Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
«Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist, warum ausgerechnet wir das Schwert aus dieser Höhle holen müssen. Höhlen sind unheimlich, finde ich. Da gibt es bestimmt Spinnen und Fledermäuse, und vor Fledermäusen ekelt es mich am meisten.»
«Weichei», grinste Miro und nahm sich ebenfalls einen weiteren Schokoladenkeks. Langsam, fand er, begann die Sache interessant zu werden. Die pummelige Schwarze warf ihm jedoch einen ernsten Blick zu.
«Wähnt euch niemals in Sicherheit. Euer Weg ist gesäumt von Gefahren. Und was die Grolchenhöhle betrifft: Ich muss euch warnen. Es ist nicht ganz ungefährlich, sie zu betreten.»
«Warum?», fragte Aliyah. «Was ist so gefährlich an ihr?»
Die Prophetin runzelte die Stirn. «Nicht jeder, der sie betritt, schafft es, sie lebend wieder zu verlassen.»
«Na prima», murmelte Ephrion. «Da fühle ich mich doch gleich viel besser.»
«Vermeidet jedes Geräusch», warnte sie das Mütterchen, während sie jeden der Reihe nach anblickte, um sicherzugehen, dass sie die Ernsthaftigkeit ihres Ratschlages erkennen würden, «geht langsam und schaut nie hinter euch, auf keinen Fall.»
«Warum nicht?», fragte Miro.
«Haltet euch an diese Regeln, Kinder, und es wird euch nichts geschehen.»
«Und wo genau finden wir das Schwert?», erkundigte sich Katara.
«Folgt einfach dem Hauptgang bis zur Mitte der Höhle. Aber denkt daran: kein Lärm, keine schnellen Bewegungen und kein Blick zurück.»
«Keine Bange», versprach Miro und plusterte sich auf wie ein stolzer Hahn. «Wir werden das schon hinkriegen. Schließlich sind wir jetzt so was wie Helden, hab ich Recht?»
«Seid einfach vorsichtig», ermahnte die Alte sie erneut, und zum ersten Mal schwang in ihrer Stimme eine Spur von Besorgnis mit. «Das Schwert ist nur der erste Teil eurer Aufgabe. Ihr habt wenig Zeit. Wenn ihr Drakars Burg nicht bis morgen Abend erreicht, ist alles verloren.»
«Moment», meinte Katara. «Was sollen wir in Drakars Burg?»
«Oh, habe ich es nicht erwähnt? Ich werde wirklich langsam vergesslich! Es gibt noch einen fünften, der zu euch gehört. Sein Name ist Joash. Leider war es uns nicht möglich, ihn rechtzeitig herzubringen. Er sitzt im Kerker in Drakars Burg und soll übermorgen hingerichtet werden.»
«Bei Shaíria», murmelte Ephrion, «das wird ja immer besser.» Und Katara fiel ein:
«Ihr verlangt doch nicht etwa von uns, dass wir einen Gefangenen aus dem Kerker befreien?»
Das Mütterchen lächelte sanft. «Es bleibt euch nichts anderes übrig, mein Kind. Ohne den Burschen könnt ihr eure Mission nicht antreten. Ihr werdet ihn brauchen.»
Katara erhob sich voller Erregung von ihrem Stuhl und nahm mehrere Anläufe, etwas zu sagen. Sie war aber so perplex, dass sie es erst beim dritten Mal schaffte. «Ist Euch eigentlich klar, was Ihr da von mir verlangt? Ihr wisst ganz genau, wer mein Vater ist, und da glaubt Ihr allen Ernstes, dass ich mich wie ein Dieb in die Burg schleiche?»
«Bei Shaíria», murmelte Miro, dem auf einmal ein Licht aufging, «du bist Gorans Tochter.»
«Gorans Tochter?», fragte Aliyah. «Du meinst, der Goran?»
«Ja, der Goran», bestätigte Ephrion zwischen zwei Bissen mit großen Augen, stolz darauf, dass er dies schon vor den andern gewusst hatte. «Da staunt ihr, was? Sie hat es mir im Kartoffelkeller erzählt. Ihr Vater ist die rechte Hand des Königs. Ansgar würde vor Neid erblassen, wenn er wüsste, mit wem ich an einem Tisch sitze.»
«Du bist mir von Anfang an irgendwie bekannt vorgekommen», fuhr Miro fort. «Ich meine, nicht, dass ich dich kenne, ich war auch noch nie in Drakars Burg, aber gehört hab ich schon einiges über dich.»
Katara ging nicht auf Miros Bemerkungen ein. Stattdessen stiefelte sie wie ein gefangener Tiger im Raum hin und her. Sie war in ganz andere Gedanken vertieft.
«Tag und Nacht ist es die einzige Sorge meines Vaters, dass der König in Sicherheit ist und niemand ungesehen in die Burg kommt oder sie ohne Genehmigung verlässt. Und ausgerechnet ich, die Tochter des ersten schwarzen Ritters, soll mich heimlich in den Kerker schleichen?»
«Es wäre nicht das erste Mal», sagte das Mütterchen schlicht.
«Das war etwas anderes», knurrte Katara. «Außerdem, in der Burg wimmelt es von Wachen. Und jeder kennt mich. Glaubt mir, wir würden es nicht mal lebend bis in den Burghof schaffen. Es geht nicht. Was Ihr von uns verlangt, ist absolut unmöglich.»
Die Prophetin seufzte tief. «Dann, fürchte ich, wird wohl auf
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