hätte geschlagen, und die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Katara spürte einen Stich, als würde ein Schwert durch ihre Brust gehen. Sie beobachtete, wie sich die Lippen der alten Frau bewegten. Fast lautlos murmelte sie Worte vor sich hin. Doch Katara konnte nicht verstehen, was das Mütterchen sagte. Anovan hatte im Dunkeln eine Streichholzschachtel gefunden und zündete die neun Dochte der Kochkerze wieder an.
    Die Prophetin musterte die Jugendlichen der Reihe nach. Sie wirkten, als wären sie aus einem Alptraum aufgewacht. Ephrion zitterte wie Espenlaub. Miros weißes Satin-Hemd war vollkommen durchgeschwitzt. Katara atmete heftig. Und Aliyah hatte ihre Hand in Nayatis Fell gegraben. Die unerträglichen Qualen ließen nach, doch der Schrecken stand ihnen nach wie vor ins Gesicht geschrieben. Bestürzung und Unsicherheit spiegelte sich in ihren Augen.
    «Was … was war das eben?», stammelte Ephrion.
    «Isabellas Todesschrei», erklärte die Prophetin, und ein tiefes Seufzen wölbte ihre Brust. «Sie hat ihren Auftrag erfüllt. Die Prophetin hat ihr Leben geopfert, um seinen Namen nach Dark City zurückzubringen. Mit ihrem Tod beginnt eure Mission. So ist es prophezeit, und so wird es sein.»
    Das Mütterchen senkte den Kopf und verharrte einen Moment in andächtiger Stille. Sie weinte nicht, doch der tiefe Schmerz ihrer Seele war beinahe greifbar. Die vier Hünen schauten emotionslos geradeaus und schwiegen. Keiner der Jugendlichen wagte das Schweigen zu brechen. Es schien jetzt nicht angebracht, irgendetwas zu sagen. Isabella war tot.
    Merkwürdige Gefühle stiegen in den vier Teenagern auf, Empfindungen, die sie selbst nicht richtig einordnen konnten. Bis vor Kurzem hatten sie Isabella für eine Hexe gehalten, die nichts anderes verdiente, als elendiglich und qualvoll zu sterben. Doch jetzt, wo sie tot war, kamen ihnen Zweifel. Ja, mehr als das. Es warf Fragen auf. Konnte es sein, dass sie ein Leben lang einer Lüge geglaubt hatten? War es möglich, dass die alte schwarze Frau die Wahrheit sprach? Waren sie tatsächlich etwas Besonderes und Teil einer Prophezeiung, die seit tausend und abertausend Jahren verheißen war und sich durch sie erfüllen würde?
    Die Jugendlichen waren aufgewühlt, und es fiel ihnen schwer, gefasst zu bleiben. Sie hatten alle den Eindruck, als müssten sie sich gleich übergeben. Etwas war mit ihnen geschehen. Etwas, das sie nicht verstanden.
    «Was ist mit uns

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